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Vladislav Fiala 1914 - 1944 Bearbeiten

Geboren 19.3.1914 in Myslibořice
Gestorben 27.9.1944 in Mauthausen

Biografie

Vladislav Fiala wurde am 19. März 1914 in Myslibořice geboren. Nach Beendigung der Grundschule machte er eine Ausbildung zum Bäcker. Den Militärdienst leistete er von 1935 bis 1937 beim 24. Infanterie-Regiment. Anstatt ins Zivilleben zurückzukehren, verpflichtete er sich, mit 1. Oktober 1937 als Unteroffizier weiterzudienen. Nach der Okkupation der Tschechoslowakei durch das Deutsche Reich im März 1939 wechselte er ins Zivilleben.

Im Protektorat Böhmen und Mähren begann sich militärischer Widerstand zu formieren. Dieser erhielt den Namen Obrana národa (ON, Verteidigung der Nation) und setzte sich aus ehemaligen Offizieren und Unteroffizieren der tschechoslowakischen Armee zusammen. Allmählich bildete sich eine militärische Struktur heraus, die sich von der Kompanie- über die Bataillons- bis hin zur Regiments-Ebene erstreckte.

Der erste Organisator dieser Untergrundeinheiten in Mährisch-Budweis war der ehemalige Kommandant des 24. Infanterie-Regiments, Oberst d. G. Jiří Jaroš. Allmählich gelang es ihm, eine Widerstandsgruppe auch aus den Reihen ehemaliger Soldaten außerhalb des politischen Bezirks Mährisch-Budweis aufzubauen. Schließlich wurde er Kreis-Kommandant, dem die Bezirke Velké Meziříčí, Třebíč, Moravské Budějovice, Moravský Krumlov, Jemnice, Jevišovice, Hrotovice und der übrige Teil von Znojmo unterstanden. Bereits im November 1939 führten Untersuchungen der Gestapo zur Aufdeckung der Widerstandsbewegung, erste Festnahmen folgten. Oberst d. G. Jiří Jaroš wurde am 1. Dezember 1939 verhaftet.

Bis zum Frühjahr 1940 wurden weitere 60 Mitstreiter festgenommen. Vladislav Fiala war von Beginn an Mitglied der ON. Nach der Zerschlagung der ON im Frühjahr 1940 stellte er seine Tätigkeiten im Widerstand nicht ein. Er unterstützte die Fallschirmspringer, die das Attentat auf Reinhard Heydrich verübten, versteckte Widerstandskämpfer und brachte die südmährischen Gruppen mit dem Widerstand in Prag in Kontakt. Am 27. Mai 1942, jenem Tag, an dem die tschechoslowakischen Fallschirmspringer den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich liquidierten, nahm die Gestapo den Kommandanten der Widerstandsbewegung Karl Nejedlý, genannt „Kapitán Nemo“, und das Ehepaar Bílek fest. Die Verbindungen zum Prager Widerstand brachen ab. Im Mai 1944 setzte die Royal Air Force die nachrichtendienstlich tätige Verbindungsgruppe „Spekter“ bei Kramolín ab, um deren Eingliederung sich Vladislav Fiala bemühte.

Die Gestapo wusste von Vladislav Fiala durch Treffen von Brünner Konfidenten mit den Fallschirmspringern, die das Heydrich-Attentat verübt hatten.

Sie kam zu dem Schluss, dass in Mährisch-Budweis eine Widerstandsgruppe existiere und der Schlüssel zu deren Zerschlagung ausgerechnet Vladislav Fiala sei. Dieser versteckte sich damals zunächst im Depositorium des Museums in Mährisch-Budweis, dann abwechselnd in Lesonice, bei seinem Schwager in Šemíkovice sowie bei Verwandten in Jevíčko. Am 19. August 1944 wurde Vladislav Fiala am Bahnhof in Jemnice festgenommen, am nächsten Tag mit dem Zug ins Gestapo-Gefängnis nach Jihlava sowie weiter nach Brno ins Kaunitz-Kolleg überstellt. Er wurde zahlreichen Verhören unterzogen, die die Gestapo auf die Spur der Heydrich-Attentäter sowie die verbliebenen Widerstandskämpfer in Mährisch-Budweis führen sollte.

