Born 1919 in Asirik-Dschirdachan Died 25.6.1944 in Hartheim
Biography
Allachwerdi Nabiewitsch Dschafarow gehörte einer Häftlingsgruppe im KZ Mauthausen an, über die sehr wenig bekannt ist, obwohl sie immerhin etwa 4.500 Personen umfasst – den Angehörigen „Landeseigener Verbände“ (LeV).
Er wurde 1919 in dem kleinen aserbaidschanischen Dorf Asirik-Dschirdachan, Rayon Taus im Oblast Baku, geboren. Aserbaidschan war zum dem Zeitpunkt noch ein unabhängiger Staat, wurde aber am 30. Dezember 1922 Teil der Sowjetunion. 1939 wurde er, obwohl noch Schüler, als einfacher Soldat zur Roten Armee eingezogen und geriet am 19. September 1941 bei Kiew in Gefangenschaft. Sein Vater war zu dem Zeitpunkt offensichtlich schon verstorben, denn als nächste Angehörige gab er seine Mutter Pheri Mamedowa an, die in seinem Geburtsort lebte.
Wie viele andere Aserbaidschaner scheint Dschafarow die atheistisch ausgerichtete Sowjetunion abgelehnt zu haben, Gründe dürften sowohl in der Angliederung ihres zuvor unabhängigen Staates in die Sowjetunion als auch seine islamische Religion gewesen sein. Die Deutschen nutzten das und begannen 1942, sogenannte Turkverbände, die Ostlegionen, aufzustellen, die an ihrer Seite gegen die Sowjetunion kämpfen sollten. Auf seiner Personalkarte, auf der sein Vorname Allahwerdi (= der von Allah Geschenkte) zu Chalach Werdi verballhornt wurde, ist vermerkt, dass er am 6. Juli 1942 der Legion beitrat, und dort dem 805. Infanterie-Bataillon angehörte. Bei seinem Eintritt wurde er auf Hitler vereidigt, war von dem Zeitpunkt an Angehöriger der Deutschen Wehrmacht und unterlag damit auch der deutschen Militärgerichtsbarkeit. Aus rassistischen Gründen misstrauten die Deutschen allerdings den Angehörigen der Turkvölker, denn diese galten ihnen als unzuverlässig und disziplinlos, nur Zwang konnte aus ihrer Sicht zum militärischen Erfolg führen. Deswegen wurden für Disziplinlosigkeit und Verbrechen harte Strafen angedroht, die in der Entlassung aus der Wehrmacht und der Rückführung in die Kriegsgefangenschaft gipfelten.
Nach einem Einsatz auf der Krim wurde Dschafarow am 5. August 1943 wegen unerlaubter Entfernung von der Truppe zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, damit aus der Wehrmacht entlassen und als Kriegsgefangener in das Stalag 333 Ostrow (Generalgouvernement) gebracht, das eine spezielle Strafabteilung für Legionäre besaß. Das wurde auf seiner Personalkarte mit einem auffälligen roten Stempel „STRAF-LEGIONÄR“ vermerkt. Dort wurde er erneut als Kriegsgefangener registriert und erhielt eine Erkennungsmarke mit der Bezeichnung 333/8162. Zugleich wurde er auf seine „Kriegsbrauchbarkeit“, gleichbedeutend mit Arbeitseinsatz, hin untersucht. Seine Tat wurde jedoch als so schwerwiegend angesehen, dass er in einem speziellen Sonderlager untergebracht werden sollte, das dem KZ Mauthausen angegliedert war, wo verurteilte und ausgeschlossene „LeVler“ zu härtester körperlicher Arbeit angehalten werden sollten. Über das Stalag 366, das seit Oktober 1943 als „Durchschleusungslager für ausgeschlossene Turkvolkangehörige von der Ostfront“ diente, wurde er am 28. Jänner 1944 in das „Kriegsgef. Arb. Lager Mauthausen-Gusen“ versetzt, wo er am 3. Februar 1944 zusammen mit 156 weiteren „LeVlern“ eintraf. Nach dem Eintreffen erfolgte seine Registrierung unter der Häftlingsnummer 51228, seine Ankunft wurde dem Oberkommando der Wehrmacht (OKW) sowohl unter seiner Erkennungsmarken- als auch dieser Häftlingsnummer gemeldet. Er war de facto KZ-Häftling, de jure aber weiterhin Kriegsgefangener in der Obhut der Wehrmacht und wurde als solcher in der Lagerstatistik geführt. Ein spezielles Sonderlager für diese Kriegsgefangenen gab es allerdings in Mauthausen nicht; sie wurden allem Anschein nach in verschiedenen Blocks untergebracht und mit anderen Häftlingen zur Arbeit eingesetzt.
