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Roberto Lepetit 1906 - 1945 Bearbeiten

Geboren 29.8.1906 in Lezza
Gestorben 4.5.1945 in Ebensee

Biografie

Roberto Lepetit ist ein bekannter Mailänder Unternehmer, Besitzer der gleichnamigen chemisch-pharmazeutischen Firma. Als Antifaschist bewegt er sich nach dem italienischen Waffenstillstand in den Kreisen des Partito d’Azione (Aktionspartei) und organisiert ein persönliches Solidaritätsnetzwerk mit Juden, ehemaligen Internierten und politisch Verfolgten. In diesem Rahmen finanziert er das Nationale Befreiungskomitee, beliefert es mit in seinem Betrieb produzierten Medikamenten und organisiert heimliche Treffen in seinen Büroräumen. Seine Einbindung in die Untergrundaktivitäten wird durch seine Zusammenarbeit mit einem von den militärischen Geheimdiensten der Regierung Badoglio entsandten Offizier immer stärker. Dieser ist nach Norditalien gekommen, um strategisch wichtige Informationen über die Logistik des deutschen Besatzungsapparates zu sammeln und zu übermitteln.

Am 29. September 1944 wird Lepetit von der SS verhaftet und im Mailänder Gefängnis San Vittore gefangen gehalten. Seine Verhaftung und das Scheitern von Befreiungsversuchen werfen noch unbeantwortete Fragen auf.

Ab 17. Oktober im KZ Bozen interniert, kann Lepetit hier, in Verbindung mit seinen Mailänder Kontaktleuten, eine bedeutende Untergrundaktivität entfalten, und eine Apotheke im Lager einrichten. Er wird am 18. November 1944 nach Mauthausen deportiert, wo er am 21. November eintrifft (Transport Nr. 104, Häftlingsnummer 110300). Hier muss er Zwangsarbeit leisten, was seine Gesundheit angreift. Nach der Überstellung ins Außenlager Melk am 6. Dezember wird Lepetit am 13. April 1945 weiter nach Ebensee gebracht, wo er am 4. Mai 1945 stirbt. Er hinterlässt seine Witwe Hilda und die beiden jungen Söhne Emilio und Guido, die beim Architekten Giò Ponti ein Denkmal in Auftrag geben, das heute in Ebensee steht.

Nachdem Hilda vom Tod ihres Ehemanns erfährt, beginnt sie mit großer Sorgfalt Dokumente und Zeugenberichte zu sammeln, um die Geschehnisse zu ergründen, die zu Robertos Tod geführt haben. Dieses Material, zusammen mit weiteren schriftlichen und mündlichen Quellen über das Leben und die Aktivitäten des Mailänder Unternehmers, sind die Grundlage für die Rekonstruktion der Biografie, die die Figur eines großen, verkannten Industriellen ins Licht rückt. Daraus entsteht das Bild einer packenden Unternehmens-, Sozial- und Politikgeschichte, die Erinnerung an einen „bürgerlichen Helden“ und Menschenfreund, der den Idealismus seinen eigenen familiären und wirtschaftlichen Interessen vorangestellt hat.

Susanna Sala Massari

ANED

Susanna Sala Massari ist Autorin, Forscherin sowie Archivarin und für die Fondazione Memoria della Deportazione in Mailand tätig.

 

Aus dem Italienischen von Camilla Brunelli

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