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Jaroslav Novobilský 1903 - 1942 Bearbeiten

Geboren 14.10.1903 in Závišice (Nový Jičín)
Gestorben 7.5.1942 in Mauthausen

Biografie

Jaroslav Novobilský wurde am 14. Oktober 1903 als Sohn eines Hausmeisters im Dorf Závišice, Bezirk Nový Jičín, geboren. Er hatte fünf Geschwister; die nicht vermögenden Eltern ermöglichten den drei Jungen eine höhere Bildung. Der Sohn Jaroslav zeigte von klein auf große Begabung und Fleiß, was sich in ausgezeichneten Noten auf dem Gymnasium und später auch am Lehrerbildungsinstitut in Příboř ausdrückte. Nach Abschluss der Ausbildung arbeitete er an verschiedenen Schulen als Lehrer. Später meldete er sich als Lehrer an den tschechischen Minderheitsschulen und wurde zum Direktor der Allgemeinen und Bürgerlichen Schule in Melč bei Opava ernannt. Der Schulunterricht fand dort unter unwürdigen Bedingungen statt und der Direktor Novobilský entschied, für die tschechischen Kinder aus den rein tschechischen Dörfern der Umgebung den Bau einer neuen Schule durchzusetzen. Die deutschen Einwohner von Melč protestierten gegen dieses Vorhaben bei den Ämtern in Prag und der Fall wurde auch vom Internationalen Gerichtshof in Haag beurteilt. Trotzdem wurde die Schule aber in Rekordzeit errichtet und im November 1935 begann der Unterricht an der Schule. An der Eröffnung und Weihe der Schule am 7. Juni 1936 nahm der Schulminister Jan Kapras teil, zur Eröffnung der Schule schickte der Präsident der Republik, Tomáš Garrigue Masaryk, ein Grußwort. Er stimmte zu, dass die Schule in Melč seinen Namen trägt: Masarykova obecná a měšťanská škola (Masaryk-Allgemeine und Bürgerliche Schule). Der Unterricht an der Schule erfolgte mit für die damalige Zeit modernen Methoden und die Schüler konnten ihre Interessen auch außerhalb des eigentlichen Unterrichts in Interessenklubs wie z. B. Klubs für Literatur, Naturwissenschaften, Geographie, Gesang, Modellbau, Sport, Funkamateure und Esperanto entwickeln. Die letzten beiden Klubs wurden von Direktor Novobilský geleitet. Vom Literaturklub wurde die Zeitschrift Rozmach (Aufstieg) herausgegeben, es entstanden auch eine Schüler-Theatergruppe und Schüler-Puppentheatergruppe. In der internationalen Sprache Esperanto korrespondierten die Schüler mit vielen Ländern der Erde.

Nach dem Diktat von München (Münchner Abkommen) und der wachsenden Aggression der örtlichen deutschen Bevölkerung musste Direktor Novobilský mit seiner Familie aus Melč flüchten und wurde nach vielen Umwegen zum Direktor der Bürgerlichen Schule in der Gemeinde Pňovice bei Litovel, im damaligen Protektorat Böhmen und Mähren ernannt. Hier war er in eine illegale antifaschistische Organisation eingebunden, beteiligte sich am Hören und Verbreiten von Nachrichten ausländischer Radiosender und schickte Informationen aus dem Protektorat ins Ausland. Als Physiklehrer arbeitete er am Bau eines illegalen Senders der Widerstandsgruppe mit, half beim Verstecken von Flüchtlingen und deren Ausstattung mit Kleidung und Geld und gehörte auch zu den Helfern einer Einheit aus der Sowjetunion, die im September 1941 in Mähren eindrang. Durch Verrat eines der Mitglieder seiner illegalen Gruppe wurde er am 23. Oktober 1941 von der Gestapo verhaftet und in Olomouc eingekerkert. Von einem Standgericht in Brno wurde er zum Tode verurteilt und am 7. Mai 1942 um 16.02 Uhr als Häftling Nr. 462 im Konzentrationslager Mauthausen erschossen.

Zeitzeugen charakterisieren ihn als freundlichen Pädagogen und Menschen, der sich ständig weiterbildete und seine Kenntnisse und seinen Überblick in seiner Arbeit anwendete.
Ein großes Steckenpferd von ihm war das Reisen (er bereiste mit dem Auto Deutschland, Österreich, die Schweiz, Italien, Jugoslawien und die Sowjetunion). Über seine Reisen hielt er Vorträge für die Öffentlichkeit, die von eigenen Fotos begleitet wurden.

Er interessierte sich für Funktechnik, unter seiner Leitung bauten die Schüler ein Amateur-Radiogerät. Die Kenntnisse auf diesem Gebiet und den Vorrat an Bauteilen setzte er später auch bei seiner Tätigkeit im Widerstand ein. Er interessierte sich auch intensiv für die Sprache Esperanto, auf die er wahrscheinlich schon im Lehrerbildungsinstitut in Příboř aufmerksam wurde.

Eine Gedenktafel in der Grundschule in Melč bei Opava erinnert an den Lehrer Jaroslav Novobilský, sein Name ist auch auf Denkmälern in Pňovice, Hrabiny bei Ostrava und Brno aufgeführt. Der Lebenslauf von Jaroslav Novobilský ist ein Beispiel dafür, was für gebildete und aufopferungsvolle Lehrer die Tschechoslowakische Republik hatte und welchen Verlust sie durch deren Tod während der Naziokkupation erlitt.

 

Vlastimil Novobilský, Sohn

 

Quelle:

Vlastimil Novobilský: Jaroslav Novobilský. Muž, který povýšil morální principy nad strach ze smrti (Dobřichovice 2019).

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