Salli Levij wurde als drittes von zehn Kindern des Viehhändlers Salomon Levij und dessen Frau Helena Schwarz in dem zur Gemeinde Wisch gehörenden Dorf Varsseveld geboren.
Wie sein Vater – und nahezu alle männlichen Mitglieder der Familie Levij – wurde Salli Viehhändler. Aber von Anfang an unterschied er sich aufgrund seiner Kühnheit und seines Charismas deutlich von allen anderen. So kam er zu dem Spitznamen „Napoleon“.
Schon in frühem Alter verlobte er sich mit Bella Heilbron, der Tochter eines Viehhändlers aus Dinxperlo. Ihre Verlobungszeit wurde jedoch von Sallis gesundheitlichen Problemen überschattet. Er litt an einer neurologischen Erkrankung, die nicht näher diagnostiziert werden konnte. Erst nach einer einjährigen Ruhekur war er vollständig genesen und am 25. Februar 1920 konnten Salli und Bella heiraten. Die Anfangszeit ihrer Ehe verbrachten sie in Dinxperlo. Im März 1923 übersiedelten sie nach Terborg. Dort wurde zwei Monate später ihr Sohn Sallo und im September 1925 ihre Tochter Johanna geboren.
Salli hatte ein gutes Leben. Er arbeitete hart und unermüdlich und konnte die Früchte seiner Arbeit ernten. Zu seinen Kunden zählten Großabnehmer wie die Fleischkonservenfabrik Zwanenberg in Oss. Er war ein Mann, der Autorität ausstrahlte, und aufgrund seines Geschäftssinns sowie wohlüberlegter Veranlagungen in Immobilien kam er innerhalb kurzer Zeit auch zu einem ansehnlichen Vermögen. Bei all seinem Reichtum und Ansehen blieb er jedoch sich selbst treu, ein unprätentiös lebender, liebenswerter und humorvoller Mann.
Sallis erste unmittelbare Konfrontation mit den Auswirkungen der Besatzung ereignete sich im April 1941, als jüdische Bürger ihre Radios und Automobile abgeben mussten. Aus dem erhalten gebliebenen Register geht hervor, dass Salli Levij aus Terborg ein Radio und einen Chevrolet de luxe, Baujahr 1939, ablieferte[1]. Ein halbes Jahr später ging es nicht mehr nur um materielle Güter. Salli hatte gehört, dass eine Razzia drohte, und deshalb beschlossen, nicht zu Hause zu übernachten. Am fatalen Morgen des 8. Oktober kehrte er zu früh nach Hause zurück. Er wurde zusammen mit seinem Neffen Benjamin Heilbron[2], der in der Nacht aus Doetinchem nach Terborg gekommen war, um ihn zu warnen, abgeführt. Zehn Tage später wurde Salli Levij in Mauthausen ermordet. Er war 47 Jahre alt.
Seine Frau und Kinder tauchten unter und überlebten den Krieg.
Henny E. Dominicus
Stichting Vriendenkring Mauthausen
Henny E. Dominicus ist die Autorin des Buches Mauthausen, een gedenkboek, das sie gemeinsam mit Alice van Keulen-Woudstra für die Stichting Vriendenkring Mauthausen herausgegeben hat.
Quellen:
Henny E. Dominicus: Mauthausen. Een Gedenkboek (Amsterdam 1999), online verfügbar: https://www.mauthausen.nl/wp-content/uploads/2019/03/Gedenkboek-mh4.pdf
Das Bild stammt aus einer Privatsammlung.
[1] Leo E. Traanboer Bruil: Wisch in bezettingstijd 1940-1945 (Aalten 1987), S. 37.