Als die Gestapo-Beamten Gewissheit hatten, dass sie von den Festgenommenen nichts in Erfahrung bringen konnten, was zur Ausforschung weiterer Personen führen würde, die die Attentäter unterstützt hatten, teilten sie die Gruppe dem Transport nach Mauthausen zu. In den Erinnerungen von Vojtěch Hradecký, der sich am gleichen Transport wie Vladislav Fiala befand, heißt es:[1] „Zum Ersticken heiß war es im Gefangenenwaggon, in dem sie uns am 21. September 1944 von Brno über Wien ins Konzentrationslager Mauthausen brachten.“ Es war keine direkte Fahrt. In Wien mussten sie vier Tage auf die Weiterfahrt warten, bis sie „am 25. September gefesselt und noch bei Dunkelheit in Autos zum Zug gebracht wurden. Es dauerte beinahe einen Tag, bis wir Mauthausen erreichten.“ Der Transport war bereits um ungefähr 100 Russen und Polen erweitert worden. „Nach dem Verlassen des Zuges [...] übernahmen SS-Männer unseren gesamten Transport und wir bekamen sofort zu spüren, was das Konzentrationslager Mauthausen ist! Sie jagten uns schnellen Schrittes über die Stadt zum Lager, das auf einem Hügel liegt. Die Frauen konnten nicht mithalten und so musste die SS das Tempo verlangsamen, was ihre Wut steigerte.“

Am schwersten vom ganzen Transport hatte es der 66-jährige Augustin Papula. Er konnte nicht mehr gehen und so mussten ihn sein Sohn Ladislav und Vojtěch Hradecký, einer der Gefangenen des Transportes, abwechselnd tragen. Nach der Ankunft im Lager wurden einige sowjetische Offiziere vom Transport separiert. „Auch die Familien Papula, Holeček, Urbánek und Fiala wurden selektiert. Dann wurden wieder alle zusammengeführt und sie brachten uns zum Bad. Wir standen vor dem Gebäude des Bades, als ein SS-Mann völlig außer Atem angelaufen kam und die selektierten Tschechen und Tschechinnen abführte.“

Ihr letzter Weg führte, wie bereits für viele Gefangene vor ihnen, zum Lagerbunker. Hier warteten sie entweder im Hof oder in den sich im ersten Stock befindlichen Zellen auf den nächsten Tag. Am 27. September 1944 wurden alle oben genannten Patrioten mit Libor Zapletal, dem Mitglied der Heydrich-Attentätergruppe Bivouac, hingerichtet. An diesem Tag begannen die Hinrichtungen um 9 Uhr. Als erster der angeführten „tschechischen Gruppe“ wurde Libor Zapletal um 10 Uhr hingerichtet, Vladislav Fiala um 10:30 Uhr.

Vlastislav Janík

Vlastislav Janík, geboren 1966, ist Repräsentant der Tschechischen Republik im Comité International de Mauthausen. Als Amateurhistoriker interessiert er sich seit 2007 für die Geschichte des KZ Mauthausen. Sein Hauptinteresse gilt den einzelnen Schicksalen der Verfolgten. Neben seinen Forschungen organisiert er Bildungsreisen zur KZ-Gedenkstätte Mauthausen.

 

Aus dem Tschechischen von Jana Starek

[1] Die folgenden Textstellen stammen aus den Erinnerungen von Vojtěch Hradecký, geboren am 7. April 1893 in Wien, Häftling Nr. 106144 des Konzentrationslagers Mauthausen – siehe Národní Obroda [Nationale Widergeburt], 1. Jahrgang (1945), Nummer 124 (Brno, 5. Oktober 1945).

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