Allachwerdi Dschafarow war 1,63 Meter groß, hatte schwarze Augen und schwarzes Haar. Als besondere Kennzeichen wurden sein „sowiet. Aussehen“ und eine Narbe an der Oberseite des linken Oberarms notiert. Neben seiner Muttersprache konnte er sich auf Russisch und Deutsch verständigen. Laut Totenbuch starb er in Mauthausen am 25. Juni 1944 an „akutem Dickdarmkatarrh und Kreislaufschwäche“. Tatsächlich wurde er in der Tötungsanstalt des Schlosses Hartheim ermordet.
Im selben Dorf wurde, nur ein Jahr früher, der spätere Held der Sowjetunion Mastan Astan Aliew geboren. Er fiel am 23. April 1945 bei der Eroberung Berlins. Als Kinder werden sie zusammen gespielt haben.
Reinhard Otto
Reinhard Otto hat die Recherchen zu sowjetischen Deportierten für die neuen Dauerausstellungen in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen geleitet. Er arbeitet seit mehr als 30 Jahren zum Thema „Sowjetische Kriegsgefangene“.
Allakhverdi Nabievich Dzhafarov belonged to a group of prisoners in Mauthausen concentration camp about whom little is known, despite numbering some 4,500 people – members of the ‘Landeseigene Verbände’ (LeV).[1]
He was born in 1919 in the small Azerbaijani village of Asirik-Dzhirdakhan in the Taus district of Baku oblast. At that time Azerbaijan was still an independent state but it became part of the Soviet Union on 30 December 1922. In 1939, although still at school, he was drafted into the Red Army as an ordinary soldier and was captured on 19 September 1941 near Kiev. It seems that his father was already dead by this point because he listed his mother, Pheri Mamedova, who lived in his place of birth, as his next of kin.
Like many other Azerbaijanis, it appears Dzhafarov rejected the atheist outlook of the Soviet Union. The reasons for this may have been both the Soviet Union’s incorporation of their previously independent state and their Islamic religion. The Germans took advantage of this and, in 1942, began to create so-called ‘Turkverbände’ (‘Turkic Formations’), the ‘Ostlegionen’ (‘Eastern Legions’), which were to fight on their side against the Soviet Union. On his index card, on which his first name, Allahverdi (= he whom Allah has bestowed) was corrupted to Khalakh Verdi, it is noted that he joined the legion on 6 July 1942 and belonged to the 805th Infantry Battalion. On joining he swore an oath to Hitler and from that point on he was a member of the German Wehrmacht, meaning that he was also subject to German military jurisdiction. However, the Germans mistrusted the members of the Turkic peoples on racist grounds and considered them unreliable and lacking in discipline; from their point of view only force could lead to military victory. For this reason harsh punishments were threatened for crimes and lack of discipline, culminating in dismissal from the Wehrmacht and a return to war imprisonment.
After an engagement on Crimea, on 5 August 1942 Dzhafarov was sentenced to three years’ imprisonment for remaining away from his unit without authorisation. With this he was expelled from the Wehrmacht and as a prisoner of war he was taken to Stalag 333 Ostrow (General Government), which had a special punishment block for legionaries. This was noted on his index card with the conspicuous red stamp ‘STRAF-LEGIONÄR’ (‘punishment legionary’). There he was reregistered as a prisoner of war and was given an identification tag bearing the number 333/8162. At the same time he was assessed for his ‘war usefulness’, which meant his ability to work. However, his crime was seen as so serious that he was to be sent to a special camp attached to the Mauthausen concentration camp where convicted and expelled ‘LeVs’ would be forced to carry out back-breaking physical labour. Via Stalag 366, which had operated since October 1943 as a ‘Transit camp for expelled Turkic members from the Eastern Front’, on 28 January 1944 he was transferred to the ‘Prisoner of war work camp Mauthausen/Gusen’, where he arrived on 3 February 1944 together with 156 other ‘LeVs’. Arrival was followed by registration under prisoner number 51228; his arrival was reported to the Oberkommando der Wehrmacht (OKW – High Command of the Armed Forces) both under his identification number and this prisoner number. He was de facto a concentration camp prisoner, but de jure he was still a prisoner of war in the Wehrmacht’s charge and was listed as such in the camp statistics. There was not, however, a special camp for these prisoners of war in Mauthausen; by all appearances they were assigned to different blocks and put to work with the other prisoners.
Allakhverdi Dzhafarov was 1.63m tall, had black eyes and black hair. Noted as distinguishing features were his ‘Soviet appearance’ and a scar on the upper side of his upper left arm. Apart from his native language he could make himself understood in Russian and German. According to the death register he died in Mauthausen on 25 June 1944 from ‘acute colitis and circulatory weakness’. In reality he was murdered in the Hartheim Castle killing facility.
In the same village, just one year earlier, the future hero of the Soviet Union, Mastan Astan Aliev, had been born. He fell on 23 April 1945 during the capture of Berlin. As children they would have played together.
Reinhard Otto
Translation into English: Joanna White
[1] Translator’s note: the LeV were made up of former Red Army prisoners of war who had switched to fight for the German side.