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Antonín Prokeš 1889 - 1941 Bearbeiten

Geboren 12.6.1889 in Praha
Gestorben 21.12.1941 in Mauthausen

Biografie

Antonín Prokeš war Landwirtschaftsökonom und Soziologe der ländlichen Regionen. Er wurde in die Familie eines Schlossers geboren. Er hatte zwei Schwestern und einen Bruder und war mit Františka, geborene Jirsíková, verheiratet, mit der er einen Sohn hatte. Prokeš war tschechischer Nationalität.

Nach dem Mittelschulstudium am Realgymnasium am Prager Kleinstädter Ring studierte er an der Tschechischen Technischen Hochschule (ČVUT) in Prag, Fachrichtung Ingenieurswesen der Landwirtschaft. Nach Absolvierung des Hochschulstudiums arbeitete er kurz als Ingenieur am Institut für landwirtschaftliche Buchhaltung beim Landwirtschaftlichen Rat für das Königreich Böhmen. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde er zum Dienst in die österreichisch-ungarische Armee berufen, allerdings noch im selben Jahr auf unbestimmte Zeit vom Militärdienst befreit.

Nach dem Entstehen der unabhängigen Tschechoslowakei wurde er zunächst Sekretär im Landwirtschaftsministerium, später ebendort Leiter der handelspolitischen Abteilung, Abteilungsrat und Anfang der 1930er-Jahre Oberabteilungsrat. Er nahm an zahlreichen Verhandlungen teil, bei denen internationale Handelsverträge abgeschlossen wurden, so beispielsweise im Jahre 1920 in Paris anlässlich des Handelsvertrages zwischen der Tschechoslowakei und Frankreich, im Jahre 1923 zwischen der Tschechoslowakei und Italien und im Jahre 1928 zwischen der Tschechoslowakei und Polen. Im Jahre 1926 war er Delegierter der Hauptversammlung von Vertretern des Internationalen landwirtschaftlichen Instituts in Rom.

Neben der amtlichen Agenda widmete er sich auch der theoretischen Arbeit, und zwar vor allem auf dem Gebiet der landwirtschaftlichen Statistik und der Soziologie der ländlichen Regionen. Seit dem akademischen Jahr 1925/1926 hielt er Vorträge an der Hochschule für spezielle Wissenschaften an der ČVUT in Prag. Zunächst war er als Supplent tätig, im Jahre 1928 wurde er dann zum besoldeten Dozenten für das Fach Enzyklopädie der Landwirtschaft ernannt. In seinen Publikationen beschäftigte er sich vor allem mit aktuellen landwirtschaftlichen und landwirtschaftlich-wirtschaftlichen Fragen. Zu seinen wichtigsten Arbeiten zählen Zemědělství v obchodní smlouvě Československa s Polskem (Die Landwirtschaft im Handelsvertrag Tschechoslowakei und Polen, 1926), L’apercu de l’agriculture en Tchécoslovaquie (1926), Mezinárodní ústav zemědělský v Římě (Internationales landwirtschaftliches Institut in Rom, 1928), Některé otázky z oboru péče o blaho venkova (Einige Fragen aus dem Fachgebiet Fürsorge über den Wohlstand der ländlichen Regionen, 1927), Agricultural Aid in Czechoslovakia (1929), Dispositions faites de la part de l’Administration de l’État en faveur de l’agricolture tchéchoslovaque pendant les dix années derniéres (1929), The Czechoslovak Village (1937), L‘embellissement de la vie rurale en Tchécoslovaquie (nach 1930), Československá účast na V. mezinárodním kongresu pro zvelebení venkova v Diekirchu (Die Teilnahme der Tschechoslowakei am V. Internationalen Kongress zur Förderung des Dorflebens in Diekirch, 1936). In den 1930er-Jahren widmete er sich den mit Modernisierungsplänen der ländlichen Regionen zusammenhängenden Fragen und zwar einschließlich autokratischer Konzepte wie beispielsweise in seiner Arbeit Nová zemědělská Itálie (Das neue landwirtschaftliche Italien, 1938). Mit ähnlichen Fragen in tschechischen und mährischen Verhältnissen setzte er sich Ende der 1930er-Jahre in seinen Arbeiten Sány: vzorná česká vesnice s vyvinutým družstevnickým životem (Sány: beispielhaftes tschechisches Dorf mit entwickeltem Genossenschaftsleben, 1938), Půda a národové (Der Boden und die Nationen, 1939), Vývoj hospodářských poměrů v jihočeské vsi Buku (Die Entwicklung landwirtschaftlicher Verhältnisse im südböhmischen Dorf Buk) (1939) auseinander.

Antonín Prokeš war Mitglied der Tschechischen Landwirtschaftlichen Akademie, der Masaryk-Akademie der Arbeit, der Tschechischen Statistischen Gesellschaft, des Staatlichen Statistischen Rates, des Slawischen Instituts, des wissenschaftlichen Beirats beim Internationalen landwirtschaftlichen Institut in Rom, der Internationalen Kommission zur Verschönerung des Lebens am Lande, sowie der Landwirtschaftlichen Einheit (des Ausstellungsausschusses). Er war auch Vizepräsident der Meliorationskommission zur Verschönerung der Dorflandschaft mit Sitz in Brüssel. Weiter redigierte er die Fachzeitschrift des Landwirtschaftsministeriums und war Co-Redakteur der Zeitschrift L'Ést européen agricole.

Antonín Prokeš wurde am 2. Juli 1941 von der Prager Gestapo wegen Widerstandstätigkeit im Rahmen des Landwirtschaftlichen Protektoratsministeriums verhaftet; zusammen mit ihm wurde auch seine Ehefrau in Haft genommen. Er wurde zunächst in Praha-Pankrác gefangen gehalten und von dort nach der Urteilsverkündigung in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert. Der Benachrichtigung der Lagerverwaltung zufolge starb er in Mauthausen im Alter von 52 Jahren, angeblich infolge eines Schlaganfalles am 21. Dezember 1941.

Alena Mikovcová

Alena Mikovcová ist Historikerin und Archivarin der Landwirtschaftlichen Universität G. J. Mendel in Brünn; sie beschäftigt sich mit der Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte in Mähren im 20. Jahrhundert.

 

Aus dem Tschechischen von Jana Starek

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