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Alberto Lanuza López 1915 - 1941 Bearbeiten

Geboren 21.11.1915 in Yésero
Gestorben 6.11.1941 in Gusen

Biografie

Der Oberaragonier aus dem Ort Yésero wurde am 21. November 1914 geboren. Seine Familie waren Bauern, und er war das zweitjüngste von fünf Kindern des Ehepaares Ángel Lanuza und Inocencia López. Er verbrachte die Jugend in Yésero und half der Familie bei der Landarbeit aus. Während der Republik bildete sich seine Ideologie heraus, die den Idealen von sozialem Fortschritt und Gerechtigkeit nahestand.  

Bei Kriegsausbruch war Alberto 20 Jahre alt. Im August 1936 meldete er sich bei einer der verschiedenen Militäreinheiten, die sich im Gebiet bildeten, vielleicht als die Republikaner die Kontrolle über das Gebiet um Yésero erlangten, wo sie „eine ihrer wichtigsten Operationsbasen“[1] errichteten. Laut Aussage seines Neffen Tomás López Lanuza erfolgte seine Rekrutierung „im Zuge der ersten Scharmützel am Pass Cotefablo, worauf er an die Front in Huesca abbestellt wurde, wo er Ende November einen Fronturlaub durch Sondergenehmigung erhielt“. Nachdem er dadurch einige Tage mit seiner Familie verbringen konnte, wurde Alberto in die Pyrenäen versetzt.

Als die Militarisierung aller Einheiten zur Bildung der Republikanischen Volksarmee verfügt wurde, bildete sich im April 1937 aus seiner militärischen Einheit sowie weiteren die 130. gemischte Brigade, die anschließend in die 43. Division eingegliedert wurde. Die 130. gemischte Brigade kämpfte bei den wichtigsten Schlachten, die an der Aragonien-Front stattfanden: Zaragoza, Belchite, Teruel… Nach dem Einbruch der Front im März 1938 wurde die 43. Division in die Pyrenäen zurückgedrängt. Dieses Ereignis ist als Schlacht von Bielsa in die Geschichte eingegangen, ein Kapitel des Spanischen Bürgerkriegs voller heroischer Konnotationen, wo die Überzeugung einer Handvoll Soldaten mehrere Wochen lang der Überlegenheit der Franco-Armee standhielt. Die Republikaner hielten bis Mitte Juni durch, als sie endgültig vom Feind überrollt wurden und einen geordneten Rückzug nach Frankreich antraten.

Alberto wurde während der Kämpfe in der Enklave von Bielsa im Mai 1938 zum Unteroffizier der Infanterie der 130. Brigade befördert.[2] Nach der Erzählung seines Neffen Tomás verabschiedete er sich in jenen Wochen „in Fanlo, in den Ausläufern des Nationalparks Ordesa y Monte Perdido, am 4. April 1938 für immer von seiner Mutter und seinen zwei Schwestern, als diese während der Evakuierung der Zivilbevölkerung nach Frankreich gingen“. Mit den restlichen Soldaten der 43. Division überschritt er die französische Grenze am 16. Juni 1938. Die meisten Truppen kehrten über die katalanische Grenze nach Spanien zurück, um für die Republik weiter zu kämpfen.

Er pflegte ein sehr enges Verhältnis mit dem Brigadekommissar, dem Lehrer Lorenzo Berdala Pardo[3]. Alberto wurde laut Tomás López auch in einen höheren Dienstgrad versetzt: „Über einige seiner Befehlshaber wurde bekannt, dass er zum Leutnant befördert wurde. Mit diesem Dienstgrad nahm er an der Schlacht von Bielsa von Anbeginn teil und wurde später im Zuge dieser traurig berühmten Verteidigung der letzten republikanischen Bastion in den aragonesischen Pyrenäen zum Hauptmann befördert. Während des Rückzugs nach Frankreich hatte ein Familienangehöriger Gelegenheit ihn zu besuchen und stellte fest, dass er tatsächlich das entsprechende Abzeichen trug.“

Die 130. Brigade formte sich in Katalonien neu und kämpfte bei der Ebro-Schlacht mit, ehe sie sich allmählich nach Reus, Tarragona, dem Llobregat, Girona… zurückzog, bis ihre Mitglieder nach ihrem faktischen Zerfall am 9. Februar 1939 über den Grenzort Portbou nach Frankreich gelangten.

So begann Alberto Lanuzas Exil. Von seinem Aufenthalt in Frankreich ist nichts bekannt. Wahrscheinlich war er gemeinsam mit seinen republikanischen Kameraden in verschiedenen Flüchtlingslagern in Südfrankreich interniert und meldete sich bei einer der ausländischen Arbeiterkompanien, die sich ab April 1939 bildeten. Zwar sind Albertos Briefe, die er seiner Mutter Inocencia aus diesen Lagern schickte, nicht erhalten geblieben, doch ist bekannt, dass es sie sehr wohl gab. Höchstwahrscheinlich stammen die drei Fotos, die er an die Familie schickte, aus dieser Zeit, von denen eines diesem Text beigefügt wurde.

