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Wincenty Gołębiewski 1909 - 1944 Bearbeiten

Geboren 19.7.1909 in Bieżuń
Gestorben 8.11.1944 in Linz

Biografie

Wir suchen nach einem Abschluss für eine Familiengeschichte nach Jahren der Unwissenheit. In Folge einer Selektion von Gefangenen am Dulag 121 Lager in Pruszków in Polen verschwand Wincenty Gołębiewski. Zbigniew Gołębiewski, sein Enkel, ersucht um jegliche Nachricht über das Schicksal seines Großvaters.

Wincenty Gołębiewski, Sohn von Stanisław und Teofila geb. Szrejna, wurde am 19. Juli 1909 in Bieżuń, einer Kleinstadt bei Sierpiec in Nordmasovien in Polen, geboren. Seit 1928 war er bei der Polnischen Post an verschiedenen Orten beschäftigt und arbeitete an Postämtern in verschiedenen Ortschaften: in Poznań (Posen), Podhajce, Przeworsk, Łódź und letztens Łowicz. 1930 heiratete er Leokadia geb. Kominowska und hatte mit ihr vier Kinder: die Söhne Eugeniusz (1932), Jerzy (1934), die Tochter Maria (1937) und den jüngsten Sohn Zygmunt, geboren Anfang 1940. Sein Sohn Jerzy starb 1947, die anderen Geschwister leben bis heute.

Während des Zweiten Weltkriegs lebte er samt seiner Familie in der Stadt Łowicz, in einem Haus an der Podrzeczna Str. 36. Von 1940 an war er aktives Mitglied der lokalen AK-Truppe (Polnische Heimatarme), des militärischen Arms des polnischen Untergrundstaates während der deutschen Besatzung von Polen. Als ein Mitarbeiter des Postamts in Łowicz hatte er Denunziationsschriften an die lokale Gestapo abgefangen, wobei er seine ausgezeichneten Deutschkenntnisse nutzte.

Am 5. Dezember 1943 musste er wegen Demaskierung die Stadt Łowicz und seine Familie verlassen und nach Warschau fliehen. Dort verblieb er im Stadtteil Wola an der Młynarska Str. bei einer befreundeten Familie, den Balewiczs (der Vater war Drucker). In Warschau war er weiter als AK-Mitglied aktiv. – Er half Juden nach dem Fall des jüdischen Aufstands im Warschauer Judenghetto zu verstecken, was mit Todesstrafe durch die Deutschen bestraft wurde.

Nach Angaben seiner Schwester Jadwiga Koper hatte er bei der Flucht aus Łowicz gefälschte Dokumente mit bei sich, ausgestellt auf den Namen Aleksander Mrożek (den Namen seines 1942 verschollenen Schulkameraden) oder Aleksander Mroziński (höchstwahrscheinlich eine erfundene Gestalt) geboren am 15. August 1908 in Podhajce, wo Großvater für einige Jahre vor dem Kriegsausbruch gewohnt hatte. Seit jener Zeit bis heute sind seine Orginalunterlagen – Kennkarte und Ausweis-Passierschein für das Reichsgebiet – im Familienbesitz.

Im August 1944 während des Warschauer Aufstandes floh Wincenty Gołębiewski mit der gesamten Balewicz Familie vor dem Massaker an der Zivilbevölkerung im Stadtteil Wola in andere Stadtgebiete Warschaus und wurde zusammen mit der zahlreichen Zivilbevölkerung und mit der Familie Balewicz am 2. September 1944 gefangengenommen und in ein Durchgangslager – Dulag 121 in Pruszków – in der Nähe von Warschau gebracht. Dort wurde er von der Familie Balewicz getrennt und mit Zug zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich transportiert.

