Jan Jesenský 1904 - 1942

Geboren 5.3.1904 in Praha
Gestorben 24.10.1942 in Mauthausen

Biografie

Jan Jesenský jun. wurde in die Familie eines technischen Beamten hineingeboren. Er hatte einen jüngeren Bruder; sein Onkel war Professor der Zahnmedizin und Namensgeber Jan Jesenský sen. (18701947) und sein Vorfahre der bekannte Renaissance-Arzt und Humanist Jan Jesenius (15661621). Im Jahre 1927 heiratete er Dr. Alžběta Guttmannová (19041942). Er war tschechischer Nationalität und ohne Glaubensbekenntnis.

Die Mittelschule absolvierte er am Realgymnasium in Smichov. Nach dem erfolgreichen Ablegen des Abiturs setzte er seine Ausbildung ab dem Wintersemester 1922-1923 mit einem Medizinstudium an der Medizinischen Fakultät der Karlsuniversität fort. Er promovierte im Dezember 1927. Schon während seines Studiums war er als Volontär und später als Demonstrator (Vorführer) in der von seinem Onkel geleiteten Zahnklinik tätig. Nach der Promotion trat er als Operationsassistent in eine chirurgische Klinik ein. Nach einem Jahr aktiven Militärdienst (1928) trat er erneut in die Zahnklinik ein und durchlief nacheinander alle Abteilungen. Am meisten interessierten ihn die Chirurgie und die Röntgenabteilung. Ab September 1929 war er hier als Honorarassistent tätig, gleichzeitig war er zum Vorstand der Prothetischen Abteilung ernannt worden. Einen Antrag auf Habilitation stellte er im Januar 1937. Als Habilitationsschrift legte er die Arbeit Mikrobiologická studie o plokamobakteriích a jejich vztahu k zubnímu kazu (Mikrobiologische Studie über Plocamobakterien und ihr Verhältnis zur Zahnzerstörung) vor. In der Position des habilitierten Assistenten war er dann bis zum 17. November 1939 tätig. Im Mai 1940 wurde er dem Krankenhaus Prag-Vinohrady als unbezahlter Assistent zugeteilt; bis zu seiner Verhaftung betrieb er auch eine private Praxis in der Altstadt.

Fachlich widmete er sich der Pathologie und Therapie von Krankheiten der Mundhöhle, der konservierenden Zahnbehandlung und der stomatologischen Prothetik. Seine erste Arbeit publizierte er schon im Jahre 1926 und während der elf Jahre bis zur Habilitation veröffentlichte er fünfzehn weitere. Er publizierte insbesondere Gesamtreferate aus der ausländischen Literatur über aktuelle prothetische Fragen. Interessanterweise, und zwar auch unter methodologischem Gesichtspunkt, wurde die Habilitationsarbeit von Jesenský unter der Bezeichnung Mikrobiologická studie o plokamobakteriích a jejich vztahu k zubnímu kazu (Mikrobiologische Studie über Plocamobakterien und ihr Verhältnis zur Zahnzerstörung) veröffentlicht (Tschechische Stomatologie 34 1936). Nach seiner Definition fiel dieses Thema nämlich in den breiten Interessenbereich der Schule von Prof. Jesenský über die Ursachen der Zahnzerstörung. Den experimentellen Teil der Arbeit führte er am bakteriologischen Institut der medizinischen Fakultät der Karlsuniversität (LF UK) Praha unter Leitung von Prof. Ivan Honel und in Zusammenarbeit mit Dr. František Patočka durch. Ferner gab er auch eine Monographie unter dem Titel Porcelánové jacketové korunky (Porzellan-Jacketkronen) (Praha 1937) heraus. Bis zur Verhaftung arbeitete er mit Prof. František Kostečka an einem Buch, das nicht mehr herausgegeben wurde und Therapie čelistních zlomenin (Therapie der Kieferbrüche) heißen sollte.

Nach der deutschen Okkupation beteiligte er sich finanziell und später auch aktiv am Widerstand; er unterstützte direkt auch die Fallschirmspringer vor und nach dem Angriff auf R. Heydrich. Während des zweiten Standrechts wurde er am 23. Juni 1942 verhaftet und in Prag-Pankratz eingesperrt. Am gleichen Tag wurde auch seine Frau verhaftet, die am Karlsplatz eingesperrt wurde. Durch das deutsche Standgericht Praha wurde er am 29. September 1942 zur Todesstrafe wegen der Hilfe für die Attentäter verurteilt, nachdem er schon früher, am 19. September 1942, suspendiert wurde. Anschließend wurde er im Rahmen eines größeren Transports von Angehörigen und Helfern der Attentäter über die Kleine Festung Terezin (Theresienstadt) in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert. Abtransportiert wurden auch seine Frau, die noch zusätzlich belastete, dass sie jüdischer Herkunft war, und sein Bruder Jiří. Jan Jesenský wurde zusammen mit seinen nächsten Angehörigen am 24. Oktober 1942 im Alter von 38 Jahren in Mauthausen ermordet.

Im November 1946 bestätigte der Professorenverband der medizinischen Fakultät der Karlsuniversität (LF UK) in Praha per Akklamation die Ernennung zum außerordentlichen Professor für Zahnmedizin, zu der es erst durch einen Beschluss des Präsidenten der Republik am 02. Juni 1948 kam, und zwar rückwirkend zum 01. Februar 1942. Im Jahre 1946 wurde ihm das Tschechoslowakische Kriegskreuz in memoriam verliehen.

Michal V. Šimůnek

Position im Raum