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Luigi Ercoli 1919 - 1945 Bearbeiten

Geboren 24.9.1919 in Bienno
Gestorben 15.1.1945 in Melk

Biografie

Luigi Ercoli wurde 25 Jahre alt. Er wurde am 24. September 1919 in Bienno (Brescia) geboren und war dort wohnhaft. Von Beruf war er Vermessungstechniker. Er war Mitglied des Circolo di Azione cattolica in seinem Ort. Nach dem Waffenstillstand war er einer der Organisatoren der Partisanenbewegung im Valcamonica. Er half Juden und früheren Häftlingen aus den Reihen der Alliierten, in die Schweiz auszuwandern. Er schloss sich der Division Fiamme Verdi „Tito Speri“ an und war anfangs mit dem Kommando über den 2. Sektor (Monte Bazena) betraut. Seine Aufgabe war es, den Informations- und Logistikdienst der Formation in der Stadt Bresica zu beaufsichtigen und zu führen. Luigi Ercoli wurde am 30. September 1944 von der SS verhaftet, weil sich Propagandamaterial in seinem Besitz befand. Man brachte ihn in die Justizanstalt von Brescia, wo er in Zelle 101 einsaß. Er wurde wiederholte Male verhört und gefoltert, bevor man ihn schließlich am 21. November 1944 in das Konzentrationslager Bozen deportierte. Am 14. Dezember wurde er nach Mauthausen verlegt, wo er am 19. Dezember ankam. Am 2. Jänner 1945 überstellte man ihn in das Arbeitslager Melk, wo er am 15. desselben Monats infolge einer Lungenentzündung verstarb. Nach der Befreiung wurde Luigi Ercoli die bronzene Tapferkeitsmedaille zu seinem Gedenken verliehen.

Brief an die Mutter vom 13. Dezember 1944 aus dem Lager Bozen:

„Bozen 13.12.44

Liebste Mama,

heute hat ein unerwarteter Appell stattgefunden, bei dem 325 Namen aufgerufen wurden, worunter auch meiner war. Man hat uns aufgerufen, weil wir nach München (sagen sie) verlegt werden sollen. Was auch immer geschehen mag, ich bitte Gott, er möge stets an meiner Seite bleiben, auch dank Eurer Gebete und der Gebete all jener, die mich gernhaben. Das sollt Ihr nicht als schlechte Nachricht auffassen, weil man sagt, dass dieser neue Ort besser wäre. Ich bin sehr zuversichtlich und erhalte mir meinen Kampfgeist. Das müsst Ihr auch. Lasst nie den Kopf hängen und vertraut immer auf Gott. Nie zuvor habe ich mich so sehr als Geschöpf Gottes gefühlt. Nie zuvor habe ich die Größe und die Allmacht Gottes und die Güte seiner Vorsehung gesehen. Er stellt uns auf die Probe, und wenn er uns prüft, weiß ich, dass er uns belohnen wird, wenn wir die Prüfungen bestanden haben. Hier in Bozen ist es mir wirklich gut gegangen, und auch wenn ich in einem Konzentrationslager war, hat es mir an nichts gefehlt. Vielleicht auch, weil ihr alle gebetet habt und erhört wurdet. Jetzt fahre ich auch von hier weg und ich bin sicher, dass Gott mich weiterhin begleiten wird und noch gnädiger sein wird, weil ihr weiterhin noch andächtiger, inbrünstiger, zuversichtlicher und erbarmungswürdiger beten werdet. Zu wissen, wie gern ihr mich alle habt, ist mir ein großer Trost. Das ist die größte Gnade, die mir der Herr geschenkt hat, egal ob ich es verdiene oder nicht. Habt mich weiterhin gern, erinnert euch immer an mich, betet weiterhin und seid zuversichtlich, dass wir uns bald wiedersehen. Und wenn wir uns wiedersehen werden!!! …

denkt daran, wir gut es uns gehen wird!!! Wie glücklich wir sein werden. Was das für eine Freude sein wird, sich endlich wiederzusehen, sich wieder zu umarmen und frei zu sein. Nichts ist umsonst, insbesondere nicht die Opfer. Und diese Herzensopfer müssen [etwas bringen], und sie werden Freude für das Herz bringen. Ihr selbst, liebe Mama, habt mir beigebracht, zu leiden, Ihr habt es mich vor allem mit dem Vorbild und dem Herzen gelehrt. Liebe Mama, wenn ich an Euer großes Herz denke, weine ich. Und ich weine, weil dieses große Herz so leidet, und das wegen mir. Bleibt weiterhin stark. Bleibt immer stark. Liebe Mama. Ich bete bei Gott, dass er Euch beisteht, dass er Euch beschützen möge, so wie er mir beisteht und mich beschützt. Ihr müsst versprechen, dass Ihr nicht daran denkt, dass mir etwas Schlimmes zustoßen kann und ihr Euch wegen mir keine Sorgen macht. Alles, was ich Euch in diesem Brief gesagt habe, ist wahr, ich habe nichts verändert, weil, wenn ich ehrlich bin, kann ich annehmen, dass Ihr meinen Worten Glauben schenkt. Als Trost für den Gedanken, dass ich weg bin, denkt daran, dass meine Abwesenheit nicht von langer Dauer sein wird. Das sagen die Nachrichten von heute und die Ereignisse sprechen eine klare Sprache.

Die Trennung wird nur von kurzer Dauer sein und deswegen müssen wir uns nicht beschweren. An Euren Glauben zu denken, ist mir ein Trost, weil ich dann versichert bin, dass Ihr das jetzige Leiden mutig und unbeschwert ertragen könnt. Sobald ich angekommen bin, werde ich Euch schreiben und ich werde Euch wissen lassen, wie es mir geht und was ich mache. Auch A. kommt mit mir mit. Er ist gestern hier angekommen und fährt morgen mit mir mit. Jetzt ist er nicht hier auf meiner Pritsche, er ist in einem anderen Gebäude. Aber morgen wird er an meiner Seite sein. Grüßt uns auch in seinem Namen alle unsere Freunde. Sagt ihnen, dass unsere schlimmste Strafe die ist, dass wir nicht dort sein und weiterarbeiten können. Sagt ihnen, dass sie weiter mutig weitermachen sollen und auch in unserem Namen etwas machen sollen. Betet für uns und sagt allen, die nach uns fragen, dass sie auch beten sollen. Lasst alle von uns grüßen, gebt die Hoffnung nicht auf, denn nie zuvor waren Hoffnung und Zuversicht so wichtig.

Ich küsse Euch liebe Mama von ganzem Herzen, auch meine Schwestern, meinen Bruder und alle. Besondere Grüße richtet bitte d. C[M1] ., Felice, Gianni etc. etc. aus. Ich küsse nochmals meine liebste Mama; leb wohl, bis bald – Luigi“

Igor Pizzirusso

INMSLI – Istituto Nazionale per la Storia del Movimento di Liberazione in Italia, Mailand


 [M1] Anm. d. Übers.: Die Abkürzung „d.“ steht vermutlich für „don“, die ital. Anrede für einen Priester.

 

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