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Filippo Acciarini 1888 - 1945 Bearbeiten

Geboren 5.3.1888 in Sellano
Gestorben 2.3.1945 in Mauthausen

Biografie

Filippo Acciarini wurde am 5. März 1888 in Sellano (Perugia) geboren. Nur wenige Jahre nach seiner Geburt kehrte die Familie in ihren Heimatort Recanati (Macerata) zurück. Dort ging er seinen Studien nach, bis er sich 1906 infolge von Zwistigkeiten mit dem Vater, der es nicht akzeptierte, dass der Sohn den Idealen des Sozialismus anhing, gezwungen sah, die Schule zu verlassen. Er ging nach Rom, wo er anfing, bei den Staatsbahnen zu arbeiten. Sein politisches und gewerkschaftliches Engagement brachte ihm zwei Versetzungen innerhalb weniger Jahre ein. 1908 wurde er nach Tivoli versetzt und 1913 nach Turin. In Turin, die fortan seine Heimatstadt war, verteidigte er weiterhin mit Entschlossenheit die Ideen des Partito Socialista Italiano. Gleichzeitig widersetzte er sich mutig und beständig dem gewalttätigen faschistischen Regime. Nach seiner Kündigung bei den Staatsbahnen arbeitete er ab 1923 in der Redaktion der Zeitung Avanti! bis zu deren Verbot im Jahr 1926. 1927 wurde er verhaftet und vom Sondergericht zum Schutz des Staates angeklagt, „eine heimtückische Form der subversiven Propaganda“ zu betreiben. Man warf ihm vor, diese Propaganda mithilfe der Aktivitäten der „Internationalen Rote Hilfe“ zu verbreiten, die unter dem Deckmantel der Schirmherrschaft für politische Häftlinge das Ziel verfolgt haben soll, aufgelöste politische Parteien wiederherzustellen und einen bewaffneten Aufstand zu organisieren. Nach sieben Monaten Haft wurde er im Juli 1928 aufgrund mangelnder Beweise freigesprochen und aus der Haft entlassen.

Von 1929 bis Jänner 1943 war er als Prüfer der Zähler der Telefongesellschaft STIPEL tätig. Die Polizei behielt ihn stets im Auge. Da sein Verhalten jedoch unauffällig war, wurde er schließlich 1937 aus der Liste der Subversiven der Generaldirektion für öffentliche Sicherheit des Innenministeriums, in die man ihn 1919 eingetragen hatte, gestrichen. 1940 nahm er seine politischen Tätigkeiten erneut auf und versuchte, in intensiver Zusammenarbeit mit anderen militanten Sozialisten aus dem Piemont und Anführern im französischen Exil, die Sozialistische Partei in Turin und im Piemont wieder aufzubauen und die antifaschistischen Kräfte zu bündeln. Nach dem Fall der faschistischen Regierung am 25. Juli 1943 wurde er Mitarbeiter der Turiner Tageszeitung La Stampa, wo er für Gewerkschaften zuständig war. Im August wurde er Leiter der Turiner Redaktion der berühmten sozialistischen Zeitung Avanti!.

Im März 1944 war er einer der Organisatoren des Generalstreiks gegen Hunger und Terror in Turin. Unmittelbar nach Abschluss der großen und gelungenen Mobilisierung der Arbeiter wurde er verhaftet und kam ins Gefängnis San Vittore in Mailand. Dann brachte man ihn für kurze Zeit in das Konzentrationslager Fossoli. Schließlich wurde er nach Mauthausen deportiert, wo er am 24. Juni 1944 ankam und als „Schutzhäftling“ eingestuft wurde. Man brachte ihn zuerst nach Großraming und danach nach St. Valentin. Schließlich wurde er wieder nach Mauthausen zurückgeschickt. Aus den Dokumenten, die im Archiv des Mauthausen Memorials aufbewahrt werden, geht hervor, dass er im „Sanitätslager“ interniert war, wo er am 2. März 1945 vermutlich an einem Herz-Kreislauf-Stillstand verstarb. Viel wahrscheinlicher ist aber, dass er an den schweren Folgen von Erschöpfung und Auszehrung starb, an der viele Deportierte litten, insbesondere jene des „Sanitätslagers“. Die Aussage von Mino Micheli, einem Freund von Acciarini, der ebenfalls deportiert worden war, untermauert diese Annahme. Er sah seinen Leichnam am Morgen jenes Tages im Schnee liegen. Man hatte ihn zusammen mit anderen Kranken, die an schwersten Erschöpfungszuständen litten, aus dem „Sanitätslager“ hinaus in die lange und kalte Winternacht ins Freie gebracht.

Saverio Colacicco

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