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Jiří Bondy 1885 - 1942 Bearbeiten

Geboren 22.3.1885 in Neustadt
Gestorben 1.8.1942 in Mauthausen

Biografie

Das Feuer im Treibstofflager Welzel brach in der Nacht vom 30. auf den 31. August 1941 gegenüber dem Bahnhof in Náchod aus. Es folgte eine Verhaftung unschuldiger Menschen, da das Feuer als Sabotageakt qualifiziert wurde. Auch später wurde nicht nachgewiesen, wer es gelegt hatte. Insgesamt wurden aus Náchod am 9. September 1941 71 Personen in die Kleine Festung Terezín (Theresienstadt) gebracht, darunter 31 Juden; bei diesen 71 Personen sind die Besitzer des Lagers Karel und František Welzel, die separat verhört wurden, nicht mit eingerechnet. Zusammen mit 29 verhafteten Bürgern aus Úpice (Eipel) bildeten sie die von der Gestapo verlangten einhundert Geiseln. Ein Teil von ihnen wurde zu Beginn des 1. Standrechts nach dem Amtsantritt von Reinhard Heydrich (Anfang Oktober 1941) in das KZ Mauthausen verschleppt, von diesen kehrte Ende des Jahres 1942 ein einziger zurück - Hubert Rokoš, der Sohn des gleichnamigen Eigentümers des Bahnhofsrestaurants in Náchod. Nach den bisher ermittelten Informationen wurden im KZ Mauthausen elf Bürger Náchods zu Tode gefoltert, einschließlich des Eigentümers des Treibstofflagers, Karl Welzel. In der Kleinen Festung Terezín (Theresienstadt) kam ein Bürger aus Úpice (Eipel) um. Die übrigen wurden nach 2 Monaten am 31. Oktober 1941 entlassen und kehrten nach Hause zurück.

Sein Vater Jindřich Bondy (1856-1922) war Eigentümer einer Textilfabrik in Nové Město nad Metují (Neustadt an der Mettau). Jiří studierte an der Handelsschule in Praha und war danach als Praktikant in Belfast in Irland tätig. Zusammen mit dem jüngeren Bruder Bedřich setzte er die Tätigkeit seines Vaters fort. Während des 1. Weltkriegs war er an der italienischen Front, wo er den Rang eines Hauptmanns erreichte. Dann wurde er italienischer Legionär.

Im Jahre 1925 wurde Celina Broder (1900 Lvov) seine Ehefrau. Sie hatten zusammen zwei Söhne Jindřich (1926-2010) und Alexander (1930-2014).

Im Jahre 1936 wurden die Eheleute geschieden und Celina heiratete nach Schweden. Der Vater blieb mit den Söhnen zurück. Nach Náchod zogen sie zusammen mit dem gelähmten Großvater aus Wien, Simon Broder, erst im Mai 1939. Jiří Bondy glänzte auf dem Gebiet der Konzert- und Kammermusik, er war ein ausgezeichneter Pianist.

Nach dem Brand im Treibstofflager Welzel in Náchod war er eine der Geiseln, obwohl er ebenso wie die anderen damit nichts zu tun hatte. Am 31. August 1941 wurde er verhaftet und am 9. September in die Kleine Festung Terezín (Theresienstadt) gebracht, wo er zwei Monate lang eingesperrt war. Er kehrte mit einer verletzten Hand zurück, aber bald spielte er wieder auf seinem geliebten Klavier.

Im Mai 1942 wurde er erneut verhaftet. Nach Mitteilung seines Sohns Alexander dafür, dass er Herrn Mořic Adler geholfen hatte, einen Kunden für den Verkauf von Uhren zu finden, was Juden damals streng verboten war. Irgendjemand aus dem Umfeld des neuen Besitzers der Uhren, welcher die Zahlung verweigerte, hatte beide angezeigt. Sowohl Bondy als auch Adler wurden festgenommen und in die Kleine Festung Terezín (Theresienstadt) gebracht. Von dort in das KZ Mauthausen, wo beide am 1. August 1942 hingerichtet wurden. Gleich war auch ihre Todesstunde - 9.45 Uhr.

Beide Söhne wurden am 3. Dezember 1942 mit dem Sondertransport St-Ez von Praha in das Ghetto Terezín (Theresienstadt) deportiert. Laut Theresienstädter Gedächtnisbuch wurden sie von dort am 15. März 1944 entlassen und ihr weiteres Schicksal wurde nicht festgestellt. In Wirklichkeit wurden sie jedoch in das KZ Bergen-Belsen gebracht. Am 10. April 1945 wurden sie zusammen mit hundert anderen Gefangenen in unbekannte Richtung transportiert. Der Zug verfuhr sich zwischen den Fronten, schließlich blieb er verlassen irgendwo im Lausitzer Wald stehen. Hier wurde er von einem Vortrupp von Konews Armee entdeckt. Die Gefangenen blieben in einem sächsischen Gefängnis, wo sie an Flecktyphus erkrankten. Amerikanische Ambulanzen brachten sie nach Leipzig. Mit Hilfe des schwedischen Konsulats gelangten letztendlich beide Jungen zu ihrer Mutter nach Schweden, wo sie unter anderem Namen lebten.

Alena Čtvrtečková

 

Alena Čtvrtečková forscht und publiziert zur jüdischen Verfolgung in Náchod (Tschechische Republik)

Quellen:

Die Erzählung von Alexander Bondy wurde von Alena Čtvrtečková, Náchod am 13. September 2004 aufgezeichnet, anschließend erfolgte Korrespondenz per E-Mail.

SOA Zámrsk, Fonds MLS Hradec Králové 1945-1947, Ls 33/47, Karton 72, Blatt 72 Jiří Bondy, verhaftet nach dem Brand.

SOkA Náchod, Fonds des Kreisgerichts Náchod, Todeseintrag Jiří Bondy.

TPK, S. 1271 Bondy Alexandr, Bondy Heinrich.

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