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Stefan Filipkiewicz 1879 - 1944 Bearbeiten

Geboren 28.7.1879 in Tarnów
Gestorben 23.8.1944 in Mauthausen

Biografie

Stefan Filipkiewicz (geboren am 28. Juli 1879 in Tarnów, gestorben am 23. August 1944 in Mauthausen) war Maler und Grafiker. Er ist vor allem für seine unter dem Einfluss der Bewegung JUNGES POLEN entstandenen Landschaftsbilder bekannt und war ein führender Vertreter der Jugendstilmalerei in Polen.

Von 1900–1908 studierte Filipkiewicz an der Akademie der bildenden Künste in Krakau bei Professor Jan Stanisławski, der seine Kreativität ganz entscheidend beeinflusste. 1899 hatte Filipkiewicz seine erste Ausstellung im Kunstpalast in Krakau mit einer Reihe von Landschaftsbildern aus der Tatra und der Region Podhale, die in der Folge auch in Lwow zu sehen waren. Ab 1903 stellte er als Mitglied auch an der Warschauer Gesellschaft der Schönen Künste aus. Ab 1905 war er Mitglied der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs-Wiener Secession und ab 1908 Mitglied der polnischen Künstlervereinigung Sztuka. Er beteiligte sich an Jugendstil-Ausstellungen in Berlin (1904), in München (1903, 1907, 1909) sowie in Wien (1905, 1911, 1913) und an internationalen Ausstellungen wie etwa in Dresden (1912), in Rom (1911) und in Venedig (1905, 1907, 1910, 1914, 1920, 1926). Er nahm an Sammelausstellungen polnischer Kunst in den USA (1906), in London (1906), in Wien (1908, 1915) und in Paris (1921) teil. Ab 1913 unterrichtete er Malerei an der Gewerbeschule in Krakau [1].

Von 1914–1917 diente er in den Polnischen Legionen. In dieser Zeit entwarf er eine Uniform und auch Abzeichen für die Legionen. Nach dem Krieg kehrte er in seine Lehrtätigkeit zurück und malte in seiner Freizeit. 1929 wurde er bei der Weltausstellung in Posen mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Ab 1930 unterrichtete er an der Akademie der bildenden Künste in Krakau. 1933 wurde er von der polnischen Akademie der Wissenschaften für sein Lebenswerk geehrt. 1936 wurde er zum außerordentlichen Professor an der Akademie der bildenden Künste in Krakau berufen. Während der Invasion Polens im Jahr 1939 floh er mit seiner Familie nach Ungarn. In dieser Zeit war er Sekretär des Bürgerkomitees für die Betreuung polnischer Flüchtlinge in Budapest – im Auftrag der polnischen Exilregierung von General Władysław Sikorski. Das Bürgerkomitee (unter der Führung von Henryk Sławik) organisierte Unterstützung für internierte Militärangehörige sowie für zivile Flüchtlinge und schickte auch Truppen in den Westen zur polnischen Armee. Das Bürgerkomitee half auch jüdisch-stämmigen Polen. Sie wurden durch die Ausstellung falscher Dokumente wie etwa neuer Ausweise mit polnischen Namen und gefälschten Taufscheinen vor der Vernichtung bewahrt. Das Komitee rettete 30.000 polnische Flüchtlinge und 5.000 Juden.

Die Persönlichkeit von Stefan Filipkiewicz lässt sich am besten durch den von dem ungarischen Politiker Joseph Antall Sr. [3] erlebten Vorfall beschreiben: Filipkiewicz erhielt Besuch von einem Repräsentanten Deutschlands, der erklärte, dass der Führer Künstler sehr schätzte, und ihm ein Studio in Wien anbot. Filipkiewicz lehnte dieses Angebot ganz entschieden ab.

1944 wurde die Führung des Bürgerkomitees verhaftet und in das Konzentrationslager Mauthausen-Gusen deportiert. Am 27. April 1944 wurde Filipkiewicz zusammen mit seiner Tochter Anna aufgrund ihrer gemeinsamen Arbeit im Bürgerkomitee von der Gestapo in Budapest verhaftet.
Seine Tochter Anna war vom 27. April 1944 bis zum 15. Juni 1944 in Haft, danach war sie fünf Tage in Stutzendorf in der Nähe von Wien. Von dort wurde sie nach Wöllersdorf-Trutzdorf überstellt, wo sie vom 21. Juni 1944 bis April 1945 Zwangsarbeit für die Maschinen- und Gerätebau GmbH leisten musste.

Stefan Filipkiewicz wurde in das Konzentrationslager Mauthausen verbracht und dort auf Befehl des Reichsführer SS [4] Heinrich Himmler zusammen mit den anderen Führungskräften des Bürgerkomitees (Henryk Sławik, Andrzej Pysz, Edmund Fietz und Kazimierz Gurgul) am 23. August 1944 hingerichtet.

Stefan Filipkiewicz wurde für seine Verdienste in den Polnischen Legionen mit der Unabhängigkeitsmedaille geehrt. Er war großmütig, ehrlich, mutig und sehr engagiert sowie ein fürsorglicher Ehegatte und Vater. Er war ein großer Patriot, dem das Schicksal Polens sehr wichtig war.

 

Roxana Gołębiowska

 

[1] Irena Kossowska, Kunstinstitut der polnischen Akademie der Wissenschaften, November 2002

[2] Information aus den ITS-Archiven in Bad Arolsen

[3] Joseph Antall Senior (28.03.1896 Oroszi – 24.07.1974) – Ungarischer Politiker. Direktor der Abteilung IX im Sozialministerium. 1939 war er der Generalbevollmächtigte für Kriegsflüchtlinge in der Regierung des Königreichs Ungarn.

[4] Information aus den ITS-Archiven in Bad Arolsen

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