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Otto Pensl 1895 - 1945 Bearbeiten

Geboren 28.11.1895 in Linz
Gestorben 28.4.1945 in Mauthausen

Biografie

Otto Pensl: Ein Spitzensportler im kommunistischen Widerstand 

Nach dem Bürgerkrieg 1934 schließt sich Otto Pensl - wie so viele ehemalige Sozialisten - der illegalen KPÖ an, betätigt sich im Nationalsozialismus in der kommunistischen Widerstandsbewegung und wird schließlich im Konzentrationslager ermordet. Zuvor, in den 1920er Jahren, hat er österreichische Sportgeschichte geschrieben. Sportlicher Allrounder, Marathonmeister, Kommunist Otto Pensl, Jahrgang 1895, besucht in Linz die Schule und lernt das Handwerk des Mechanikers. Als Zwanzigjähriger muss er als Soldat in den Ersten Weltkrieg einrücken. Danach arbeitet er in den Steyr-Werken. In dieser Zeit entfaltet sich sein vielfältiges sportliches Talent. Er ist Turner und Leichtathlet im Arbeiterturnverein Vorwärts Steyr sowie Kletterer und Schispringer bei den Naturfreunden. Oft nimmt er als Bergrettungsmann an Einsätzen im Gesäuse teil. Seine besondere Vorliebe aber gilt dem Marathonlauf. Die Strecke von Steyr nach Linz, die ungefähr dieser Distanz entspricht, läuft er mehrmals zum Training. 1925 liefert er sein Meisterstück ab: Er schwingt sich in Steyr aufs Fahrrad, fährt nach Wien, bestreitet dort die österreichische Marathonmeisterschaft, holt sich als erster Österreicher mit einer Marathonzeit unter drei Stunden den Titel, steigt wieder aufs Rad und kehrt nach Steyr zurück. Bereits 1929, zu Beginn der Weltwirtschaftskrise, wird Otto Pensl arbeitslos. Im Bürgerkrieg 1934 kämpft er im Republikanischen Schutzbund gegen den Austrofaschismus, nach der Niederlage geht er zu den Kommunisten in den Untergrund. Wegen kommunistischer Betätigung erhält er 1934 drei Monate Haft. Erst 1935 kann er seine Arbeit in den Steyr-Werken wieder aufnehmen.

Ein scharfsichtiger Kritiker des Nationalsozialismus

1939 entlassen die Steyr-Werke Otto Pensl aus politischen Gründen. Er wird Monteur bei der Installationsfirma Schützner in Steyr. Im bitterkalten Winter 1941/42 frieren viele Wasserleitungen ein. Die Firma schickt im Februar 1942 Otto Pensl und einen Lehrling in ein Haus in Steyr, um die Wasserleitung zu reparieren. Danach lädt die Hausfrau die beiden frierenden Arbeiter zu einer Tasse Tee in die Wohnung ein. Dabei entwickelt sich ein zwangloses Gespräch, das schwerwiegende Folgen hat. Wegen seiner kritischen Äußerungen über den Nationalsozialismus zeigt die Frau den Monteur an. Im Juni 1942 steht Otto Pensl vor dem Sondergericht beim Landesgericht Linz. "Aufgrund der vollständig glaubwürdigen Aussagen der Zeugen Hilde Rubenzucker und Friedrich Bichler in Verbindung mit dem teilweisen Geständnis des Angeklagten" nimmt es das Gericht als erwiesen an, dass der Angeklagte gesagt hat: "Schauens, unsere jungen Leute müssen heute für diesen Krieg die Schädel hinhalten und büßen! (...) Schauen Sie, ist das etwa menschlich, wie man bei uns die Juden und die russischen Kriegsgefangenen behandelt! Wenn bei uns etwas nicht klappt, sind immer die Juden daran schuld! (...) Wir müssen erst abwarten, ob wir den Krieg gewinnen. (...) Die Soldaten, die von der Ostfront zurückkehren, erzählen etwas ganz anderes, als in der Presse berichtet wird. (...) Im KZ-Lager Mauthausen werden die Leute nur so weggeputzt." (Widerstand und Verfolgung in Oberösterreich 1934-1945. Eine Dokumentation, hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Bd. 1, Wien/Linz 1982, S. 295). Das Urteil lautet: ein Jahr Gefängnis "wegen Vergehens gegen das Heimtückegesetz".

Ermordet im KZ Mauthausen

Nach einem Jahr im Gefängnis kommt Otto Pensl frei, aber 1944 holt ihn die Gestapo im Zuge einer Verhaftungswelle gegen Kommunisten wieder ab. Diesmal wird er in das KZ Mauthausen eingeliefert. Otto Pensl, "der zähe Sportler", so wird über ihn berichtet, "half seinen Kameraden, wo es nur möglich war und wie er es stets gewohnt war. Er strahlte Mut und Zuversicht aus. Nur mehr wenige Tage, und wir sind frei, war sein Ausspruch im Frühjahr 1945." (Alois Zehetner, In Erinnerung an Otto Pensl. Ein Opfer der Vernichtungsmaschinerie, in: Steyrer Zeitung vom 1.12.1988, S. 6). Doch am 27. April 1945, eine Woche vor der Befreiung des Konzentrationslagers, ordnet Gauleiter August Eigruber an, die 34 oberösterreichischen Kommunisten im Lager zu töten. Politische Funktionshäftlinge in der Lagerschreibstube zögern die sofortige Hinrichtung durch Falschmeldungen an die SS hinaus. Sie fordern die Oberösterreicher auf, in der Nacht über den Zaun zu flüchten, und rüsten sie mit einigen Waffen aus. Zwar findet der Fluchtversuch statt, aber sehr unentschlossen, und bei der ersten Schwierigkeit wird er abgebrochen. Denn die "meisten der Todeskandidaten konnten nicht glauben, dass sie noch kurz vor der Befreiung sterben sollten", berichtet Hans Maršálek, der als einer der Funktionshäftlinge diese versuchte Rettungsaktion organisiert (Hans Maršálek, Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. Dokumantation, 4. Aufl., Wien 2006, S. 394). Nur Richard Dietl kann sich am nächsten Morgen vor der SS im Krankenlager verstecken. 33 Oberösterreicher, unter ihnen Otto Pensl, und zehn weitere Häftlinge sterben am 28. April 1945 in der Gaskammer von Mauthausen. Heute ist in Steyr eine Straße nach dem Widerstandskämpfer Otto Pensl benannt. 

Christian Angerer

ist Germanist, Historiker und Lehrer. Er arbeitet für den Verein _erinnern.at _ und ist Mitglied des pädagogischen Teams an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen.

 

Literatur

Christian Angerer, Maria Ecker: Nationalsozialismus in Oberösterreich. Opfer - Täter - Gegner. Innsbruck u.a. 2014, S. 255-256.

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