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August Bayer 1882 - 1942 Bearbeiten

Geboren 6.3.1882 in Jičín
Gestorben 23.2.1942 in Mauthausen

Biografie

August Bayer entstammte einem Geschlecht bedeutender Naturwissenschaftler. Nach dem Abitur (1900) am staatlichen Gymnasium seiner Geburtsstadt begann er im gleichen Jahr ein Studium der Naturwissenschaften an der FF der Tschechischen Universität Praha. Nach dem Absolutorium (1904) legte er im gleichen Jahr erfolgreich das Staatsexamen in Naturkunde, welches zur Lehre an oberen Mittelschulen berechtigte, ab. Im Jahre 1905 legte er erfolgreich die Rigorosum-Prüfung in Botanik und Philosophie ab und promovierte als Doktor der Philosophie. Anschließend erfolgte eine pädagogische Laufbahn an mehreren staatlichen Lehrerinstituten. In den Jahren 1906–1911 war er Mitglied der Prüfungskommission für das Lehramt an allgemeinen und bürgerlichen Schulen in Tschechien. Obwohl er durch seine Lehrerpflichten voll gebunden war, widmete er sich in seiner Freizeit mit viel Elan der wissenschaftlichen Arbeit. Eine längere Zeit studierte er z.B. im königlichen botanischen Garten in Kew bei London, in Londoner Museen und niederländischen wissenschaftlichen Instituten. Während des ersten Weltkrieges diente er bis Ende September 1915 in der österreichischen Armee; anschließend wurde er entlassen und im Sommer 1917 als dauerhaft dienstunfähig für die weitere Ableistung des Militärdienstes anerkannt. Unmittelbar nach Kriegsende leitete er einen mikroskopisch-botanischen Kurs der Čs. botanická společnost (Tschechoslowakische Botanische Gesellschaft). Mit Beginn des Schuljahrs 1921–1922 wurde er zuerst zum Honorardozenten der Wissenschaft der Industrierohstoffe an der Handelshochschule bei der Tschechischen Technischen Universität in Praha ernannt, wo er bis zum akademischen Jahr 1932–1933 als Leiter des Instituts für Warenwissenschaft tätig war. Seit dem Sommersemester 1922–1923 war er als Supplent für Dendrologie an der forstwirtschaftlichen Sektion der Landwirtschaftshochschule Brno (Brünn) ernannt. Ab dem folgenden Studienjahr 1923-1924 war er als Honorardozent zum Halten von Vorlesungen und Seminaren in Dendrologie (gemeinsam mit Anatomie des Holzes), ferner in forstwirtschaftlicher Phytopathologie und Bakteriologie beauftragt. Am 24. Februar 1926 habilitierte er an der gleichen Hochschule erfolgreich und wurde ein Jahr später zum außerordentlichen Professor für Dendrologie und forstwirtschaftliche Phytopathologie mit Lehrauftrag für Dendrologie, forstwirtschaftliche Phytopathologie und allgemeine und forstwirtschaftliche Bakteriologie ernannt; im akademischen Jahr 1929-1930 übte er gleichzeitig das Amt eines Dekans der forstwirtschaftlichen Sektion aus. Im Jahre 1936 wurde er an der gleichen Schule zum ordentlichen Professor für Dendrologie, forstwirtschaftliche Phytopathologie und Bakteriologie ernannt. Seine fachlichen Meinungen zum Naturschutz machte er in Technikerzirkeln als Mitglied der Masaryk-Akademie der Arbeit und als Vorsitzender der Kommission Naturschutz in ihrer I. Sektion, sowie ferner als Mitglied des Präsidiums des Verbands der tschechischen Vereine für die Verschönerung und den Schutz der Heimat und als Funktionär (ab Januar 1941 als Vorsitzender) des Verbands zum Schutz der Natur und der Heimat in Mähren und Schlesien geltend. Gleichzeitig war er Mitglied vieler weiterer wissenschaftlicher Gesellschaften (Moravská přírodovědná společnost - Mährische Naturwissenschaftliche Gesellschaft, Čs. akademie zemědělská - Tschechoslowakische Landwirtschaftsakademie, Société linnéenne de Lyon - Linné-Gesellschaft Lyon und anderer).

Nach Schließung der tschechischen Hochschulen im November 1939 wurde der Betrieb des dendrologischen Instituts und des Arboretums nach einer einmonatigen Schließung durch die Gestapo für Forschungszwecke gestattet und Bayer an dessen Spitze belassen. Außerdem widmete er sich nach dem Jahre 1939 intensiv dem Naturschutz in Mähren. Die eifrige Arbeit auf dem Gebiet des Natur- und Landschaftsschutzes, die während des Protektorats zu einem wichtigen Bestandteil des Schutzes der nationalen Kultur und Identität wurde, führte ihn mit größter Wahrscheinlichkeit in die Reihen der aktiven Gegner des Nazismus und zur illegalen Arbeit, und zwar insbesondere im Rahmen der sog. Moravská pětka (Mährische Fünf). Unter dem ersten Standrecht wurde Bayer am 23. Dezember 1941 unter den letzten Mitgliedern der illegalen Bewegung der Hochschulprofessoren festgenommen und in das Kaunitz-Wohnheim (Kounicový kolej) verschleppt. Am 10. Jänner 1942 wurde er durch das deutsche Standgericht Brünn wegen der Vorbereitung des Landesverrats zur Übergabe an die Gestapo verurteilt. Anschließend wurde er in das KZ Mauthausen abtransportiert. Hier starb August Bayer, der grausamen Kälte, dem Hunger, Misshandlungen, körperlichen Strafen und schwerer körperlicher Arbeit in dem berüchtigten Steinbruch ausgesetzt, am 23. Februar 1942 im Alter von nicht ganz 60 Jahren.

Auf Vorschlag des Plenarkollegiums der Professoren der VŠZ (Landwirtschaftshochschule) wurde am 25. September 1946 die Straße Na pískách, in der Bayer bis zu seiner Verhaftung wohnte, in Bayer-Straße umbenannt. Das Hochschul-College der Kaunitz-Wohnheime in der Zemědělská-Straße (gegenüber dem Gebäude der forstwirtschaftlichen Fakultät) wurde im Jahre 1946 in Bayer-College umbenannt. Am 26. Oktober 1946 wurde Bayer in memoriam der Titel eines Ehrendoktors der landwirtschaftlichen Wissenschaften und in memoriam ebenso das Tschechoslowakische Kriegskreuz 1939 verliehen. An seinen Namen wird auf Gedenktafeln im Hauptfoyer der Landwirtschaftlichen Hochschule, im Arboretum Křtin (Kiritein) und in Mauthausen erinnert. Seit dem Jahre 1995 gibt es eine Prof.-August-Bayer-Stiftung und seit dem Jahre 1999 einen Bayer-Hörsaal im Ústav ochrany lesů a myslivosti (Institut für Waldschutz und Jagdwesen).

Alena Mikovcová

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