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Guido Valota Bearbeiten

Geboren 3.12.1905 in Bariano
Gestorben 5./6.4.1945 in auf dem Todesmarsch bei Steyr

Biografie

Guido Valota zog in den 1920er-Jahren nach Sesto San Giovanni (Mailand), um dort Arbeit zu finden. Zuerst arbeitete er bei der Stahlfabrik Falck, dann als Werkzeugmacher bei der Fabrik Breda Aeronautica. 1942 kündigte er bei Falck, weil er ohne plausible Begründung für fast zwei Jahre nach München zu BMW geschickt worden war. Guido spielte auch Geige, war Autodidakt, spielte im städtischen Orchester La Leonina und gab den Kindern Musikunterricht. Nach dem 8. September 1943 setzte er sich immer aktiver gegen den Faschismus ein und behielt heimlich Zettel bei sich, auf denen er die Geldbeträge notierte, die er in Empfang nahm und an die Familien der Arbeiter weitergab, die in den Untergrund gegangen oder schon von den Nazifaschisten verhaftet worden waren. Diese Aktion wurde „Rote Hilfe“ genannt. Guido wird am 14. März 1944 in der Nacht zu Hause von Faschisten verhaftet, und zwar in Folge der Streiks, die in den ersten acht Märztagen in ganz Nord- und Mittelitalien stattgefunden hatten. Es waren ökonomisch und politisch motivierte Streiks, die darauf abzielten, die wirtschaftliche Not zu bekämpfen, Faschisten und Nazis davonzujagen, und Streiks, die den Frieden wollten. Er wird zusammen mit Hunderten von anderen streikenden Arbeitern und Antifaschisten zuerst im Mailänder Gefängnis San Vittore gefangen gehalten, dann in Bergamo. Von der dortigen Kaserne leiteten ihn die Nazis mit allen Insassen gemeinsam mit dem darauffolgenden Transport in die Konzentrationslager. 564 Deportierte dieses Transportes wurden in Mauthausen am 20. März 1944 mit Häftlingsnummern erfasst. Die Häftlingsnummer von Guido war 59186. Zuerst wurde er nach Gusen überstellt und im April mit zahlreichen anderen Häftlingen in das Außenlager Wien-Schwechat – neben dem Flughafen – weitertransportiert, wo er bis zum großen alliierten Bombenangriff auf den Flughafen, der sich um zwölf Uhr mittags am 26. Juni ereignete, verblieb. In den ersten Julitagen wurde er erst nach Hinterbrühl gebracht, wo er in der Seegrotte von Mödling arbeitete, dann nach Wien-Floridsdorf. Hier arbeitete er in den Stollen der Brauerei Gambrinus, wo er Teile der Heinkel-Flugzeuge baute. Die Baracken standen beim Fußballplatz des Floridsdorfer Athletiksport-Clubs. Am 1. April 1945, zu Ostern, wurde das Lager evakuiert und Guido verließ mit tausenden anderen KZ-Häftlingen Wien, um Mauthausen zu erreichen. Es waren Fußmärsche, ca. 30 Kilometer am Tag, man schlief im Freien, ohne zu essen, und man musste Karren mit Essgeschirr und Lebensmitteln der Nazis schleppen. Um den 5. oder 6. April herum war Guido am Ende seiner Kräfte und gab auf; da riss ihm der Nazi alle auf der Häftlingskleidung aufgenähten Nummern ab, trat ihn mit dem Stiefelabsatz so lange, bis das Armband mit der eingravierten Häftlingsnummer riss und schoss ihm eine Kugel ins Genick. Auf diese Weise kann man die getötete Person nicht mehr identifizieren. Zeugen, die ich befragt habe, sagten, dass Guido in Steyr ermordet wurde; vor fünf Jahren wurde dort zur Erinnerung auf dem Friedhof eine Gedenktafel angebracht, mit einem Text auf Italienisch und Deutsch. Guido wurde am Weihnachtsabend von 1944 zur Kommandantur gerufen, um für sie auf der Geige zu spielen. Zurück in der Baracke hatte er einen eingesalzenen Fisch bei sich, den die SS-Schergen ihm geschenkt hatten. Er zerteilte den Fisch in sechs Stücke. Guido, Sordini, Croci, Arrisari, Saladin und Cima hatten an diesem Abend ihr Weihnachtsessen. Solidarität gab es auch im Lager. Der Mensch hat sich selbst wiedergefunden.

Giuseppe Valota

ANED, Sektion Sesto San Giovanni-Monza

 

Giuseppe Valota ist der Sohn von Guido Valota und Präsident der Associazione nazionale ex deportati (ANED), Sektion Sesto San Giovanni-Monza.

 

Aus dem Italienischen von Camilla Brunelli

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