Alf Wager wurde am 28. Juli 1898 in Kristiania, dem späteren Oslo, geboren. Er war der Sohn von Sina und Herman Wager und hatte sechs Schwestern und einen Bruder.
Alf wurde an der Norwegischen Technischen Hochschule, in den Fachrichtungen Elektronik und Schwachstrom, als Diplomingenieur ausgebildet und beim Telegrafverket in Oslo angestellt.[1] Er erhielt den Titel „Konstituierter Oberingenieur“, war Mitglied der Telegrafstyret und absolvierte auch die Telegraphenschule, in welcher er später unterrichtete. Alf war oft auf Geschäftsreisen unterwegs, meistens in Bergen und in anderen Städten Norwegens, aber auch zum Beispiel in Linz und Berlin.
Im Herbst 1929 arbeitet Alf an der Installation der Telefonverbindungen zwischen Norwegen und Südeuropa und ist aus diesem Anlass in Bergen. In der Zentrale des Staatstelefons bestellt Alf bei Alida Hansen ein Telefongespräch nach Madrid. Es stellt sich heraus, dass sie die Schwester von Alfs Freund und Kollegen Johs. Stabell-Hansen ist. Das Gespräch nach Madrid erfolgt problemlos, und zwei Tage später sind Alida und Alf verlobt. Sie heiraten am 5. Juli 1930 und bekommen am 12. Juli 1931 ihren Sohn, Alf Bernhard, und am 6. Februar 1934 ihre Tochter, Berit.
Als Berit zur Welt kommt, arbeitet Alf an der Installation der Telefonverbindung in Nordnorwegen und fährt mit der Hurtigruten von einer Stadt zur nächsten. An Bord der Schiffe hat Alf Zeit, Briefe an seine Kinder zu schreiben.
Am 19. Dezember 1943 bringt Alida die zweite Tochter Eli Sigrunn zur Welt. Zu diesem Zeitpunkt ist Alf bereits in der Festung Akershus inhaftiert, nachdem die Gestapo zwei Monate zuvor eine Liste mit Namen und Decknamen der Geheimdienstgruppe des Telegrafverk fand. Nach Mitternacht des 27. Oktobers wurde die ganze Gruppe festgenommen.
Im Jänner 1944 muss Alida nun die Steuererklärung der Familie ausfüllen, und sie bekommt deshalb die Erlaubnis, Alf in Akershus zu treffen. Alida nimmt die drei Wochen alte Eli mit, die von ihrem Vater geküsst und umarmt wird.
Im März 1944 wird Alf ins Häftlingslager Grini überstellt und am 6. April gemeinsam mit 13 anderen Gefangenen mit dem Schiff Lappland von Oslo nach Kiel gebracht. Am 8. Mai 1945 erfahren Alida und die Familie, dass Alf verstorben ist.
Erst 44 Jahre später bekommen Eli, Berit und Alf B. Kenntnis über Alfs letzte Reise, da 1989 das Buch von Kristian Ottosen NATT OG TÅKE (Nacht und Nebel) veröffentlicht wird. Alf B. findet im hinteren Teil des Buches den Namen seines Vaters. Dort ist zu lesen, dass Alf Wager im Mai 1944 ins KZ Natzweiler deportiert wurde, dort die Häftlingsnummer 13893 trug und am „xx.01.45“ in Gusen ums Leben kam.
Im November 2009 findet die Familie die Kopie eines Briefes, den Alidas Bruder Johs. Stabell an eine Schwester in den USA schrieb, nachdem er und die Schwester Clara im Juni 1945 eine Begegnung mit Frans Skønberg hatten. Skønberg hatte berichtet, dass er zur Jahreswende 1944/1945 in Gusen war. Dort arbeitete Alf in einer Stollenanlage. Alf hatte Ödeme an den Beinen und war todkrank. Die Mithäftlinge trauten sich jedoch nicht, Alf im Lager zu lassen, wenn sie arbeiten gingen, da er sonst „verschwinden“ würde. Also schleppten sie Alf jeden Tag zur Arbeit mit. In einem Brief von Clara an Alida erfuhr sie über den letzten Abend, an dem Alf am Leben war. Er lag auf seinem Schlafplatz, fühlte sich müde und sagte, dass sein Puls sehr hoch war. Skønberg maß den Puls und konnte nur zustimmen. Alf hatte nicht mehr die Kraft, seine „Schuhe“, die aus mit Stahldraht befestigten Fetzen und Holzstäben bestanden, von seinen Füßen zu nehmen. „Ich helfe dir“, sagte Skønberg, und zog sie aus. „Das tut gut “, sagte Alf. Am nächsten Tag rannte einer der Mithäftlinge zu Skønberg und erzählte ihm, dass Wager tot war. Papa schlief ohne Schmerzen auf dem Schlafplatz ein, wohlwissend, dass er sterben würde. Er fand es gut, jetzt zu sterben. Aber er dachte an Alida und daran, dass sie es schon schaffen würde. Es war für uns sehr wichtig, die Briefe von Onkel Stabell und Tante Clara zu finden.
