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Barbora Frolíková 1910 - 1943 Bearbeiten

Geboren 21.8.1910 in Praha
Gestorben 26.1.1943 in Mauthausen

Biografie

Wie groß der Schrecken der Gestapo-Beamten am 15. September 1942 war, als in Oldřich Frolíks Wohnung gleich mehrere Schüsse abgefeuert wurden, sehen wir in der Aussage von Alfred Keller, dem Kriminalsekretär der Prager Gestapo, der an der Verhaftung beteiligt war. Ich möchte anmerken, dass sich das beschriebene Ereignis während eines Zeitraums von ca. 30 bis 35 Sekunden abspielteAlle Schüsse wurden von Frolík abgegeben. Weder Gruber, Hoenig noch ich haben die Waffe benutzt. Meine Pistole blieb in der Aktentasche in der Küche. Ich stellte die Aktentasche dort auf den Tisch vor dem Eingang in den Nachbarraum. Gruber und Hoenig hatten ihre Pistolen bei sich und mir ist nicht bekannt, warum sie sie nicht benutzt haben.Oldřich Frolík war tatsächlich der Schütze. Er schaffte es, in so kurzer Zeit das gesamte Magazin auf die drei Personen abzufeuern, wobei er einen Gestapo-Beamten tödlich verwundete, den zweiten schwer anschoss und den dritten so einschüchterte, dass dieser sich nicht verteidigen konnte. Eine wirklich bemerkenswerte Leistung, die nur eines guten Schützen würdig ist. Die anschließende Strafe war in diesem Fall ebenso hart. Beide Eheleute wurden im Konzentrationslager Mauthausen ermordet.

Oldřich Frolík wurde am 11. April 1909 in Prag als Sohn von Josef und Božena Frolík geboren. Oldřich Frolík besuchte fünf Klassen der allgemeinen Schule, drei Klassen der Bürgerschule und drei Klassen der weiterführenden tschechischen Schule. In seinen 20ern wurde er zum Militärdienst eingezogen, den er beim Fliegerregiment Nr. 1 als Fahrer absolvierte. Während des Militärdienstes wurde er als fröhlicher Charakter, verständnisvoller Geist und Soldat mit anständigem und zuverlässigem Verhalten charakterisiert. Allgemein wurde er als gut ausgebildeter Soldat betrachtet. Er war ein guter Fahrer, wenn auch etwas undiszipliniert.

Er nahm eine Anstellung als Fräser in der Janek-Waffenfabrik an. Oldřich Frolík heiratete mit dreißig Jahren Barbora Kvasničková. Die Eheleute bewohnten eine Erdgeschosswohnung mit zwei Zimmern und Küche in der Brožíkova ulice 337/5. Die Ehefrau Barbora arbeitete als Telefonistin bei der Prager Filiale der Firma Kopista und Dubský. Im Jahre 1937 wurde den Eheleuten die Tochter Květa und drei Jahre später der Sohn Jirka geboren.

Nach der Okkupation Tschechiens wurde das tschechische Vereinsleben immer weiter eingeschränkt. Das betraf selbstverständlich auch den Sportverein Sokol. Die Tätigkeit des Sportvereins Sokol wurde im April 1941 zunächst ausgesetzt und anschließend im Oktober 1941 nach Antritt des stellvertretenden Reichsprotektors Heydrich eingestellt. Der verborgene Grund dieser Aktion war die aktive Widerstandstätigkeit der Sokol-Mitglieder. Infolgedessen kam es am 8. Oktober seitens der Besatzungsmacht zur Verhaftung von ca. 1.500 führenden Sokol-Repräsentanten im Rahmen der sog. Aktion Sokol, die vor allem in das Konzentrationslager Auschwitz verschleppt wurden. Nach drei Monaten Aufenthalt im Konzentrationslager lebte nur noch ein knappes Drittel von ihnen. Gerade das Schicksal dieser Sokol-Mitglieder gab die Veranlassung zur Gründung eines radikalen Ablegers der Sokol-Gemeinde im Widerstand, die nach dem Monat der oben beschriebenen Ereignisse symbolisch Říjen (Oktober) genannt wurde. Mitglieder der Widerstandsorganisation Říjen waren zum Beispiel Jaroslav Pechman, Jan Zelenka-Hajský und Hauptmann Karel Pavlík. Diese Männer waren Anhänger des Prinzips Auge um Auge, Zahn um Zahn. Da Oldřich Frolík eine ähnliche Gesinnung hatte, wurde er auf Aufforderung Mitglied dieser Organisation.

Als am Ende des Jahres 1941 die Mitglieder der Fallschirmspringerbesatzung ANTHROPOID Josef Gabčík und Jan Kubiš mit dem Ziel ins Protektorat kamen, den Henker des tschechischen Volkes, Heydrich, zu töten, wurden die Fallschirmspringer von allen Říjen-Mitgliedern als ersehntes Geschenk willkommen geheißen. Die Mitglieder der Organisation Říjen versteckten sie und wurden zu ihren allseitigen Unterstützern. Nicht anders war es auch im Fall von Oldřich Frolík. Auch er reihte sich in die heimischen Unterstützer ein, die mit den Fallschirmspringern im ständigen Kontakt standen und die er auch für eine längere Zeit in seiner Wohnung versteckte.

Nach dem Attentat überstanden die Frolíks beide Verhaftungswellen der Unterstützer der Fallschirmspringergruppe ANTHROPOID. Erst zum Monatswechsel August/September fand die Gestapo heraus, dass die Helfer der Fallschirmspringer in Prag-Pankrác in der Nähe der Janeček-Fabrik wohnen mussten, wodurch sie auf den Namen Frolík, eines Meisters in der Janeček-Fabrik, der die Agenten versteckte, kamen. Daher wurden am 15. September 1942 die Angehörigen der Prager Gestapo-Zentrale Kriminalinspektor Alois Gruber, Kriminalist Ernst Hoenig und Kriminalsekretär Alfred Keller in die Brožíková ulice entsandt, um die Wohnung der Frolíks zu durchsuchen. Die zweite Gruppe wurde in die Janeček-Fabrik entsandt, wo sie den Schlüssel der Wohnung beschaffen sollten. Nachdem wir 30 bis 40 Minuten gewartet hatten, wurde uns die Warterei zu lang und wir sagten uns, dass etwas Unerwartetes die Ankunft des zweiten Kommandos verhindert haben musste. Wir gingen in den Hof von Frolíks Wohnung, die sich im Erdgeschoss – auf dem Niveau des Erdbodens – befand. Dort stellten wir fest, dass der Schlüssel von innen im Schloss steckte. Wir traten ein, wobei wir zuerst durch einen kleinen Vorraum gingen. Sobald wir in der Küche waren, trafen wir auf Frolík, der uns entgegenkam.Nach einer Weile ertönten jedoch Schüsse. Dabei traf Frolík Hoenig im Gesicht und am Hals. Gruber, der noch die Verfolgung von Frolík aufnahm, wurde in der unteren Hälfte des Halses getroffen, er konnte noch aus der Wohnung laufen und blieb vor dem Haus mitten auf der Fahrbahn liegen. Frolík blieb jedoch wie vom Erdboden verschluckt.

Erste Hilfe fanden Frolík und seine Ehefrau bei ihrem Arbeitskollegen aus der Fabrik, Otakar Šrámek. Auch dieser tauchte kurz nach der Flucht Frolíks in die Illegalität ab. Er wurde jedoch mit Hilfe der tschechischen Protektoratspolizei ermittelt und gab der Gestapo unter dem Druck, dass 30 von Frolíks Verwandten hingerichtet und 500 Geiseln in das Konzentrationslager Mauthausen verschleppt werden würden, der Gestapo die Information, dass sich Frolík und seine Ehefrau bei dem Schneidermeister František Silovský, der in der Straße Na Bojišti 6 wohnte, versteckt halten.

Die Gestapo-Führung wollte kein weiteres Fiasko bei der Verhaftung riskieren. Daher zwang sie Šrámek, einen Brief an Frolík zu schreiben, in dem er ihm vorschlagen sollte, dass sie ihn mit einem Transporter aus Prag herausbringen könnten. Frolík stimmte dem Vorschlag zu. Unter Mitwirkung der Protektoratspolizei wurde vor dem Geschäft von Silovský am 23. September ein Transporter geparkt. Beim Einsteigen wurde er durch einen energischen Einsatz zusammen mit seiner Frau und dem Schneidermeister überwältigt, ohne dass es zu Verlusten unsererseits und dem Einsatz von Schusswaffen kam. Frolík hatte auch dieses Mal vor, seine Pistole Kaliber 7,65 mm mit vollem Magazin und einem in der Kammer vorbereiteten Geschoss zu ziehen, er schaffte es jedoch nicht mehr, zu schießen. Er wehrte sich so verzweifelt, dass acht Männer benötigt wurden, bevor er vollkommen überwältigt war. Er erklärte selbst, dass er sein Leben so teuer verkaufen wolle, wie man es sich nur vorstellen könne, er wollte angeblich bis zur letzten Patrone kämpfen.

Die vorsichtige Haltung der Gestapo war nicht nur durch die oben erwähnte Schießerei begründet, sondern auch durch das entdeckte Arsenal an Waffen und Munition, das die Deutschen in einem raffinierten Versteck entdeckten. Es handelte sich dabei um eine Bombe der gleichen Art, wie sie beim Attentat durch Jan Kubiš verwendet wurde, fünf Pistolen des Kalibers 9 mm, davon eine Colt super 38, 219 Schuss 9-mm-Munition, sieben Schuss Munition des Kalibers 7,65 mm, 30 Schuss Munition des Kalibers 6,35 mm, eine Stütze für eine englische Maschinenpistole (von Gabčík - Anmerkung des Autors), vier Magazine für englische Maschinengewehre, zwei Magazine für die Pistole Colt des Kalibers 9 mm, ein Magazin für Munition des Kalibers 6,35 mm und zwei Ersatzzünder einer neuen Art. Dieses Waffenarsenal tauchte nach dem erfolgten Attentat bei Frolík auf. Es wurde nach und nach von Anna Malinová gebracht, bei der sich Gabčík versteckt hielt, nachdem es schon in der Krypta der St. Cyrill-und-Method-Kirche aufbewahrt worden war.

Nach der Gefangenschaft in Pankrác wurden die Eheleute Frolík in das Haftgefängnis der Prager Gestapo auf die Kleine Festung Terezín verlegt. Da die Verhöre eine längere Zeit in Anspruch nahmen, erfolgte die Verurteilung der Eheleute Frolík erst am 8. Januar 1943 als sie von einem Standgericht in Prag in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurden. Dieses Urteil wurde am 26. Januar 1943 im Konzentrationslager Mauthausen vollstreckt. An diesem Tag wurde die Ehefrau Barbora um 16:15 Uhr zusammen mit anderen Frauen in der Gaskammer ermordet. Ihr Mann Oldřich wurde um 16:49 Uhr durch einen Schuss in den Hinterkopf getötet.

Die Kinder Květa und Jirka wurden ab September zuerst in Jenerálka und ab April 1944 in Svatobořice interniert, letztendlich wurden sie in Planá nad Lužnicí befreit.

Vlastislav Janík, Forscher, Delegierter des Mauthausen-Komitees in Tschechien

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