Giorgio Puecher Passavalli 1887 - 1945 Bearbeiten
Geboren 14.5.1887 in Como
Gestorben 8.4.1945 in Mauthausen
Biografie
Giorgio Puecher Passavalli wurde 57 Jahre alt. Er wurde am 14. Mai 1887 in Como geboren. Der Vater von drei Kindern wurde 1941 Witwer. Von Beruf war er Notar, er war gemeinsam mit seinem Kollegen Pietro Cassina Inhaber einer Kanzlei. Er wurde im Ersten Weltkrieg mit der Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Während der Anfänge des Faschismus zog es Giorgio Puecher vor, sich aus dem öffentlichen Leben rauszuhalten, obwohl er ein Gegner des Regimes war. Am 12. November 1943 wurde sein ältester Sohn Giancarlo als Organisator von Partisanenverbänden von den Faschisten verhaftet. Am darauffolgenden Tag wurde auch Giorgio in seiner Villa in Lambrugo (CO) verhaftet und in die Carabinieri-Kaserne von Borghi (in der Gegend von Como) gebracht. Er teilte sich die Gefängniszelle mit seinem Sohn, der jedoch am 21. Dezember am Friedhof von Erba (CO) erschossen wurde. Giorgio Puecher blieb bis zum 17. Jänner 1944 in Haft, als er dank der Fürsprache des Senators Giovanni Treccani degli Alfieri freigelassen wurde. Nach seiner Freilassung nahm er seine Tätigkeiten wieder auf. Am 15. Februar wurde er erneut von den Faschisten in Haft genommen, die ihn sofort an das SS-Kommando von Cernobbio (CO) überstellten. Man hielt ihn vorerst im Gefängnis San Donnino in Como gefangen, danach wurde er in das Mailänder Gefängnis San Vittore gebracht. Schließlich wurde er am 26. April in das Konzentrationslager Fossoli (Carpi, MO) deportiert. Nach einer kurzen Haft in Bozen schickte man ihn am 22. Juni in das Lager Mauthausen, wo er am 8. April 1945 verstarb.
Brief an Pietro Cassina vom 21. Juni 1944 aus dem Lager in Bozen:
„Ich rate meinen Söhnen, stark zu sein. Wenn kein gegenteiliger Befehl kommt oder ein Wunder passiert, beginnt heute Abend die Fahrt, wenn auch in guter und ausgesuchter Gesellschaft, in das Konzentrationslager (Innsbruck allem Anschein nach). Ich bitte sofort den Freund T. und alle, die Einfluss nehmen können, dass sie eine sofortige oder wenigstens rasche Rückkehr erwirken. Vielleicht kann man Ces[ano] B[oscone] [M1] vorschlagen. Ich hatte gehofft, auf diese neue Prüfung verzichten zu können: Die einzige Gewissheit ist, dass sie kurz sein wird und ich sie mit Gottes Hilfe gut bestehen kann. Meine größte Sorge gilt den Kindern, umso mehr, nachdem, was mir geschehen ist. Das Unglück ist ja die Gruppe, der ich angehöre. Ich empfehle dir, meinen Schwagern, meinen Cousins [der Familie] Majno, die so gut sind, meine Kinder an und ich bitte insbesondere dich und meinen Schwager, meine Schwägerin in Familienangelegenheiten zu unterstützen. Falls notwendig habt ihr die Vollmacht.
Küsse die Kinder von mir, grüß die Schwägerin, die Verwandten, Freunde und Kunden. Eine brüderliche Umarmung. Ich werde euch sobald wie möglich meine Adresse schicken.”
Igor Pizzirusso
INMSLI – Istituto Nazionale per la Storia del Movimento di Liberazione in Italia, Mailand
[M1]Ort in der Nähe von Mailand, Anm. d. Übers.