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Karel Pavlík 1900 - 1943 Bearbeiten

Geboren 19.10.1900 in Hradové Střimelice / Stříbrné Střimelice
Gestorben 26.1.1943 in Mauthausen

Biografie

Die Geschichte von Karel Pavlík

Ihr wart mutig, das wird Euch niemals vergessen werden. Ich kann Ihnen nur sagen, dass es überall so wie bei Ihnen hätte ablaufen sollen. Dann hätte sich unsere damalige Situation vielleicht völlig anders entwickelt. Euer tapferer Widerstand war eigentlich der einzige feste Punkt, auf den wir uns im Ausland stützen konnten und auf den wir später zu bauen begannen.Diese Worte richtete Edvard Beneš nach dem Krieg an die Adresse der Verteidiger der Czajánek-Kasernen. Der damalige Kommandant der Verteidigung, Hauptmann Karel Pavlík, hörte diese Worte nicht mehr. Er wurde am 26. Januar 1943 im Konzentrationslager Mauthausen wegen seiner aktiven Unterstützung des Unternehmens ANTHROPOID von den Deutschen ermordet.

Karel Pavlík wurde am 19. Oktober 1900 in Hradové Střímelice im damaligen Bezirk Český Brod in eine Lehrerfamilie mit sechs Kindern hineingeboren. Er begann in Vyžlovce mit dem Besuch der allgemeinen Schule. Er setzte dann seine Ausbildung an der Bürgerschule in Kostelec nad Černými lesy fort, die er im Jahre 1915 in Karlín beendete. Anschließend nahm er ein einjähriges Studium am Lehrerbildungsinstitut in Prag II auf, welches er mit dem Ergebnis genügendabschloss. Gleich anschließend besuchte er die einjährige Handelsschule F. X. Kubského in Prag II, die er mit dem Ergebnis sehr gutabschloss. Nach Abschluss des Studiums begann er als Buchhaltungspraktikant in einer Privatfirma zu arbeiten. Die Arbeit erfüllte ihn jedoch nicht sehr, daher ließ er sich im Juni 1920 im Schulwesen als Lehrer anstellen. Seinen Beruf übte er bis zum Antritt des Grundwehrdienstes, der für ihn am 1. Oktober 1921 begann, in Vyžlovce aus. Der Wehrdienst sagte ihm offenbar gleich von Anfang an zu. Schon gleich nach dem Antritt des Wehrdienstes meldete er sich bei der Militärakademie in Hranice an, die er im Jahre 1923 abschloss. Daraus ergab sich für ihn die spätere Verpflichtung, nach Abschluss der Militärakademie sechs Jahre in der Armee zu dienen.

Nach dem Austritt aus der Akademie wurde Pavlík als junger Leutnant der Infanterie zum Grenzbataillon 1 nach Děčín verlegt. Hier diente er als Zugführer. Im Herbst 1925 wurde er nach Prag zum 5. Infanterieregiment T. G. Masaryk, das unter dem Befehl der 1. Infanteriedivision stand, abkommandiert. Im Rahmen dieser Abkommandierung durchlief er verschiedene Funktionen. Zuerst war er als Kommandant eines Infanteriezugs tätig, später als Kommandant eines Maschinengewehrzugs um erneut auf den Posten des Kommandanten eines Infanteriezugs zurückzukehren. Er durchlief auch die Funktion eines Zugführers an der Offiziersschule für das Heer und etwas später die Funktion des Kommandanten des Übungszentrums für Militärpferde. Während des Dienstes beim 5. Infanterieregiment wurde er im April 1929 in den Rang eines Oberleutnants und im Januar 1933 in den Rang eines Hauptmanns befördert.

Kurz nach der Beförderung in den Rang eines Hauptmanns wurde er zum 8. Schlesischen Infanterieregiment verlegt, das seinen Sitz in Český Těšín hatte. Beim 8. Infanterieregiment erreichte er im Jahre 1937 die Funktion des Kompaniechefs, die er auch während der Jahre 1938 und 1939 innehatte.

Im Jahre 1924 heiratete Pavlík Emílie Stárková, geborene Špirková. Ein Jahr nach der Hochzeit wurde den Eheleuten ihr Sohn Karel und im Jahre 1927 ihre Tochter Dagmar geboren. Schon zu Beginn des ehelichen Zusammenlebens wurde dieses Zusammenleben der Jungverheirateten durch den Abschied Pavlíks von seiner Familie zu seinem Dienst in Děčín gestört. Das steigerte sich in den Folgejahren, als er aus Prag, wo die Familie zusammenlebte, nach Nordmähren abkommandiert wurde. Pavlík hat diese Abkommandierung sehr schwer ertragen. Kurz nach seiner Verlegung kam es sogar zu einem förmlichen Ersuchen bezüglich der Rückverlegung nach Prag, zuerst beim Verteidigungsminister, und nach der Ablehnung dieses Verlangens auch in der damaligen Abgeordnetenversammlung. Der Minister stellte sich damals auf die Seite des Kommandanten des 5. Infanterieregiments, der begründete, dass erst durch ein Scheidungsverfahren nachgewiesen werden könne, ob und wie eine Betreuung der Kinder durch ihn erforderlich sei. In diesem Fall hat er die Möglichkeit, zum vorgeschriebenen Termin einen Antrag auf Verlegung zu stellen.Parallel zu den unbefriedigenden familiären Verhältnissen verschlechterte sich auch sein Auftreten und Verhalten im Dienst, wie im Jahre 1933 in seinem Qualifikationsblatt konstatiert wird: Wegen seiner ungeordneten Familienverhältnisse hat er sich zu seinen Ungunsten verändert, er geht der Gesellschaft älterer Offiziere aus dem Weg. Er ist oberflächlich, leichtfertig und betrügt gerne.Ab dieser Zeit finden sich auch in seinem Qualifikationsblatt Einträge über Disziplinarverfahren und Ordnungswidrigkeiten, die Ausdruck seiner damaligen inneren Unausgeglichenheit und Nichterfüllung der eigenen Sehnsüchte, die er sich vom Zusammenleben in der Ehe erwartet hatte, waren. Dieser Zustand hielt bis zum Jahre 1937 an, in dem die Ehe geschieden wurde und Pavlík nach und nach wieder begann, Kräfte für seine letzte Lebensphase zu schöpfen.

