Михаил Александрович Акимов / Michail Alexandrowitsch Akimow1920 - 1944Edit
Born 23.2.1920 in Leningrad / Sankt-Peterburg Died 25.9.1944 in Mauthausen
Biography
Michail Alexandrowitsch Akimow wurde am 23. Februar 1920 in Leningrad geboren. Nachdem er acht Klassen der allgemeinen Schule beendet hatte, erlernte er den Beruf des Fräsers in der Fabrik- und Werkschule des Maschinenbauwerks N7 „Arsenal“, das Artilleriesysteme herstellte. Von 1934 bis 1939 arbeitete er im Werk als Fräser, von 1939 bis 1940 als Vorarbeiter. Gleichzeitig besuchte er einen der Leningrader Fliegerklubs. Jeder Leningrader Fliegerklub hatte eine reiche Vorkriegsgeschichte und bildete viele Piloten, Fallschirmspringer und Flugzeugtechniker aus. Nach Beendigung der Ausbildung mit ausgezeichnetem Erfolg erhielt auch Michail den Rang eines Piloten.
1940 wurde er durch das Militärbezirkskommissariat des Wyborgskij-Bezirkes der Stadt Leningrad in Fliegertruppen der Roten Armee einberufen. Bald brach der Krieg aus, und am 25. August 1941 bekam Anna Alexeewna den letzten Brief von ihrem Sohn. Vier lange Jahre erfuhr sie nichts von ihm. Erst im sieghaften Jahr 1945 schrieb ihr ein Major aus Gorkij namens Nikolaj Sergejewitsch Batajew – ein Freund von Michail, der zusammen mit ihm in der Gefangenschaft gewesen war. Im Juli 1943 hatte er Michail im Arbeitskommando der Kriegsgefangenen in der bayerischen Stadt Amberg getroffen. Das heitere Gemüt Michails änderte sich auch in der Gefangenschaft nicht. Mit seiner Lebensfreude flößte er seinen Kameraden Optimismus und den Glauben an eine bessere Zukunft ein und half ihnen dadurch, Entbehrungen der Gefangenschaft zu überwinden. Die Kriegsgefangenen hatten in ihrem Inneren genug Kraft und Motivation, um heimlich alle sowjetischen Feste zu feiern, trotz der Lagerbedingungen, die Nikolaj Sergejewitsch Batajew als unmenschlich beschrieb, und trotz der schlechten Ernährung, die laut Batajew „schlimmer als für Schweine“ war.
Michail Akimow wurde im November 1943 mit der Diagnose „schwerer Magenkatarrh“ ins Lazarett für Kriegsgefangene nach Neumarkt gebracht. Aber auch im Lazarett bekamen Patienten nur Brot aus Holzmehl und Kohlrübenbrühe mit verfaulten, ungeschälten Kartoffeln. Von dort wurde Michail im Jänner 1944 ins Ebelsbacher Lazarett überstellt. Laut Recherchen des Historikers Reinhard Otto war dieses Lazarett eines der Zentren einer geheimen Widerstandsorganisation der sowjetischen Kriegsgefangenen, die „Brüderliche Vereinigung der Kriegsgefangenen“ hieß. Die Organisation in Ebelsbach wurde von den gefangenen Ärzten Nikolaj Iwanowitsch Kononenko und Wasilij Alexeewitsch Sidorow geleitet. In kürzester Zeit gelang es ihnen, ein verzweigtes Netz der Widerstandsbewegung zu schaffen, die zahlreiche Arbeitskommandos der Kriegsgefangenen im XIII. Wehrkreis umfasste. Eine Bestätigung dieser Tatsache kann man in Kriminalpolizeiblättern und Personalkarten der Kriegsgefangenen finden, die voll von Mitteilungen über Fluchten und von Vermerken über Strafen sind. So hatte die Flucht des sowjetischen Kriegsgefangenen Leonid Daniilowitsch Bondarenko aus dem Arbeitskommando 10705 Mellrichstadt bereits eine vierstellige Nummer (1122).
Die geheime Organisation der Kriegsgefangenen geriet ins Visier der Gestapo, und im Sommer 1944 fingen die Verhaftungen an. Im Juli 1944 wurden Michail Akimow und 20 weitere „Ebelsbacher“ verhaftet und ins KZ Mauthausen überstellt. Am 25. September 1944 wurde Akimow exekutiert. Nikolaj Batajew erfuhr die Details über den Tod von Michail Akimow erst nach dem Krieg von überlebenden Kameraden, die aus dem KZ Mauthausen befreit worden waren. Man sagte, er sei gemeinsam mit weiteren 150 abgemagerten Kameraden halblebendig im Krematorium verbrannt worden.
