Born 15.4.1883 in Požega Užička Died 9.7.1942 in Mauthausen
Biography
Svetolik Dragačevac wurde am 15. April 1883 als drittes Kind der Familie von Maksim Dragačevac in Požega Užička geboren. Nach Beendigung der Volksschule half er seinem Vater einige Jahre im Handel. Mit 15 Jahren kam er in seinem Geburtsort als Hilfspraktikant zur Polizei und wurde, nachdem er die Prüfung zum Unteroffizier bestanden hatte, dort eingestellt. Von Amts wegen wurde er nach Skopje versetzt, wo er bis zur Evakuierung der Stadt im Jahre 1915 blieb. Auf der Insel Korfu wurde er in den Wehrdienst einberufen, doch eine Krankheit hinderte ihn daran, den Dienst anzutreten. Statt einer aktiven Teilnahme am Ersten Weltkrieg wurde er nach Korsika transportiert, wo er bis zum Ende des Krieges blieb.
Nach seiner Rückkehr nach Serbien trat er erneut den Polizeidienst an. Er war Kreisleiter in mehreren Städten. Seinen Polizeidienst beendete er in Paraćin, wo er im Jahre 1933 pensioniert wurde. Bis zum Jahr 1935 war er Mitglied der Serbischen Demokratischen Partei, dann Mitglied des Vorstandes der Jugoslawischen Radikalen Partei, für die er sich als Agitator und Redner einsetzte. Zwei Jahre vor dem Krieg endete sein politisches Engagement.
Am 25. März 1941, als die jugoslawische Regierung Cvetković-Maček zugestimmt hatte, den Beitritt zum „Dreimächtepakt“ zu unterzeichnen, schickte der pensionierte Kreisleiter Svetolik Dragačevac einen Brief an Adolf Hitler. Er konnte den Brief nicht als Telegramm versenden, da sich der Postangestellte weigerte, eine solche Sendung zu verschicken. Der Brief kam am 1. April in Berlin an und wurde ins Deutsche übersetzt.
Das Einsatzkommando in Belgrad nahm Dragačevac auf die Sonderfahndungsliste für Jugoslawien auf. Als in Berlin die Nachricht vom Sturz der jugoslawischen Regierung und der Ablehnung des Dreimächtepaktes einlangte, änderte Hitler seine Kriegspläne und ordnete Vergeltung für die Demonstrationen an, die in Belgrad und anderen Städten Serbiens stattgefunden hatten. Das Volk hatte dort unter Parolen wie „Besser Krieg, als Pakt“ und „Besser Grab, als Sklave“ protestiert. Belgrad wurde zur offenen Stadt erklärt, doch ohne Kriegserklärung tagelang bombardiert. Am 6. April 1941 begannen die Nazi-Truppen mit einem brutalen Blitzkrieg, schritten unaufhaltsam voran und besetzten Serbien.
Der Befehl zu Svetolik Dragačevacs Verhaftung kam aus dem Gestapo-Hauptquartier. Svetolik, der erste verhaftete Bürger von Paraćin, feierte das Absenden seines Briefes mit Musik und Marschliedern. Er wurde von seinem Mitbürger, dem Volksdeutschen Jozef Paulus, der nach dem Aufbau der Besatzungsverwaltung neuer Bürgermeister von Paraćin wurde, angezeigt. Aus der „Kanzlei des Führers“ der NSDAP wurde der übersetzte Brief des Kreisleiters in Rente an den Sicherheitsdienst (SD) des Reiches IV D 4 geschickt, und am 16. Mai 1941 wurde dem SD befohlen, alle erforderlichen Maßnahmen zu treffen und eine Verhaftung des Briefunterzeichners vorgeschlagen.
Dragačevac wurde im Belgrader Polizeigefängnis verhört. Die Gestapo wollte wissen, ob eine Organisation hinter ihm stand oder ob er der alleinige Autor des Briefes war. Nach seinem Verhör ordnete die Einsatzleitung der Sicherheitspolizei (Sipo) und des SD von Belgrad in ihrer Entscheidung an, Svetolik wegen des Briefes, in dem er den Führer des Großdeutschen Reiches grob beleidigt hatte, mit dem nächsten Häftlingstransport ins Reichsgebiet zu schicken und in ein Konzentrationslager zu deportieren.
Dragačevac wurde nach dem Verhör am 4. Juli 1941 ins Gefängnis nach Graz gebracht. Am 23. Jänner 1942 kam er ins KZ Mauthausen und erhielt die Häftlingsnummer 3109. Aus dem Telegramm, das dem Einsatzkommando in Belgrad geschickt wurde, geht hervor, dass er am 9. Juli 1942 im Konzentrationslager Mauthausen an einer „Bauchfellentzündung” verstorben sei und verbrannt werde und man ersuche, seine Frau Jelena darüber zu informieren.
