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Тодор Тадић / Todor Tadić 1920 - 1944 Bearbeiten

Geboren 21.5.1920 in Beograd
Gestorben 15.3.1944 in Mauthausen

Biografie

Tadić Todor wurde am 21. Mai 1920 in Belgrad geboren und war ein Privatbeamter mit Maturaabschluss sowie Mitglied des Serbischen Kulturvereines. Allseits war er beliebt und gern gesehen. Mit seiner Frohnatur war er unübertrefflich im Erzählen von Witzen und spielte Gitarre.

Während der Besatzung arbeitete er für den Nachrichten- und Propagandastab 909-10 des Zivilen Stabes der Jugoslawischen Jugend der Ravna-Gora-Bewegung[1] in Belgrad und war Vertreter des Jugendstabes 501. Die Mitglieder Jugendorganisation der Ravna-Gora-Bewegung hatten die Aufgabe, Bunker, größere Garagen, Fliegerabwehrbatterien, Wohnungen von höheren Offizieren und Gestapo-Angehörigen in den Plänen und Karten von Belgrad nach Sektoren präzise zu verorten und einzuzeichnen. Sie versuchten, sich auf diskrete Weise dem verhassten Feind entgegenzustellen. Ihre Treffen fanden in der Regel in Wohnungen statt, wo sie neben Lagebesprechungen die Übernahme von Aufgaben wie die Verbreitung von Propagandamaterialien, Verteilung von Flugblättern und Druckschriften, Plakatierungsaktionen sowie die Überwachung von verdächtigen Personen und Denunzianten untereinander absprachen. Eine ihrer Aktivitäten war auch die „Aktion 1918“, bei der Aufkleber im Zentrum von Belgrad angebracht wurden, die den Besatzer an den Ausgang des Ersten Weltkrieges erinnern sollten. Im Stab gingen Informationen über Mitglieder oder Anhänger der Organisation Draža Mihailović (DM), die hingerichtet oder gefangengenommen und in Konzentrationslager deportiert worden waren, ein.

Von den Mitgliedern der Jugendorganisation wurden Listen aller Gymnasiasten, deren politische Gesinnung klar war, erstellt. Todor unterhielt u.a. Kontakte zu Jugendgruppen wie der Bewegung Sokol (Falke), den Pfadfindern und dem Christlichen Verein junger Menschen. Es wurden Beziehungen zwischen dem militärischen und dem zivilen Dienst unterhalten. Verschlüsselte Felddepeschen wurden an Kuriere übergeben und einlangende Felddepeschen entschlüsselt. Eines Tages im Jahre 1942 begrub Todor mit zwei Kameraden zwei größere Blechbüchsen mit vertraulichen Archivunterlagen des Zivilen Stabes im Garten. Die Gestapo entdeckte diese ein Jahr später im Zuge der Festnahme einer größeren Gruppe von Mitgliedern der Organisation DM in Belgrad. Die Organisation erlitt schwere Schläge im Jahr 1942 und 1943. Viele Anhänger wurden verhaftet, einige erschossen, andere in Konzentrationslager eingewiesen. Todor wurde bei der Ausführung einer Mission mit einer Gruppe, deren Aufgabe es war, Funkmaterial zu organisieren und zu beschaffen, am 10. Mai 1943 verhaftet. Aus dem Gestapo-Gefängnis wurde er Mitte September in das Konzentrationslager Banjica überstellt. Am 29. Oktober 1943 folgte die Deportation mit noch etwa 300 weiteren Häftlingen in das Konzentrationslager Mauthausen. Aus Angst vor Appellen für Erschießungen, die sich häuften, nahmen die Häftlinge die Nachricht, dass sie zum Arbeitseinsatz ins Reich überstellt würden, mit Erleichterung hin. Von Mauthausen erfuhren sie erst auf dem Weg dahin, und zwar am 4. Oktober 1943 auf einem Nebenbahnhof in Wien, wo ihnen ein älterer Bahnarbeiter den endgültigen Bestimmungsort des Transportes nannte. Seinen Kameraden und deren späteren Zeugenaussagen zufolge glaubte Todor, dass er in einem ländlichen Haushalt arbeiten würde und meldete sich nach dem Eintreffen im Lager zur Arbeit in der Landwirtschaft. Es wurde ihm die Nummer 38630 zugewiesen. Nach ein paar Tagen Quarantäne wurde eine Gruppe von Häftlingen am 10. November 1943 dem Außenlager in Redl-Zipf, das den Decknamen SCHLIER trug, zugeteilt. Todor arbeitete im Arbeitskommando „Rella X“‚ das größtenteils aus serbischen Bauern bestand, die aus dem Gebiet von Jablanica, Pusta Reka und der Region um Čačak und Užice stammten und während der deutschen Strafexpedition im Frühjahr 1943 verhaftet worden waren. Obwohl die Häftlinge zwei unterschiedlichen politischen Lagern angehörten, die einen waren Partisanen und die anderen Monarchisten, Anhänger der Tschetnik-Bewegung von Draža Mihailović, gerieten sie nicht aneinander. Zeugenaussagen von Überlebenden zufolge wurden unter ihnen keine politischen Auseinandersetzungen ausgetragen. Denn für jeden war es das oberste Gebot zu überleben. Der Selbsterhaltungstrieb und die Solidarität ließen die frühere Spaltung und Feindschaft schwinden.

Trotz seines athletischen Körperbaus war Todor sehr bald gesundheitlich angeschlagen und zeigte sichtbare Anzeichen von Erschöpfung. Nach einer ärztlichen Untersuchung in Redl-Zipf Anfang 1944 wurde er für arbeitsunfähig erklärt und für einen Transport in das Zentrallager „zur Erholung“ ausgesondert. Die Verbringung dorthin sollte für ihn fatal enden, er kehrte nicht mehr zurück. Er starb am 15. März 1944 in Mauthausen.

Tamara Ciric, Serbian Mauthausen Comittee

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[1] Anm. d. Ü.: Die Ravna Gora ist ein Gebirge in Serbien und die Ravna-Gora-Bewegung (Ravnogorski pokret) eine von Draža Mihailović auf diesem Gebirge gegründete und nach diesem Gebirgszug bezeichnete Bewegung.

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