Dank dem Kontakt mit dem Leiter des Museums Dulag 121 in Pruszków in Polen und der Unterstützung der Autorin eines thematischen Buchs habe ich ein Inventar der Transportierungen aus Pruszków vom 2. September 1944 erhalten, in welchem ich den Namen Aleksander Mroziński, geboren am 15. August 1908 in Podhajce, unter der Nummer 715 auf der Liste der Männer, die nach KL Groß-Rosen transportiert wurden, wiederfand.

Nach weiteren Angaben des Polnischen Instituts für Nationales Gedenken (IPN) in Warschau ist dieser Transport vom Durchgangslager 121 in Pruszków in Groß-Rosen am 5. September 1944 angekommen und Aleksander Mroziński wurde die Nummer 104 815 zugeschrieben. Kurz danach wurde er am 20. September nach Österreich gebracht – ins Konzentrationslager Mauthausen, wo er an demselben Tag ankam und nach ein paar Tagen Quarantäne am 25. September zur Arbeit in das Lager Linz III abgeschoben wurde.

Darüber hinaus hat das Polnische Institut für Nationalgedenken (IPN) angegeben, dass im Lagerbericht “Todesmeldung” vom 11. November 1944 der Tod von Aleksander Mroziński am 8. November 1944 um 2 Uhr nachts im Lager Linz III wegen Lungenentzündung und Blutkreisstörungen angezeigt ist. Der Verstorbene wurde später im Lagerkrematorium kremiert, seine Asche befindet sich wahrscheinlich auf dem Gelände des KZ Mauthausen.

Die letzte Nachricht von Großvater Wincenty Gołębiewski war eine von ihm persönlich geschriebene Karte an die Familie mit der Information über die Deportation ins Reich, und diese wurde im Herbst 1944 aus der Stadt Skierniewice nach Łowicz von einer unbekannten Person zugestellt. Seit dieser Zeit gilt Großvater Wincenty als verschollen. Am 8. Januar 1947 bekam seine Frau Leokadia vom Ortsgericht in Łowicz die Todesfeststellung Ihres Mannes Wincenty Gołębiewski.

Das Institut für Nationalgedenken bestätigte, dass das Spezielle Registeramt in Arolsen die Todesfeststellung für Aleksander Mroziński am 23. November 1955 aufgrund von originalen Dokumenten vom Konzentrationslager Mauthausen ausgestellt hatte.

Aufgrund der Kriegsumstände vermute ich, dass die Person Aleksander Mroziński eine rein fiktive Gestalt war. Deswegen habe ich Mitte 2018 ein Verifikationsverfahren bei dem Stadtrat Podhajce und dem Aktenarchiv der nächsten Stadt Tarnopol – Sitz der Region Podhajce – eingeleitet, mit dem Zweck der Feststellung, ob irgendwelche urkundlichen Spuren von der Existenz einer solchen Person in den Archivbüchern, den Pfarrbücher oder Amtsbüchern bestehen. Ich habe von den drei genannten Quellen unabhängig voneinander eine negative Antwort erhalten. Das angegebene Geburtsdatum – ein wichtiger christlicher Feiertag zur Ehre Marias scheint von dem streng religiösen Großvater ausgedacht worden zu sein, als er eine fiktive Identität erfand, unter dem Namen seines verstorbenen Schulkameraden.

Darüber hinaus gibt es in der Stadt Podhajce mit 2.700 Einwohnern keine einzige Person mit demselben oder ähnlichem Namen, was auf meine Bitte hin der Vorsitzende der Gesellschaft der Freunde der Podhajce Region (Towarzystwo Miłośników Ziemi Podhajeckiej) prüfte.

Die Familie Gołębiewski sucht immer noch nach jeglichen Informationen über das Schicksal des Vaters und Großvaters Wincenty, der höchstwahrscheinlich den Namen Aleksander Mroziński aus Sicherheitsgründen nutzte.

Vielleicht können Sie die letzten Tage seines Schicksals im KZ Mauthausen und dem Lager Linz III vervollständigen?

Wenn ja, teilen Sie uns dies per E-Mail an zgoleb@gmail.com mit.

 

Zbigniew Gołębiewski, Enkel

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