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Calogero Pintorno 1913 - 1944 Bearbeiten

Geboren 20.6.1913 in Villarosa
Gestorben 15.9.1944 in Hartheim

Biografie

In den 1930er-Jahren zieht Calogero Pintorno nach Mailand, wo bereits sein Patenonkel lebt. Dieser soll ihm dabei helfen, eine neue Existenz aufzubauen, was aber an der schlechten wirtschaftlichen Lage scheitert. Im Verlauf des Jahres 1939 begegnet er Alberta Marangoni, die am 9. Dezember 1942 seine Frau wird. Nach einer Anstellung bei Caproni Aeronautici Bergamaschi wird er von der Compagnia Generale di Elettricità eingestellt, wo er den Bewachungsdienst im Eingangsbereich übernimmt.

Wegen einer Deformation seiner Zehen, die ihm beim Gebrauch der Militärstiefel Schmerzen bereiten, zieht er sich aus dem Militärdienst zurück, was auf Missbilligung stößt, und in der Folge wird er entlassen.

Schon im Dezember 1942 wird bei ihm wegen des Verdachts der Zugehörigkeit zum Comitato di Liberazione Nazionale (Nationales Befreiungskomitee, CLN) eine Hausdurchsuchung durchgeführt, die aber ohne Ergebnis bleibt. Am 3. März 1944 wird er in seiner Wohnung „aufgegriffen“ und ins Mailänder Gefängnis San Vittore gebracht. Dies geschieht unter dem Vorwand, er sei von einer wegen fehlender Papiere festgenommenen Person als derjenige benannt worden, der sie identifizieren könne. Seine extreme Verstörung und die Weigerung der Polizisten, seiner Frau zu erlauben, ihn in dieser Situation zu begleiten, machen den Ernst der Lage klar. Als sich seine Schwiegermutter am nächsten Tag ins Gefängnis begibt, um ihn mit frischer Wäsche zu versorgen – und um ihn zu sehen –, antwortet man ihr, dass er nach Hause komme, noch bevor ihm die Wäsche ausgehändigt werde. Der Ehefrau gelingt es nicht mehr, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Dem Wachposten außerhalb des Gefängnisses gelingt es gerade, sie heimlich darüber zu informieren, dass „sie ins Durchgangslager Fossoli abgefahren sind“. Die Briefträgerin, die ihn aus der Entfernung im Gefängnishof gesehen hatte, erzählt seiner Frau, dass er sehr gerührt war und sie aufgefordert hatte, seiner Frau und seinem Kind Küsse zu übermitteln. Nach einigen Monaten erhält seine Frau von offizieller italienischer Seite die Mitteilung, dass ihr Mann in Folge von britisch-amerikanischen Bombenangriffen über Mauthausen zu Tode gekommen war. Eine große historische Lüge!

Zu Hause hat man immer den Verdacht gehabt, er sei Opfer einer Denunziation gewesen. Die Nachforschungen haben keinen Hinweis auf seine Zugehörigkeit zum CLN erbracht.

Er wird erst ins Durchgangslager Fossoli gebracht, dann über den Brenner nach Mauthausen (Häftlingsnummer 57349) und schließlich in die als „Häftlingssanatorium“ getarnte Tötungsanstalt Schloss Hartheim, wo man ihn ermordet.

Giuseppe Pintorno

ANED, Sektion Mailand / Fondazione memoria della Deportazione

 

Giuseppe Pintorno ist der Sohn von Calogero Pintorno und Mitglied der Associazione nazionale ex deportati (ANED), Sektion Mailand.

 

Aus dem Italienischen von Camilla Brunelli

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