„Der Tod von Mischa war ein großer Verlust, ihn kannten Tausende und in vielen Verbänden.“ Ganze zehn Jahre lang wartete Anna Alexeewna auf eine offizielle Benachrichtigung über das Schicksal ihres Sohnes, aber Anfragen an Militärkommissariate und heimische Behörden ergaben nichts. Und dann wandte sich die verzweifelte Mutter und Heldin, Trägerin des Ordens „Mutterruhm“, an das Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR. Dank dieses Briefes, der sich heute im Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation befindet, ist uns nicht nur die Vorkriegsbiografie von Michail Alexandrowitsch Akimow, sondern auch sein tragisches Schicksal bekannt.
Warwara Turowa
Warwara Turowa, geb. 1956 in Kramatorsk (heute Ukraine), aufgewachsen in Swerdlowsk (heute Ekaterinburg, Russland), ist Doktorin der Mathematik und Physik, und wohnt und arbeitet derzeit in München.
Michail Alexandrovich Akimov was born on 23 February 1920 in Leningrad. After completing eight years of general schooling he trained as a cutter in the Factory and Works’ School of Mechanical Engineering Works N7 ‘Arsenal’, which produced artillery systems. From 1934 to 1939 he worked in the factory as a cutter and from 1939 to 1940 as a foreman. At the same time he attended one of Leningrad’s flying clubs. All of Leningrad’s flying clubs had a rich pre-war history and trained many pilots, paratroopers and aeroplane technicians. After completing his training with distinction, Michail attained the rank of pilot.
In 1940 he was called up to join the Air Forces of the Red Army by the military district commissariat of the Vyborgsky district of the city of Leningrad. War soon broke out and on 25 August 1941 Anna Alexeevna received the final letter from her son. For four long years she knew nothing about what had happened to him. Only in the year of triumph, in 1945, did she receive a letter from a major from Gorky by the name of Nikolai Sergeevich Bataev – a friend of Michail’s who was in captivity with him. He had met Michail in July 1943 in a work detachment of prisoners of war in the Bavarian town of Amberg. Michail’s exuberant personality had not been altered by imprisonment. With his energy for life he instilled optimism and the belief in a better future in his comrades and helped them to overcome the deprivations of captivity. The prisoners of war had enough inner strength and motivation to celebrate all the Soviet holidays in secret, despite conditions in the camp, which Nikolai Sergeevich Bataev described as inhuman, and despite the appalling rations, which according to Bataev were ‘worse than for pigs’.
In November 1943, Michail Akimov was taken to the field hospital for prisoners of war in Neumarkt with a diagnosis of ‘severe stomach catarrh’. But even in the infirmary the patients were only given bread made of wood flour and a watery turnip broth with mouldy, unpeeled potatoes in it. In January 1944 Michail was transferred to the Ebelsbach infirmary. According to research carried out by the historian Reinhard Otto, this field hospital was the centre of a secret resistance organisation of Soviet prisoners of war called the ‘Fraternal Association of Prisoners of War’. The organisation in Ebelsbach was led by the imprisoned doctors Nikolai Ivanovich Kononenko and Vasily Alexeevich Sidorov. Within a short space of time they managed to create a widespread network of resistance encompassing several of the work detachments of prisoners of war in the XIIIth military district. This fact is confirmed by the newsletters of the Criminal Police and the index cards for the prisoners of war, which are full of reports of escapes and notices of punishment. The escape of the Soviet prisoner of war Leonid Daniilovich Bondarenko from work detachment 10705 Mellrichstadt already bore a four-figure number (1122).
The Gestapo set its sights on the secret organisation of prisoners of war and, in summer 1944, the arrests began. In July 1944 Michail Akimov and 20 other ‘Ebelsbachers’ were arrested and transferred to Mauthausen concentration camp. On 25 September 1944 Akimov was executed. Nikolai Bataev only learned the details of Michail Akimov’s death after the war from comrades who had survived, who had been liberated from Mauthausen concentration camp. They reported that he was among the 150 emaciated comrades who were burned, half alive, in the crematorium.
‘Mischa’s death was a great loss, he was known by thousands and by many units.’ Anna Alexeevna waited a whole ten years for official notification of her son’s fate but enquiries to the military commissariats and local authorities yielded nothing. And then the despairing mother and hero, holder of the ‘Order of Maternal Glory’, turned to the Presidium of the Supreme Soviet of the USSR. Thanks to this letter, held today in the Central Archive of the Ministry of Defence of the Russian Federation, we know not only about Michail Alexandrovich Akimov’s pre-war life, but also about his tragic fate.