Born 8.11.1926 in Osnabrück Died 10.5.1945 in Mauthausen
Biography
Die Mutter von Peter van Pels kam im KZ Raguhn, einem Außenlager von Buchenwald, um. Der Vater in Auschwitz. Am 15. November 2007 wurden für die Familie Stolpersteine an der Martinistraße 67a in Osnabrück verlegt.
Lisa Böhne, Forscherin für Stolpersteine in Osnabrück
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„Ich setzte mich auf die Treppe und wir begannen zu reden. Peter sprach mit keinem Wort mehr über seine Eltern, wir sprachen ausschließlich über Bücher und von früher. Oh, was hat der Junge für einen warmen Blick. Es fehlt, glaube ich, nicht mehr viel und ich verliebe mich in ihn.“
Anne Frank, 3. März 1944
Peter van Pels wurde am 8. November 1926 in Osnabrück (Deutschland) geboren. Er war das einzige Kind von Hermann van Pels und Auguste van Pels-Röttgen. Sein Großvater kam ursprünglich aus den Niederlanden, daher hatten Peter und seine Eltern die niederländische Staatsbürgerschaft. Vater Hermann war Vertreter im Betrieb seines Vaters, einem Metzgereibedarf-Großhandel.
Peter van Pels besuchte 1933 die israelitische Elementarschule in der Rolandstraße, die sich direkt neben der Synagoge von Osnabrück befand. Kinder aller Altersgruppen wurden dort in einer Klasse unterrichtet. Ein damaliger Freund erzählt, dass Peter ein großer, schüchterner Junge war, und ein guter Fußballspieler. Die Schule war für die jüdischen Kinder aus Osnabrück ein sicherer Hafen. Auf dem Brachfeld hinter der Schule wurde Fußball gespielt, wobei die Mauer der Synagoge als Tor diente. Die Klasse wurde immer kleiner, weil viele Familien Deutschland verließen. Aufgrund der zunehmenden Auswanderung wurde Neu-Hebräisch unterrichtet, und am Abend gab es Englischkurse für Erwachsene.
Der Familienbetrieb konnte sich unter dem Druck des Nazi-Regimes nicht behaupten und wurde im Frühjahr 1937 gezwungenermaßen liquidiert. Peters Vater hatte keine Existenzgrundlage mehr. Im Sommer emigrierte Peter van Pels mit seinen Eltern nach Amsterdam. Peter war zu diesem Zeitpunkt zehn Jahre alt. Beinahe alle Familienmitglieder väterlicher- und mütterlicherseits verließen Deutschland und gingen nach Amsterdam.
In der Amsterdamer Gegend, wo Peter wohnte, hatten sich viele Deutsch-Jüdische Emigrantinnen und Emigranten niedergelassen. Bevor Peter in die Grundschule eingeschrieben werden konnte, musste er wie viele andere Immigranten-Kinder eine spezielle Klasse besuchen, um Niederländisch zu lernen. 1939 wurde sein Vater als Kräuter- und Gewürzexperte bei Pectacon angestellt, einem Betrieb von Otto Frank, dem Vater von Anne Frank. Van Pelsʼ Versuch, 1939 mit seiner Familie nach Amerika zu emigrieren, blieb erfolglos. Im Mai 1940 wurden die Niederlande von Deutschland besetzt. Aufgrund der darauffolgenden anti-jüdischen Gesetze musste Peter die Schule verlassen und begann als Lehrling bei einer jüdischen Möbelpolsterei. Auf dem letzten bekannten Foto von Peter trägt er einen Overall mit Judenstern und arbeitet an der Innenfederung eines Stuhls.
Im Juli 1942 tauchten Peter und seine Familie zusammen mit der Familie von Otto Frank im Hinterhaus an der Prinsengracht in Amsterdam unter. Die 25 Monate, die die beiden Familien hier verbrachten, sind im Tagebuch von Anne Frank beschrieben. Aus der Perspektive eines Teenager-Mädchens ist zu lesen, wie die beiden Familien unter den bedrückenden Umständen von Untertauchenden gute und schlechte Zeiten miteinander verbrachten. Anne fand Peter zunächst einen „langweiligen und schüchternen Lulatsch“, doch später bahnte sich eine kurze Verliebtheit zwischen ihnen an. Das erste, was Peter nach der Befreiung tun wollte, war ins Kino zu gehen, schreibt Anne. Später wollte er auf die Plantagen von Niederländisch-Indien. Die Zeit im Versteck endete tragisch am 4. August 1944, als die Untergetauchten festgenommen wurden.
Vom niederländischen Durchgangslager Westerbork wurde Peter Anfang September 1944 nach Auschwitz deportiert. Dort sah er, wie sein Vater im Oktober nach einer Selektion in die Gaskammer abgeführt wurde. Otto Frank erzählte nach seiner Befreiung, dass Peter für ihn in Auschwitz eine große Unterstützung war, weil er aufgrund seiner Arbeit bei der Poststelle über mehr Bewegungsfreiheit verfügte und an zusätzliche Nahrung kam. Als die Sowjetarmee näher rückte und Auschwitz geräumt wurde, musste Peter van Pels auf einen der sogenannten „Todesmärsche“. Otto Frank zufolge hatte Peter damals eine einigermaßen gute Kondition und war selbst davon überzeugt, dass er es schaffen würde.
