Bolesław Mellerowicz, Catholic, Polish, well respected lawyer, loving husband and father of two daughters.
My Father was born in 1894 in Poland under Russian domination (Poland was partitioned by Russian, Prussian and Austrian powers from 1795–1918). Poles were not admitted to higher studies in this territory and for this reason my father studied law in Vienna and Berlin.
During First World War he enrolled in the Second Regimen of Cavalry but became ill with typhus and was sent home.
He married and started to work as a judge in Katowice. Later on he practiced as a lawyer in Kalisz.
In September 1939, as Nazi Germany invaded Poland he expected to be called to arms but he wasn’t and tried to get a lawyer’s position in the General Government.
Unfortunately, the agreement came two days after his arrest on April 15, 1940. He was arrested along with many of the Polish intelligentsia: doctors, lawyers, priests and teachers.
First he was sent to Dachau and three months later he was transferred to Mauthausen/Gusen, the worst concentration camp: Almost none of the prisoners arrested in 1940 survived to the end of war.
On the way to the camp he managed to send a card to my mother asking her not to worry about him because he was concerned about her heart problems. She passed away in 1949 at the age of 50.
At the same time the liquidation of Jews started. My mother still waiting for her husband in Warthegau hid two Jewish girls regardless of risk to her own family.
My father was in excellent health and survived his other nine companions from Kalisz, but in the end he was killed by hypothermia after being placed in cold water along with 38 other people.
My sister was arrested the first day of Warsaw Uprising of 1944 and sent to Germany to an ammunition factory at the age of 16.
It cannot be fathomed why he was chosen for death. But it has been said: “He is truly Lord’s servant who can endure injustice.” I cannot help but imagine that in his last days he hoped and prayed that his death may be the ransom for his family’s life. And his prayer was heard since now a fourth generation of descendants can look up to him and his portrait.
As a final tribute I would like to share this prayer written in a concentration camp by a Jewish prisoner:
“Peace to all men of evil will! Let there be an end to all vengeance, to all demands for punishment and retribution... Crimes have surpassed all measure, they can no longer be grasped by human understanding. There are too many martyrs … And so, weigh not their sufferings on the scales of thy justice, Lord, and lay not these sufferings to the torturers' charge to exact a terrible reckoning from them. Pay them back in a different way! Put down in favour of the executioners, the informers, the traitors and all men of evil will, the courage, the spiritual strength of the others, their humility, their lofty dignity, their constant inner striving and invincible hope, the smile that staunched the tears, their love, their ravaged, broken hearts that remained steadfast and confident in the face of death itself, yes, even at moments of the utmost weakness . . . Let all this, О Lord, be laid before thee for the forgiveness of sins, as a ransom for the triumph of righteousness, let the good and not the evil be taken into account! And may we remain in our enemies' memory not as their victims, not as a nightmare, not as haunting spectres, but as helpers in their striving to destroy the fury of their criminal passions. There is nothing more that we want of them. And when it is all over, grant us to live among men as men, and may peace come again to our poor earth — peace for men of goodwill and for all the others…” (translation quoted from a book by Anthony Bloom: Living Prayer)
Jadwiga Urbanski, daughter
Bolesław Mellerowicz war ein polnischer Katholik, hochangesehener Rechtsanwalt sowie liebevoller Ehemann und Vater zweier Töchter.
Mein Vater wurde 1894 im von Russland besetzten Teil Polens geboren (Polen war von 1795 bis 1918 auf Russland, Preußen und Österreich-Ungarn aufgeteilt). Da der polnischen Bevölkerung im russisch besetzten Gebiet der Zugang zu einer höheren Schulbildung verwehrt wurde, ging mein Vater zum Studium der Rechtswissenschaften nach Wien und Berlin.
Im Ersten Weltkrieg trat er in das Zweite Kavallerieregiment ein, wurde aber nach einer Typhuserkrankung aus der Armee entlassen und nach Hause geschickt.
Er heiratete und erhielt eine Richterstelle in Kattowitz. Später arbeitete er als Rechtsanwalt in Kalisch (Kalisz).
Im September 1939, als Nazi-Deutschland Polen überfiel und mein Vater entgegen seinen Erwartungen nicht eingezogen wurde, versuchte er eine Stelle als Rechtsanwalt in der Regierung zu erhalten.