Nach dem Abtritt des tschechischen Grenzgebiets (Sudetenland) an Hitlerdeutschland zog sich das III. Bataillon des 8. Infanterieregiments, in dem Pavlík diente, nach Mistek zurück. Da die bestehenden Kasernen überfüllt waren, wurde die Czajánek-Fabrik in Mistek zum Unterbringungsort des Bataillons. Es handelte sich um zwei zweigeschossige Gebäude, die vorne und hinten durch zu ebener Erde liegende Objekte verbunden waren. Im linken Objekt befanden sich die Büros der Bataillonskommandantur und der hintere Teil des Objekts diente der Unterbringung der 12. Maschinengewehrkompanie, die von Hauptmann Pavlík befehligt wurde. Im gegenüberliegenden Objekt waren die restlichen drei Kompanien des Bataillons untergebracht. Anfang März 1939 wurden die Kompanien nur durch 15-29 Männer älterer Jahrgänge gebildet. Die übrigen Männer, 30-40 Soldaten waren Neulinge, die erst am 1. März zum Wehrdienst eingezogen worden waren und für die bis zum 14. März nur eine Ausbildung ohne Waffe durchgeführt wurde. Die Spannungen rund um den 15. März waren groß. In Erwartung der kommenden Tage hatten die Mannschaften schon vor dem 14. März zwei Tage Ausgangssperre.

An jenem schicksalhaften Tag, dem 14. März, fand von 18-19 Uhr ein Polnischkurs in den Kasernen statt. Da der Kurs in den Unterkunftsräumen der 12. Kompanie stattfand, war auch Hauptmann Pavlík bei dem Kurs anwesend. Nach der Halbzeit des Unterrichts waren auf einmal Schüsse vom Tor zu hören und anschließend stürzte ein Soldat in den Raum, der Pavlík mitteilte, dass Deutsche vor den Kasernen seien. Da Pavlík zu diesem Zeitpunkt nichts darüber bekannt war, dass der verbleibende Teil der Tschechoslowakei vom deutschen Militär besetzt werden sollte, erteilte er den Befehl Zu den Waffen!“. Er lief sofort geistesgegenwärtig auf den Flur und schaltete im gesamten Objekt den Strom ab. Seine Kompanie befand sich an diesem Tag ebenfalls in Kampfbereitschaft. Die Soldaten waren daher schnell mit Gewehren und Maschinengewehren bewaffnet und es wurde mit einer wirksamen Verteidigung des gesamten Objekts begonnen. Bei dieser Verteidigung wurden seitens der Deutschen auch Antipanzergeschütze eingesetzt. Der Kampf wurde erst nach Erhalt des Befehls zur Feuereinstellung eingestellt. Der gesamte Kampf dauerte 40 Minuten. Auf der Seite der Verteidiger gab es zwei Verwundete. Auf der Seite der Deutschen verloren laut den im Umlauf befindlichen inoffiziellen Nachrichten 12-18 Soldaten ihr Leben. Über die gesamte Aktion durfte damals nichts geschrieben werden und von den Verteidigern wurde, damit sie die gesamte Aktion schnell vergaßen, niemand bestraft.

Pavlík beendete dann seine Karriere beim Militär als Adjutant des Arbeitsbataillons in Místek und wurde nach Auflösung der tschechoslowakischen bewaffneten Kräfte am 26. August 1939 in das Zivilleben entlassen. Sofort nach der Okkupation reihte er sich in den heimischen Widerstand ein. Im Gebiet Ostrava baute er die Widerstandsgruppe Za vlast (Für die Heimat) auf. Das Hauptziel dieser Gruppe bestand darin, für Soldaten und vor allem Flieger das Verlassen des Landes nach Polen zu organisieren. Nach dem Ausscheiden aus der Armee wurde er in die zivile Verwaltung übernommen. Seine Heimat wurde erneut Prag. Hier knüpfte er eine Zusammenarbeit mit Stabskapitän Václav Morávek und der militärischen Widerstandsorganisation Obrana naroda (Verteidigung der Nation) an. Im Herbst 1941 trat er der Widerstandsorganisation des Sportvereins Sokol bei und begann mit deren radikaler Fraktion zusammenzuarbeiten, die sich um Jan Zelenka-Hajský, Břetislav Lyčka, František Hejl und Oldřich Frolík gebildet hatte. Diese Fraktion der Sokol-Widerstandsorganisation, die Říjen (Oktober) genannt wurde, plante Sabotage- und Diversionsaktionen. Mithilfe dieser Fraktion knüpfte Pavlík Verbindungen zu den Fallschirmspringern Adolf Opálka und Josef Valčík. