Paul Schüler 1886 - 1943

Geboren 20.9.1886 in Groß Brunsrode
Gestorben 2.1.1943 in Gusen

Biografie

Paul Schüler wurde am 20. September 1886 in Groß Brunsrode im Kreis Braunschweig geboren und evangelisch getauft.[1] Der ledige Geschäftsführer wohnte später in Göttingen in der Gerberstraße 22.

Das Landgericht Göttingen verurteilte ihn 1938 wegen „widernatürlicher Unzucht“ und wegen „Vornahme unzüchtiger Handlungen“ zu drastischen fünf Jahren Zuchthaus und zu zehn Jahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Außerdem stufte ihn das Gericht als „gefährlichen Gewohnheitsverbrecher“ ein und bestimmte, dass er nach der Strafhaft in zeitlich unbefristete Sicherungsverwahrung zu nehmen sei. Das Gericht wollte ihn also für alle Zeiten aus der „Volksgemeinschaft“ ausscheiden.

Zur Strafverbüßung transportierte man den 52-Jährigen am 12. Oktober 1938 in das Zuchthaus Kassel-Wehlheiden. Dort stufte ihn der Arzt als „nicht moorfähig“ ein; offenbar war er nicht sehr gesund. Im März 1942 brachte man ihn in das dortige Bezirkskrankenhaus, aus dem er erst im September wieder in das Zuchthaus zurückkam. Reichsjustizministers Otto Georg Thierack hatte mit dem SS- und Polizeichef Heinrich Himmler vereinbart, dass Sicherungsverwahrte und zu langen Haftstrafen Verurteilte „durch einen Einsatz dort, wo sie zugrunde gingen, vernichtet werden.“[2]

Ende 1942 und Anfang 1943 wurde die Masse der Sicherungsverwahrten vom Justizvollzug der Polizei übergeben und in ein KZ transportiert, so auch Paul Schüler. Ihn überführte man am 27. November 1942 in das KZ Mauthausen in Österreich, wo er am Tag darauf eintraf, man ihn zur Nummer 15.264 machte und als „Sicherungsverwahrten“ einstufte. Am 11. Dezember 1942 überstellte man ihn in das Zweiglager Gusen. Im KZ Gusen verstarb Paul Schüler am 2. Januar 1943 im Alter von 56 Jahren den von der Justiz gewünschten Tod.

 

Rainer Hoffschildt

Rainer Hoffschildt wurde 1948 in Mecklenburg geboren, studierte Wirtschaftswissenschaften und arbeitete bis zur Pensionierung als Berater in einer Sozialbehörde in Hannover. 1980 begann er mit der Errichtung des Schwullesbischen Archivs Hannover. Publikationen, u. a.: Olivia. Die bisher geheime Geschichte des Tabus Homosexualität und der Verfolgung der Homosexuellen in Hannover (1992).

 


[1] Hessisches Staatsarchiv Marburg Bestand 251 Wehlheiden, Nr. 2900. Ich danke dem Historiker Christian-Alexander Wäldner, Weetzen, für die Information.

[2] Zitiert nach Karl-Leo Terhorst: Polizeiliche planmäßige Überwachung und polizeiliche Vorbeugungshaft im Dritten Reich (Heidelberg 1985), S. 168.

Position im Raum