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Herbert Julius Pollak 1917 - 1941 Bearbeiten

Geboren 17.4.1917 in Wien
Gestorben 17.10.1941 in Mauthausen

Biografie

Herbert Julius Pollak war Sohn eines aus Prag stammenden Paares, des Prokuristen Dr. Fritz Pollak (1890-1942, Beamter der Škodawerke) und dessen Ehefrau Ella (geb. Berger, geb. 1893), und daher tschechoslowakischer Staatsbürger. Seine Eltern heirateten 1915 in Wien und die Familie wohnte in Wien 3, Dapontegasse 9/1/12. Nach der Reifeprüfung im Juni 1935 am Akademischen Gymnasium in Wien 1 begann Herbert Pollak an der Universität Wien Rechtswissenschaften zu studieren. Er war zuletzt im Sommersemester 1938 im 6. Studiensemester inskribiert – das Weiterstudium wurde ihm als „Jude“ im Nationalsozialismus aber untersagt. Er musste die Universität – wie über 2.200 andere rassistisch verfolgte Studierende verlassen, ohne sein Studium abschließen zu können. 

Seit Juli 1938 war sein Aufenthaltsort beim Wiener Melderegister „unbekannt“ – die Abmeldung erfolgte rückwirkend erst im Jänner 1940. Seine Eltern meldeten sich am 18. November 1938 – wenige Tage nach der Reichspogromnacht – nach Prag ab, wo sie beide geboren waren, sein Vater starb am 16. Juni 1942 im Ghetto Litzmannstadt [Łódź/Polen].

Herbert Pollak konnte in die Niederlande emigrieren. Er kam am 8. Oktober 1938 in Amsterdam an, arbeitete dort als Büroangestellter und lebte im Gästehaus Davidsohn, Vossiusstraat 50 bovenhuis. Nach der Okkupation der Niederlande durch die Deutsche Wehrmacht 1940 begannen im Februar 1941 die systematischen Verhaftungen von Juden und Jüdinnen in Amsterdam. Sie wurden zunächst in das Konzentrationslager Buchenwald, später in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert. Zur Vorbereitung von gezielten Razzien und Verhaftungsaktionen führte das deutsche Generalkommissariat für das Sicherheitswesen (Höhere SS- und Polizeiführer Nord-West) Namens- und Adresslisten von ansässigen Juden und Jüdinnen sowie politischen GegnerInnen, auf denen auch Herbert Pollak aufscheint.

Nach zwei politischen Widerstandsaktionen führte der Sicherheitsdienst (SD) am 11. Juni 1941 die zweite große Razzia in Amsterdam und Umgebung durch und verhaftete besonders im südlichen Teil Amsterdams – wo auch Pollak lebte – Juden auf der Straße, in ihren Häusern sowie in öffentlichen Gebäuden. Auch Herbert Pollak wurde am 11. Juni 1941 festgenommen und wie die anderen Verhafteten in das Hauptquartier des Sicherheitsdienstes in der Euterpestraat gebracht. Einige der Verhafteten wurden aus gesundheitlichen Gründen freigelassen, Herbert Pollak wurde jedoch gemeinsam mit 309 anderen Juden nach Kamp Schoorl, ein Polizeiliches Durchgangslager nahe Alkmaar in Nordholland, deportiert. 

Mit den anderen Inhaftierten wurde er am 25. und 26. Juni 1941 mit dem Zug in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert (Häftlingsnummer 1195), wo er wenige Monate später am 17. Oktober 1941 starb. 

Seit 2009 ist ihm eine Seite im Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938  gewidmet.

Katharina Kniefacz / Herbert Posch

 

Katharina Kniefacz, Wissenschafts- und Zeithistorikerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsstelle der KZ-Gedenkstätte Mauthausen sowie des Archivs der Universität Wien; bis 2015 Redakteurin des Gedenkbuchs für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938 (http://gedenkbuch.univie.ac.at) am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien.

Herbert Posch, Wissenschafts- und Zeithistoriker, Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien, Mitinitiator und Redakteur des Gedenkbuchs für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938 (http://gedenkbuch.univie.ac.at).

 

Quellen:

Archiv der Universität Wien, Nationale der Juridischen Fakultät 1935-1938.

NIOD Institute for War, Holocaust and Genocide Studies, Amsterdam (Bestand 077: Generalkommissariat für das Sicherheitswesen), Auskunft von Marieke Zoodsma MA, 2015.

Archiv der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Häftlingsdatenbank und Totenbuch (AMM/Y46, Nr. 4519).

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Datenbank Shoah-Opfer [http://www.doew.at/personensuche].

Joods Monument [http://www.communityjoodsmonument.nl/person/155106].

Yad Vashem – Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer [http://db.yadvashem.org/names/nameDetails.html?itemId=4282029&language=de], dort zitierte Quelle: In Memoriam - Nederlandse oorlogsslachtoffers, Nederlandse Oorlogsgravenstichting (Dutch War Victims Authority).

Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Auswandererkartei, Auskunft 2014;

Wiener Stadt- und Landesarchiv, Historische Meldeunterlagen, Auskunft 2014.

Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938 [http://gedenkbuch.univie.ac.at/index.php?person_single_id=5391].

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