Eli Wager / Berit Wager Pettersen
Eli Wager und Berit Wager Pettersen sind die Töchter von Alf Wager.
Aus dem Norwegischen von Lykke Larsen und Merethe Aagaard Jensen
[1] Anm. d. Ü.: Telegrafverket bezeichnet die staatliche norwegische Telefongesellschaft, Telegrafstyret die Leitung des Telegrafverket.
Alf Wager was born on 28 July 1898 in Kristiania, later Oslo. He was the son of Sina and Herman Wager and had six sisters and a brother.
Alf was educated at the Norwegian Technical University, where he specialized in electronics and low-voltage systems, graduating as an engineer. He worked for ‘The State Telegraph Company’ in Oslo and rose to the position of ‘Constituted Senior Engineer’, was a member of ‘The Telegraph Board’ and was also a graduate of ‘The Telegraph School’, where he also worked as a teacher. Alf went on frequent business trips, mostly to Bergen and other towns in Norway, but also to for instance Stockholm, Linz and Berlin.
During the autumn of 1929, Alf was working on the installation of telephone lines between Norway and southern Europe, and for this purpose he was in Bergen. At ‘The State Telephone Exchange’, Alf ordered a call to Madrid through Alida Hansen. It turned out that Alida was a sister of Alf`s friend and colleague, Johs. Stabell-Hansen. The call to Madrid went through smoothly, and two days later, Alida and Alf were engaged, to be married on 5 July 1930. Their son, Alf Bernhard, was born on 12 July 1931. Their daughter Berit was born on 6 February 1934.
When Berit was born, Alf was working on the installation of telephone lines in northern Norway. On 19 December 1943, Alida gave birth to a second daughter, Eli Sigrunn. When Eli was born, Alf was in prison, in Akershus fortress. Almost two months previously, the Gestapo had found a paper containing names and codenames of an intelligence group at ‘The State Telegraph Company’, and the entire group was arrested after midnight on 27 October 1943.
In January 1944, it was time for Alida to complete the family’s Tax Return papers, and she was therefore permitted to meet with Alf at Akershus fortress. Alida took the three-week-old Eli with her to the fortress, and Eli was kissed and embraced by her father.
In March 1944 Alf was transferred from Akershus to Grini prison camp and, on 6 April, together with 13 other prisoners, he was taken from Oslo to Kiel on the ship Lappland. On 8 May 1945 Alida and her family learned that Alf was dead.
44 years later, Eli, Berit and Alf B. finally learned about Alf’s last journey when Kristian Ottosen’s book NATT OG TÅKE (NIGHT AND FOG) was published in 1989. On the day the book was released, Alf B. found his father’s name in the last section of the book. In it he read that Alf Wager had arrived at Natzweiler concentration camp in May 1944, had been given prisoner number 13893, and that Alf had died in Gusen on ‘xx.01.45’.
In July 1990 Alf‘s three children, his daughter in law and two of his grandchildren followed Alf`s route, from Kiel to Natzweiler, and to Mauthausen and Gusen. When we visited Gusen, we noticed that several memory-plates had been put up inside the crematorium. So in August 1990 Berit requested and received permission from the Austrian Government to put up a memorial plate for Alf Wager inside the crematorium in Gusen.
Thus in July 1991 Alf‘s memorial plate was transported from Copenhagen (where it was made) through Berlin (where ‘Die Mauer’ was just opened), through Praha, and then further on to Mauthausen, where Berit hoped that Alf Wager‘s memorial plate could be put up on 28 July, Alf‘s birthday.
But as 28 July 1991 happened to be Sunday, where the Mauthausen Memorial workers would be off duty, it was arranged that the memory plate instead should be we put up on July 30th between 10.00 and 11.00 am. And the memory plate for Alf Wager was installed in the Gusen Memorial according to that planned schedule.
Eli Wager / Berit Wager Pettersen
Eli Wager and Berit Wager Pettersen are the daughters of Alf Wager.