Józef Kubica wurde am 9. Dezember 1888 in Orlová (polnisch: Orłowa) im damals österreichischen Teil des Teschener Schlesien (polnisch Śląsk Cieszyński, tschechisch Těšínské Slezsko) geboren. Er besuchte eine polnisch-lutheranische Volksschule und später eine lokale Gewerbeschule; darüber hinaus schloss er eine Vorarbeiterschule in Kraków ab. Er war in polnischen Jugendorganisationen, vor allem in der paramilitärischen Sokół-Bewegung, aktiv. Während der Kampagnen zum Volksentscheid (1918–1920) war er ein pro-polnischer Aktivist und wurde mit anderen Gleichgesinnten von tschechischen Truppen zusammengeschlagen und verhaftet.
Nach der Aufteilung des Teschener Schlesien im Jahr 1920, als Orłowa und der gesamte westliche Teil der Tschechoslowakei zugeschlagen wurde, musste Kubica in den polnischen Teil übersiedeln. Er ließ sich in Usrtrón nieder und heiratete Anna Blasbalg, eine Angestellte in einer Fabrikkooperative. Er arbeitete in einer Uhrenfabrik in Cieszyn und baute sich später seine eigene kleine metallverarbeitende Werkstatt auf. Während der großen Krise wurde sie von der Lutheranischen Bank übernommen, doch Kubica blieb dort als Manager. Er war in verschiedenen Organisationen sehr aktiv, vor allem in der Vereinigung Związek Powstańców Śląskich (Vereinigung Schlesischer Aufständischer).
Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs bestand er bei der von der neuen deutschen Verwaltung organisierten Volkszählung darauf, von Nationalität Pole zu sein. Er wurde am 23. April 1940 gemeinsam mit mehreren anderen lokalen Aktivistinnen und Aktivisten, lutherischen und katholischen Priestern sowie Mitgliedern der Intelligentsia, verhaftet. Die Verhaftungen waren Teil der sogenannten „Polnischen Aktion“, die von deutschen Behörden in den Regionen organisiert wurden, die in das Deutsche Reich eingegliedert wurden.
Kubica wurde zunächst ins Konzentrationslager Dachau deportiert, dann in das Konzentrationslager Mauthausen/Gusen (Häftlingsnummer 6792), wo er am 21. September 1940 starb. Seine Frau und seine älteren Söhne (18 und 17 Jahre alt) versuchten erfolglos, die Geschäfte weiterzuführen. Später wurden die Söhne in die Deutsche Wehrmacht eingezogen. Die jüngere Tochter (14 Jahre alt) musste als Bedienstete für eine deutsche Familie arbeiten. Die Witwe und der jüngste Sohn blieben bei ihrer Familie und arbeiteten zuhause und in einem Garten. Sie alle schafften es, den Krieg zu überleben.
Grażyna Kubica
Grażyna Kubica-Heller, geboren 1955, ist die Enkelin von Józef Kubica und Assistenzprofessorin für Sozialanthropologie am Institut für Soziologie der Jagiellonen-Universität in Krakau.
Aus dem Polnischen von Katharina Czachor
Literatur:
Grażyna Kubica: Śląskość i protestantyzm. Antropologiczne studia o Śląsku Cieszyńskim, proza, fotografia, Wydawnictwo Uniwersytetu Jagiellońskiego (Kraków 2011), S. 45–47.
Józef Kubica was born on 9 December 1888 in Orlová (in Polish Orłowa) in Cieszyn Silesia, then a part of Austrian Silesia. He attended a Polish Lutheran elementary school and later a local industrial school. He also graduated from a foreman’s school in Kraków. He was active in Polish youth organisations, especially in the paramilitary Sokół movement. During the plebiscite campaign (1918–1920) in the region he was a pro-Polish activist and was beaten up and arrested along with other partisans by Czech troops.
After the partition of Cieszyn Silesia in 1920, when Orlová together with the whole western part of Cieszyn Silesia was allocated to Czechoslovakia, Kubica had to move to the Polish part. He settled in Ustroń and married Anna Blasbalg, a clerk in a factory cooperative. He worked in a clock factory in Cieszyn and later established his own small metal machining workshop. During the Great Depression it was taken over by the Lutheran Bank, but Kubica stayed on as a manager. He was very active in various organisations, above all the Związek Powstańców Śląskich (Union of Silesian Insurgents).
After the outbreak of the Second World War he stated his nationality as Polish in the census organised by the new German authorities. He was arrested together with several other local activists, Lutheran and Catholic priests and members of the intelligentsia on 23 April 1940. The arrests were part of the so called ‘Polnische Aktion’ (Polish Action) organised by the German authorities in the regions that had been incorporated into the German Reich. Kubica was at first sent to Dachau concentration camp and later to Mauthausen/Gusen (prisoner number 6792), where he died on 21 September 1940. His wife and elder sons (18 and 17 years old) tried to run the business without much success. Later the sons were conscripted into the German Wehrmacht. His younger daughter (aged 14) had to work as a servant for German families. His widow and their youngest son stayed with her family, working at home and in a garden. They all managed to survive the war.
Grażyna Kubica
Translation into English: Joanna White
References:
Grażyna Kubica: Śląskość i protestantyzm. Antropologiczne studia o Śląsku Cieszyńskim, proza, fotografia [Silesian National and Protestantism. Anthropologial Studies on Cieszyn Silesia, prose, photographs] (Kraków 2011), pp. 45-47.