Rozsi Winkler 1921 - 1945

Geboren 1.2.1921 in Újpest / Budapest
Gestorben 6.6.1945 in Mauthausen

Biografie

Die ungarische Jüdin Rozsi Winkler wurde am 2. Jänner 1921 in Ujpest geboren. Ihre Eltern waren Lajos Winkler und Eszter Moskovitz.[1] Während des Krieges lebte Rozsi in Ujpest bzw. Budapest. Von dort wurde sie 1944 nach der deutschen Besetzung Ungarns mit ihrer jüngeren Schwester Maria Winkler im Dezember in das KZ Ravensbrück deportiert. Im Jänner 1945 gelangten beide als Zwangsarbeiterinnen für den Junkers-Konzern in das Außenlager Venusberg bei Chemnitz, das dem Konzentrationslager Flossenbürg verwaltungstechnisch unterstellt war.[2] Dort wurde Rozsi mit der Häftlingsnummer 62248 registriert. Nach der Transportankunft weiterer 500 Jüdinnen aus Bergen-Belsen im Februar 1945 verschlimmerten sich die anfänglich besseren Haftbedingungen erneut. Kranke Frauen hatten den Typhus mit nach Venusberg gebracht und die tödliche Epidemie konnte nicht eingedämmt werden. Erst als die Front immer näher rückte, wurde das Lager am 14. April 1945 aufgelöst, und die beiden Schwestern wurden per Zug nach Süden „evakuiert“. Frühestens am 28. April erreichte der Räumungstransport das KZ Mauthausen, wo die ausgezehrten und kranken Häftlinge am 5. Mai befreit werden konnten. Auf einer Entlassungsliste ungarischer Jüdinnen des KZ Mauthausen für die Pflege in einem Hospital wurden beide Schwestern am 22. Mai 1945 an Position 434 und 435 geführt. Während sich Maria Winkler von der KZ-Haft erholen konnte, erlag ihre Schwester Rozsi wohl einer Typhuserkrankung. Ihrer Schwester Maria war nicht bekannt, wann Rozsi verstarb – die Schwestern wurden nach der Befreiung im KZ Mauthausen voneinander getrennt. Ihre Nachfrage beim Internationalen Suchdienst des Roten Kreuzes in Bad Arolsen zur abschließenden Klärung des Schicksals blieb erfolglos. Ein irrtümliches Lebenszeichen aus Berlin ließ die Hoffnung auf ein Überleben der Schwester aufflammen. In einem Gedenkbuch für die Gemeinde Ujpest von 1975 wurde Rozsi Winkler allerdings als Todesopfer des Holocaust geführt.[3] In Nachkriegsdokumenten für das KZ Mauthausen wurde am 6. Juni 1945 der Todesfall einer Rosa Winkler verzeichnet.[4] Es handelt sich dabei wohl um Rozsi Winkler.

Pascal Cziborra 

Pascal Cziborra ist Bielefelder Autor und Historiker mit den Forschungsschwerpunkten KZ Flossenbürg und Frauen im Holocaust. 1981 in Chemnitz geboren, 1987 Ausreise in die BRD, 2006 Magister Artium an der Universität Bielefeld. Diverse belletristische und wissenschaftliche Publikationen seit 2001.

 


[1] Vgl. T/D Akt, International Tracing Service, Bad Arolsen.

[2] Vgl. Pascal Cziborra: KZ Venusberg. Der verschleppte Tod (Bielefeld 2008).

[3] Yad Vashem Item ID 5021411 – Az Ujpesti Zsidosag Tortenete. Tel Aviv 1975.

[4] Archiv der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, „List of Deceased Prisoners by Nationality“,Y/39.

Position im Raum