Vor einigen Jahren erweckte der mutige Schritt eines Patrioten, einen beleidigenden und aufsässigen Brief an Adolf Hitler geschickt zu haben, das Interesse der Öffentlichkeit in Serbien. Im Jahre 2013 wurde über Svetolik ein nachgestellter Dokumentarfilm gedreht. In Paraćin trägt eine Straße seinen Namen.
Tamara Ćirić-Danilović / Ljubomir Zečević
Udruženje zatočenika koncentracionog logora Mauthauzen Srbije
Tamara Ćirić-Danilović, geb. 1974 in Zemun, ist diplomierte Sozialpädagogin und Familienberaterin. Ihr Großvater, der Bauer Trivun Danilović, wurde von SS und Gestapo 1943 als Partisan ins KZ Mauthausen deportiert. Tamara Ćirić ist Präsidentin der Udruženje zatočenika koncentracionog logora Mauthauzen Srbije (Vereinigung der ehemaligen Häftlinge des Konzentrationslagers Mauthausen in Serbien, UZKL).
Ljubomir Zečević, geboren 1925 in Belgrad, gestorben 2017, war Journalist und Absolvent der Hochschule für Politik. Er war politischer Kommentator, Redakteur und Direktor bei TV Beograd. Seit 1985 in Altersrente, war er von 1988 bis 2015 Präsident und apäter Vize-Präsident der Udruženje zatočenika koncentracionog logora Mauthauzen Srbije (Vereinigung der ehemaligen Häftlinge des Konzentrationslagers Mauthausen in Serbien).
Aus dem Serbischen von Nedina Malinović
Svetolik Dragačevac was born on 15 April 1883 as the third child of Maksim Dragačevac in Požega Užička. After completing his primary school education he spent some years assisting his father in business. At the age of 15 he joined the police force in his home town as a trainee and, after passing the sergeant’s exam, was employed there. He was appointed to a post in Skopje, where he remained until the city was evacuated in 1915. While on the island of Corfu he was called up for military service but illness prevented him from reporting for duty. Instead of seeing action in World War One he was transported to Corsica, where he remained until the end of the war.
After his return to Serbia he resumed his career in the police force, working as the county head of police in several cities. He ended his police service in Paraćin, where he retired in 1933. Until 1935 he was a member of the Serbian Democratic Party, then a member of the executive committee of the Yugoslav Radical Union, for whom he campaigned as an agitator and speaker. His political activities came to an end two years before the war.
On 25 March 1941, as the Yugoslavian government was approving Cvetković-Maček’s signing of the ‘Tripartite Pact’, the retired police officer Svetolik Dragačevac sent a letter to Adolf Hitler. He was prevented from sending the letter as a telegram because the postal worker refused to send such a message. The letter arrived in Berlin on 1 April and was translated into German.
The task force in Belgrade added Dragačevac to the special wanted list for Yugoslavia. When news reached Berlin of the overthrow of the Yugoslav government and the rejection of the Tripartite Pact, Hitler altered his war plans and ordered reprisals for the demonstrations taking place in Belgrade and other cities and towns in Serbia. People had been protesting there under banners such as ‘Better war than pact’ and ‘Better the grave than a slave’. Belgrade was declared an open city but was subjected to days of bombing with no declaration of war. On 6 April 1941, Nazi troops began a brutal blitzkrieg, advancing relentlessly and occupying Serbia.
The order for Svetolik Dragačevac’s arrest was issued by Gestapo headquarters. Svetolik, the first citizen of Paraćin to be arrested, had celebrated the dispatch of his letter with music and marching songs. He was denounced by his fellow citizen Jozef Paulus, an ethnic German who became the new mayor of Paraćin after the establishment of the occupation administration. A translation of the letter by the retired police officer was sent from the ‘Office of the Führer’ of the NSDAP to the Security Service (SD) of the Reich IV D 4, and on 16 May 1941 the SD were ordered to take all necessary measures and advised to arrest the undersigned.
Dragačevac was interrogated at the police prison in Belgrade. The Gestapo wanted to know whether Svetolik was part of an organisation or whether he was the letter’s only author. Following his interrogation, the operational command of the Belgrade Security Police (Sipo) and the Security Service (SD) were of the verdict that, for the letter in which he had grossly insulted the Führer of the Greater German Reich, Svetolik be sent on the next prisoner transport leaving for Reich territory and deported to a concentration camp.
After interrogation, Dragačevac was sent to Graz prison on 4 July 1941. On 23 January 1942 he arrived at Mauthausen concentration camp and was assigned prisoner number 3109. From a telegram sent to the task force in Belgrade it appears that he died of ‘peritonitis’ on 9 July 1942 in Mauthausen concentration camp and was cremated; it also requests his wife Jelena be informed.
A few years ago, the brave step taken by a patriot to send an insulting and defiant letter to Adolf Hitler caught the interest of the Serbian public. In 2013 a staged documentary film was made about Svetolik. A street in Paraćin is named after him.
Tamara Ćirić-Danilović / Ljubomir Zečević
Udruženje zatočenika koncentracionog logora Mauthauzen Srbije