Leider kam die Zusage zwei Tage nach seiner Verhaftung am 15. April 1940. Zusammen mit meinem Vater wurden zahlreiche polnische Intellektuelle verhaftet: Ärzte, Anwälte, Priester und Lehrer.
Zuerst wurde er nach Dachau deportiert, von wo er drei Monate später nach Mauthausen/Gusen überstellt wurde, dem schlimmsten Konzentrationslager von allen: Fast niemand von den 1940 verhafteten Personen erlebte das Ende des Krieges.
Auf dem Weg ins Lager gelang es ihm, meiner Mutter eine Karte zu schicken, in der er sie bat, sich um ihn keine Sorgen zu machen. Mein Vater war in großer Sorge um meine Mutter, die unter Herzproblemen litt (und 1949 im Alter von nur 50 Jahren starb).
Zur gleichen Zeit begann die Liquidierung der Juden. Meine Mutter, die damals noch immer in Warthegau auf meinen Vater wartete, versteckte ungeachtet der Risiken für ihre eigene Familie zwei jüdische Mädchen.
Mein Vater überlebte dank seiner ausgezeichneten Gesundheit neun seiner Kameraden aus Kalisch, starb aber letztendlich an Unterkühlung, nachdem er zusammen mit 38 anderen Personen für längere Zeit in kaltes Wasser gesteckt wurde.
Meine Schwester wurde am ersten Tag des Warschauer Aufstandes 1944 verhaftet und im Alter von 16 Jahren nach Deutschland zur Arbeit in eine Munitionsfabrik geschickt.
Niemand weiß, warum gerade mein Vater sterben musste. Aber es heißt ja: „Er, der Unrecht ertragen kann, ist der wahrhaftige Diener des Herrn.“ Ich hoffe, dass mein Vater in seinen letzten Tagen Trost im Gebet und im Glauben daran fand, dass er mit seinem Tod für das Überleben seiner Familie bezahlte. Und seine Gebete wurden erhört. Bereits die vierte Generation seiner Nachkommen schaut zu ihm und seinem Portrait auf.
Das nachstehende, von einem jüdischen Häftling in einem Konzentrationslager verfasste Gebet ist eine letzte Ehrung für meinen Vater:
„Friede allen Menschen, die bösen Willens sind, auf dass jedwede Rache wie auch jeder Aufruf zu Strafe und Vergeltung ein Ende habe. Die Übeltaten übersteigen jedes Maß, sie sind jenseits menschlichen Verstehens. Es gibt zu viele Märtyrer. Daher, Herr, wäge unsre Leiden nicht auf der Waage Deiner Gerechtigkeit und rechne diese Leiden nicht den Henkern an, damit sie nicht zu schrecklicher Rechenschaft genötigt seien. Vergelte auf andere Weise. Nein, schreibe den Henkern, den Denunzianten und Verrätern, ja, allen schlechten Menschen die ganze Tapferkeit, die ganze Seelenstärke der Andern gut – ihre Demut, ihre höhere Würde, ihr ununterbrochenes geheimes Leiden, ihre unumstößliche Hoffnung, ihr Lächeln, das die Tränen trocknet, ihre geplagten und gequälten Herzen, die stark geblieben sind und des Vertrauens voll im Angesicht des Todes und sogar im Tode selbst. Ja – auch in Stunden letzter Schwäche ... All dies, o Herr, lass gelten als Vergeltung der Sünden, als Loskauf, um des Siegs der Wahrheit willen, und so magst Du das Gute, nicht das Üble buchen. Und so mögen wir unseren Widersachern nicht als Opfer, nicht als Schrecknis, nicht als Furcht und Zittern vor Verblichnen im Gedächtnis bleiben, sondern als Helfer bei ihrem Bemühen, die Raserei ihrer übeltätigen Leidenschaften zu töten, nur dies erwartet man von ihnen. Wenn alles sein Ende haben wird, möge es uns gegeben sein, als Menschen unter Menschen zu leben, und es kehre wieder Friede ein auf unserer armen Erde – für alle Menschen guten Willens und auch für alle anderen …” (Übersetzung aus einem Buch von Anthony Bloom: Living Prayer)