Albertos Kompanie wurde nach Nordfrankreich verlegt. Nach dem deutschen Einfall in französisches Gebiet zog sie sich gemeinsam mit anderen nach Dunkerque (Dünkirchen) zurück, wo sie gemeinsam mit französischen Truppen von der britischen Flotte evakuiert werden sollten. Bekannterweise kam es nie dazu, und so waren Tausende Republikaner den Deutschen ausgeliefert, die widerstandslos durch Frankreich vorrückten. Gemeinsam mit seinen Schicksalskameraden wurde Alberto von den deutschen Truppen am 4. oder 6. Juni 1940 am Strand von Dunkerque (Dünkirchen) bzw. in dessen Umgebung verhaftet. Nach seiner Überstellung in verschiedene Lager kam er ins Stalag VI-C bei Bathorn, später ins Stalag XII-D bei Trier, von wo er mit einem Transport mit 775 Männern nach Mauthausen gebracht wurde. Diese Gruppe Republikaner kam am 25. Jänner 1941 im österreichischen KZ an. Alberto wurde die Nummer 3350 zugewiesen. Er verblieb knapp mehr als fünf Monate im Hauptlager, ehe er Ende Juni nach Gusen überstellt wurde.

An diesem neuen Ort des Terrors, der Demütigung und der Sklavenarbeit fand Alberto den Tod an einem Datum, über das sich die Quellen uneins sind. Im Journal Officiel de la République Française vom 24. Juli 1992 wird sein Todesdatum mit 6. November 1941 angegeben, und so wurde es auch in der Liste verzeichnet, die die überlebenden Republikaner nach der Befreiung vom KZ 1945 erstellten. Dagegen ist in der von La Fondation pour la Mémoire de la Déportation erstellten Liste angegeben, dass er am 24. Februar 1943 verstarb.[4] Persönlich neige ich zum Todesdatum im November 1941, da eine spätere Prüfung der Lagerunterlagen dies zu bestätigen scheint.[5]

Albertos Familie erfuhr sehr wenig von seinem Schicksal nach der Verhaftung durch die Deutschen. Laut seinem Neffen Alberto „schickte er einmal aus Mauthausen eine einzige Notiz an die Familie von seiner Internierung. Es handelte sich um ein kleines Schreiben, so wie es erlaubt war, im Postkartenformat mit höchstens 25 Wörtern“. Nachdem sie mehrere Jahre keine Nachricht von ihm erhielten, erfuhren die Angehörigen schließlich von Albertos Lebensende, und zwar „über seinen engen Freund und Kriegskameraden Julián Laviña [6], der die Naziherrschaft überlebte. So erfuhr die Familie, dass er in Gusen verstorben war, doch im Gegensatz zu anderen Fällen teilten dies die deutschen Behörden niemals amtlich mit, obwohl die Mutter eine Entschädigung erhielt“.

Die Erinnerung an Alberto Lanuza López ist in seiner Familie stets erhalten geblieben. Sein Neffe Tomás ist ein Beispiel dafür, wie die nachkommende Generation um die Aufrechterhaltung des Gedenkens der Naziopfer kämpft. Sein Zeugnis, seine Teilnahme an manch einer von der Amical de Mauthausen organisierten Reise zum KZ und die Anbringung einer Gedenktafel im Krematorium in Gusen belegen eindeutig die Spuren, die Alberto in seiner Familie hinterlassen hat, sowie die Fortdauer der tiefen Bedeutung seines Opfers unter seinen Angehörigen.

Juan M. Calvo Gascón


[2] Diario Oficial Ministerio de Defensa [Amtsblatt des Verteidigungsministeriums], 1938, Nr. 116, S. 539

[3] Salinas de Jaca (1908). Lehrer in Linás. Im Oktober 1937 wurde er zum Brigadekommissar ernannt. Nach dem Bürgerkrieg ging er in die Dominikanische Republik und nach Mexiko ins Exil.

[4] FMD: Livre Mémorial des déportés de France [Gedenkbuch der Deportierten aus Frankreich], Band III, S. 1140, Paris, Tiresias, 2004 und Webseite http://www.bddm.org/

[5] So ist es auch in der Datenbank der Amical de Mauthausen erfasst, die durch eine Vereinbarung mit der Generalitat de Catalunya und der Universitat Pompeu Fabra erstellt wurde.

[6] Julián Laviña Campo wurde am 28. Jänner 1911 in Riglos geboren. Nach der Internierung im Stalag V-D in Strasbourg kam er am 13. Dezember 1940 nach Mauthausen (Nr. 4921) und wurde am 17. Februar 1941 nach Gusen (Nr. 46976) überstellt. 1945 wurde er befreit.

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