Josef Veselý 1899 - 1942

Geboren 7.7.1899 in Brno
Gestorben 16.6.1942 in Mauthausen

Biografie

Josef Veselý wurde am 7. Juli 1899 in Brünn als zweites von acht Kindern geboren. Er lebte sein ganzes Leben in Brünn – in Nový Lískovec. 1917 wurde er in die Österreichisch-Ungarische Armee eingezogen und an die italienische Front geschickt. Nach dem Krieg engagierte er sich in der Arbeitersportbewegung (DTJ). 1926 heiratete er Štěpánka Vaverková, eine Wirtin in Nový Lískovec. Im Dezember des gleichen Jahres wurde ihr Sohn geboren. 1936 starb seine Frau Štěpánka an Tuberkulose und Josef wurde Wirt. 1937 heiratete er ein zweites Mal und stellte der von ihm mitbegründeten DTJ eine Turnhalle im Gasthof zur Verfügung. Am 16. März 1939 besuchte eine große Gästeschar seinen Gasthof. Die Besucher kamen größtenteils aus Wien und waren in einem örtlichen Sanatorium untergebracht. Sie kamen, um Hitler bei seinem Besuch von Brünn am 17. März 1939 willkommen zu heißen. Da Josef gut Deutsch sprach (er hatte eine deutsche Schule besucht), unterhielt er sich mit den Gästen und erklärte ihnen die politische und wirtschaftliche Lage im Land. Er wies die deutsche Propaganda über Gewalt gegen die lokale deutsche Bevölkerung als unwahr zurück. Danach kamen Abgesandte der deutschen Volksgruppe und ersuchten diese Gästegruppe, in ein anderes Gasthaus zu wechseln, da für sie dort ein Empfang vorbereitet war. Dieser Abend endete damit, dass Josef Besuch von einer Delegation der ortsansässigen Deutschen erhielt, angeführt vom Schulleiter der deutschen Schule in Nový Lískovec. Josef wurde für sein Verhalten kritisiert und auch dafür, was er den Gästen erzählt hatte. Da Josef für seine linksgerichtete Gesinnung bekannt war, warnte man ihn, dass er die politischen Veränderungen zur Kenntnis nehmen und sich in Zukunft anders verhalten solle. Bei dieser Gelegenheit erinnerte man ihn auch daran, dass seine Mutter (meine Ururgroßmutter) Deutsche war – sie kam aus Tirol, dass er eine deutsche Schule besucht hatte und sein älterer Bruder zwei seiner Söhne auf eine deutsche Schule geschickt hatte. Josef erklärte, dass seine Frau Tschechin sei, dass sein Sohn Tscheche sei und dass auch er sich als Tscheche fühle. Am Ende wurde Josef aufgefordert, am 17. März 1939 in seinem Gasthof zu bleiben. Danach folgten weitere Schikanen, wie etwa Verhaftungen für das Hören von ausländischen Radiosendern, auch wenn erwiesen war, dass diese gar nicht empfangen werden konnten, etc… Die letzte Verhaftung erfolgte vom 4. auf den 5. November 1941. Josefs zweite Frau stammte aus Brno-Bohunice, einem stark landwirtschaftlich geprägten Stadtteil mit dörflichen Strukturen. Während der Besatzung besorgte sie dort bei Bekannten Eier, Fleisch und ähnliches für die Familie. Der Bauer Švestka, der eine Schweinemast betrieb, wollte ihr aber unter einer Mindestmenge von einem halben Schwein nichts verkaufen. Nach Rücksprache mit seiner Frau suchte Josef den Metzger Kříž auf. Sie vereinbarten, dass Herr Kříž ein halbes Schwein von Herrn Švestka kaufen würde und dass Josef davon seinen Teil für die Familie bekommt. Herr Švestka brachte das Fleisch, Josef behielt einen kleinen Teil davon selbst und Herr Kříž lud das für die Selcherei bestimmte restliche Fleisch auf. Das geschah Anfang Oktober 1941. Ende Oktober 1941 fand eine Lebensmittelkontrolle statt und im Lager, das sich im hinteren Teil des Hauses des Metzgers Kříž befand, wurde Fleisch gefunden. Herr Kříž konnte die Herkunft des Fleisches nicht erklären und wurde verhaftet. Am 4. November 1941 wollte die Gestapo Josef abholen, fand ihn aber nicht zuhause an. Das ganze Haus wurde durchsucht, aber es wurden nur fünf Würfel Kunstfett gefunden. Am 5. November 1941 musste sich Josef bei der Gestapo melden. Das war der letzte Tag, an dem die Familie vollständig zusammen war. Josef kam in das Polizeigefängnis der Gestapo in der Pod kaštany-Straße in Brünn. Am 27. November 1941 wurde gemäß einem Urteil des Kriegsgerichts in Brünn der ganze Besitz von Josef konfisziert und an die Gestapo übergeben. Josef wurde der Störung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit sowie einer Straftat gemäß Paragraph 1 der Kriegswirtschaftsverordnung vom 4. September 1939 schuldig gesprochen. Anfang Januar 1942 wurde Josef zusammen mit Herrn Švestka und Herrn Kříž in das KZ Mauthausen überstellt, wo alle drei umkamen. Josef Veselý starb laut Eintrag im Totenbuch am 16. Juni 1942 um 15:15 Uhr. Als Todesursache wurden ein geplatztes Magengeschwür und eine Bauchfellentzündung angegeben. František Švestka starb am 14. März 1942 und Arnošt Kříž am 6. Mai 1942 in Mauthausen. Josef Veselý war im nationalen Befreiungskampf aktiv und wurde vom 5. November 1941 bis zum 16. Juni 1942 als tschechoslowakischer Schutzhäftling geführt.

 

Quellen: Militärhistorisches Archiv in Prag – persönliche Akte Mährisches Regionalarchiv in Brünn – Gestapo Untersuchungsakte.

 

Romana Maazoul, Ururgroßnichte

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