Добривоје Маринковић / Dobrivoje Marinković 1889 - 1942

Geboren 23.10.1889 in Trnjane
Gestorben 10.12.1942 in Gusen

Biografie

Dobrivoje Marinković wurde am 23. Oktober 1889 als viertes Kind von Leposava und Petar Marinković im Dorf Trnjane bei Aleksinac geboren. Im Jahr 1909 absolvierte er das Theologielehramt in Prizren. Seinen ersten Lehrauftrag führte er bis September 1912 aus, bis zum Einzug in den Ersten und Zweiten Balkankrieg, aus denen er als Reserveoffizier zurückkehrte. Danach wandte er sich dem Lehrerberuf bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges zu, in dem er den Rang als Reservekavallerieleutnant erhielt. Für seine Verdienste und die Hingabe auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs wurde er mehrfach geehrt. Nach dem Dienst in kleineren Ortschaften wurde er im Jahr 1935 Leiter der Schule „Kraljević Andrej“ in Zemun.

Während des April-Krieges 1941 wurde er im Kampf gegen die Deutschen verwundet. Als Verwundeter wurde er in Ribarska Banja behandelt, wo er sich mit mehreren Mitgliedern der königlich-jugoslawischen Armee über die Organisation des Widerstandes gegen die Besatzungsmacht beriet. Er nahm Kontakt zum Kommando der jugoslawischen Armee in Ravna Gora (unter der Leitung von Generalstabsoberst Draža Mihailović) auf, und dieser ernannte ihn zum Kommandanten des Stabs XII der Ravna Gora und wies ihn an, Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten zu rekrutieren, um den bewaffneten Widerstand zu organisieren. Major Marinković war Kommandant der Ribarska Tschetnik-Einheit der jugoslawischen Armee und nahm mit seinen Männern an dem Angriff auf Kruševac am 23. September 1941 teil. Nach dem Zusammenbruch des Aufstands im Herbst 1941 arbeitete er an der Organisierung einer neuen Militärformation der jugoslawischen Armee in seiner Heimat. Zu Beginn des Jahres 1942 quartierte er den Stab in Ribarska Banja ein und führte die Militärformationen an, die in sieben Landkreisen tätig waren. Die neuen Militärformationen drangen nach Kopaonik, Jastrebac und bis zur südlichen Morava vor. Es wurden Beziehungen mit den englischen Offizieren aufgenommen, die sich im südlichen Serbien aufhielten, und der Bau eines Flughafens wurde geplant. Marinković wurde im Kampf mit Partisanen im Februar 1942 verwundet.

Bulgarische Besatzer umzingelten den Stab XII der Ravna Gora Anfang August 1942 und nahmen Marinković nach kurzem Widerstand samt 60 Offizieren, Unteroffizieren, Flugmechanikern und Planern in Gefangenschaft. Die Gefangenen wurden auf Lastwagen nach Niš in das deutsche Konzentrationslager Crveni Krst gebracht. Im Dachgeschoss des Lagergebäudes in Niš in der Einzelhaftzelle Nummer 5 blieb an der Wand die Aufschrift „Marinković D“ erhalten. Als der Partisanenaktivist Dragi Stamenković in Niš einen deutschen Offizier verwundete, der daraufhin seinen Verletzungen erlag, wurde als Vergeltung die Erschießung von 100 Häftlingen befohlen. Vor dem Lager kamen vier Lastwagen und zwei Autos mit Offizieren der Gestapo an. Die Gruppe um Marinković wurde aufgerufen und zum Tode durch Erschießung verurteilt. In den ersten beiden Lastwagen waren Partisanen. Auf dem Weg wurden die letzten beiden Lastwagen angehalten, in denen sich auch die Gruppe von Marinković befand. Offenbar hielt man es für erforderlich, den Tschetnik-Major einer weiteren Befragung zu unterziehen. Die Lastwagen mit seinen Männern fuhren nicht zur Hinrichtungsstätte nach Bubanj, sondern in Richtung Belgrad und erreichten das Lager Banjica. Währenddessen wurden die Leichen der erschossenen Partisanen in den Gruben von Bubanj begraben. Die Bürger von Niš wurden in einer Ankündigung über die Erschießung von 50 „kommunistischen Übeltätern“ informiert.

Die Tschetnik-Gruppe wurde am 8. September 1942 von der SS in Niš in das Konzentrationslager Banjica gebracht. Während des Verhörs, das zwei Monate dauerte, wurde Marinković im Kriegerheim – dem Sitz der Gestapo im Zentrum von Belgrad – gefoltert. Hauptmann Heinrich Brandt, Leiter der Abteilung für die Bekämpfung der DM-Organisation[1], beschloss, ihn zur Zwangsarbeit ohne Rückkehr zu überstellen. Am 9. November 1942 kam er im Konzentrationslager Mauthausen an. Marinković bekam die Häftlingsnummer 14124. Am 10. Dezember, einen Monat später, starb er. Die Nazis töteten einen Lehrer, einen Ehemann, einen Vater von drei Töchtern, einen Kämpfer aus vier Befreiungskriegen, einen Organisator der Widerstandsbewegung, der die Menschen mit der Parole „Für König und Vaterland“ zum Kampf aufgerufen hatte.

Tamara Ćirić-Danilović / Ljubomir Zečević

Udruženje zatočenika koncentracionog logora Mauthauzen Srbije

 

Tamara Ćirić-Danilović, geb. 1974 in Zemun, ist diplomierte Sozialpädagogin und Familienberaterin. Ihr Großvater, der Bauer Trivun Danilović, wurde von SS und Gestapo 1943 als Partisan ins KZ Mauthausen deportiert. Tamara Ćirić ist Präsidentin der Udruženje zatočenika koncentracionog logora Mauthauzen Srbije (Vereinigung der ehemaligen Häftlinge des Konzentrationslagers Mauthausen in Serbien, UZKL).

Ljubomir Zečević, geboren 1925 in Belgrad, gestorben 2017, war Journalist und Absolvent der Hochschule für Politik. Er war politischer Kommentator, Redakteur und Direktor bei TV Beograd. Seit 1985 in Altersrente, war er von 1988 bis 2015 Präsident und apäter Vize-Präsident der Udruženje zatočenika koncentracionog logora Mauthauzen Srbije (Vereinigung der ehemaligen Häftlinge des Konzentrationslagers Mauthausen in Serbien).

 

Aus dem Serbischen von Nedina Malinović

 


[1] Anm. d. Ü.: „DM“ steht für den „Tschetnikführer“ Draža Mihailović.

Position im Raum