Am 25. Jänner 1945 kam Peter in Mauthausen an. Am 29. Jänner wurde er ins Nebenlager Melk weitertransportiert, wo er als Zwangsarbeiter im „Projekt Quarz“ beim Bau einer unterirdischen Fabrik eingesetzt wurde. Die Lebens- und Arbeitsumstände dort waren unmenschlich, die Zahl der Toten hoch. Am 11. April 1944 wurde Peter van Pels ins Sanitätslager von Mauthausen zurückgeschickt, wo kranke Gefangene ohne Versorgung, kaum Kleidung oder Nahrung lagen – eigentlich nur ein Platz zum Sterben. Peter van Pels starb am 10. Mai 1945, fünf Tage nach der Befreiung des Lagers durch amerikanische Soldaten. Er wurde nur 18 Jahre alt.
Erika Prins
Anne Frank Haus
Erika Prins hat Neuere Geschichte und Geschichtstheorie an der Universiteit van Amsterdam studiert und ist Historikerin am Anne Frank Haus in Amsterdam.
Aus dem Niederländischen von Veronika Zangl
‘I sat down on the stairs, and we began to talk... Peter didn't say anything more about his parents; we just talked about books and about the past. Oh, he gazes at me with such warmth in his eyes; I don't think it will take much for me to fall in love with him.’
Anne Frank, 3 March 1944
Peter van Pels was born on 8 November 1926 in Osnabrück (Germany). He was the only child of Hermann van Pels and Auguste van Pels-Röttgen. His grandfather originally came from the Netherlands, which meant that Peter and his parents had Dutch nationality. His father Hermann was a sales representative in his own father’s business, a butchers’ supplies wholesaler.
Peter van Pels started his education at the Israelite Elementary School in Rolandstraße, directly next to the Osnabrück synagogue. Children of all ages were taught in a single class there. A friend from the time recalls that Peter was a tall, shy boy and a good footballer. The school was a safe haven for Jewish children from Osnabrück. Football was played on the fallow field behind the school, with the synagogue wall serving as a goal. The class was becoming smaller and smaller because many families were leaving Germany. As a result of the increasing emigration, Modern Hebrew was taught, and in the evening there were English courses for adults.
The family business could not cope with the pressure exerted by the Nazi regime and was forcibly liquidated in spring 1937. Peter’s father had no means to earn a living any more. That summer Peter van Pels emigrated with his parents to Amsterdam. Peter was ten years old at this point. Almost all of his family, on both his mother’s and father’s sides, left Germany for Amsterdam.
The area of Amsterdam where Peter lived was home to many German Jewish émigrés. Before Peter could be enrolled in the primary school he had to attend a special Dutch course, along with many other immigrant children. In 1939 his father was employed as an expert in herbs and spices at Pectacon, a company owned by Otto Frank, Anne Frank’s father. Van Pels’ attempt to emigrate to America with his family in 1939 failed. In May 1940 the Netherlands was occupied by Germany. The subsequent anti-Jewish laws meant that Peter had to leave the school. He was taken on as an apprentice in a Jewish upholstery firm. In the famous photograph of Peter he is wearing overalls with a Jewish star and working on the springs inside a chair.
In July 1942 Peter and his family went into hiding along with Otto Frank’s family in a rear building on the Prinsengracht in Amsterdam. The 25 months that the two families spent there are described in Anne Frank’s diary. The book gives a teenage girl’s perspective on how the two families spent good and bad times with each other under the oppressive conditions of concealment. Anne initially found Peter a ‘boring and shy beanpole’, but later a brief infatuation grew between them. The first thing that Peter planned to do after the liberation was go to the cinema, wrote Anne. Later he wanted to go to the plantations in the Dutch East Indies. Their time in hiding ended tragically on 4 August 1944 when the fugitives were arrested.
Peter was deported from the Dutch transit camp Westerbork to Auschwitz in September 1944. There he saw his father being taken to the gas chamber after a selection in October. After his liberation, Otto Frank related that Peter had been a great support to him in Auschwitz because he had more freedom of movement as a result of his work in the post room and could obtain extra food. When the Soviet army was approaching and Auschwitz was cleared, Peter van Pels was forced to go on one of the so-called death-marches. According to Otto Frank, Peter was still in relatively good condition and was himself convinced that he would make it.
Peter arrived in Mauthausen on 25 January 1945. On 29 January he was transported onwards to the Melk subcamp, where he was assigned to work as a forced labourer in ‘Project Quarz’ on the construction of an underground factory. The living and working conditions were inhuman and the death count high. On 11 April 1944 Peter van Pels was sent back to the Mauthausen infirmary, where sick prisoners lay without care, with hardly any clothes or food – in fact, a place to die. Peter van Pels died on 10 May 1945, five days after the liberation of the camp by American soldiers. He was only 18 years old.