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Carlo Castellani 1909 - 1944 Bearbeiten

Geboren 20.1.1909 in Montelupo Fiorentino
Gestorben 14.8.1944 in Gusen

Biografie

In der Nacht vom 7. März 1944, die Nacht des Hasses[M1], um den Titel eines Buches des Lokalhistorikers Alfo Dini zu zitieren, fuhren die Carabinieri mit einem Denunzianten im Wagen nach Fibbiana (in der Nähe vom Empoli), um ihren traurigen Auftrag zu Ende zu bringen. Als sie angekommen waren, ging der Denunziant schnurstracks zum Haus von Davide Castellani. Sie riefen den Namen des alten Vaters, der aufmachen und in die Kaserne mitkommen sollte. Als der Sohn Carlo den Namen des Vaters rufen hörte, stand er auf, auch weil er die Stimme eines seiner Freunde gut erkannt hatte. Die Anwesenheit der Carabinieri um diese Uhrzeit mitten in der Nacht machte ihn aber argwöhnisch. Er fragte, ob er [anstelle des Vaters] gehen könnte, um zu hören, was der Maresciallo wollte, damit der Vater, dem es nicht gut ging, nicht aufzustehen brauchte. „Ich komme gleich wieder”, sagte er zu seiner Frau. Er hatte zwei kleine Kinder und lebte mit dem Vater, der als Sozialist für seine zutiefst antifaschistische Einstellung bekannt war. Obwohl er nicht unter den Streikenden war, hatten es die Carabinieri auf den Vater abgesehen. Jetzt, wo sie aber den Sohn hatten, war es ihnen auch recht. Wichtig war die Zahl der Gefangengen, die sie der SS übergaben, bevor sie in die Kaserne zurückkehren konnten.

Carlo Castellani war Tischler und hatte ein Sägewerk. Er war sehr bekannt, weil er ein guter Fußballspieler war und in wichtigen Mannschaften wie Empoli und Livorno spielte. Sein Haus war voll mit Fotoalben, die an seine Karriere als Fußballer erinnerten.

Als man ihn nach Mauthausen deportierte, war er 35 Jahre alt. Er wurde am 20. Jänner 1909 in Montelupo Fiorentino geboren. Wie alle anderen brachte man ihn zuerst in die Kaserne, dann in die „Leopoldinischen Schulen“ in Florenz und schließlich steckte man ihn am Bahnhof Santa Maria Novella in Florenz in einen Viehwagon. Seine Häftlingsnummer in Mauthausen lautete 57.026. Er musste Stollen graben im Außenlager Gusen, wo er bald nach seiner Ankunft verstarb.

Das Sportstadion von Empoli und eine benachbarte Straße wurden nach ihm benannt. Auch das Stadion von Montelupo Fiorentino und eine Piazza in seinem Heimatort Fibbiana tragen seinen Namen.

Camilla Brunelli

ANED  Prato / Fondazione memoria della Deportazione

 

Quellen:

Fondazione Museo e Centro di documentazione della Deportazione e Resistenza, Museumsführer-Katalog, Verlagsprojekt herausgegeben von Camilla Brunelli, Prato 2010 (2014).

Il libro dei deportati, Forschung unter der Leitung von Brunello Mantelli und Nicola Tranfaglia, mit Unterstützung der ANED-Associazione Nazionale Ex-Deportati, Band I, I deportati politici 1943-1945 (Hrsg. Giovanna D’Amico, Giovanni Villari, Francesco Cassata), Mailand, Mursia, 2009.

Alfio Dini: La notte dell’odio, La Nuova Fortezza, Livorno 1986.

Vittorio Grazzini: 8 marzo 1944: il segreto! I ricordi di un insegnante cattolico e di un medico dalle idee liberali, Hrsg. Emanuele Piccini, Aleph, Montespertoli 2008.

Dokumente der Arolsen Archives

 [M1]La notte dell’odio, s. untenstehende Quellenangabe

 [M2]Die ital. Abkürzung steht für: Nationale Vereinigung der ehemaligen Deportierten in nazideutsche Vernichtungslager

 

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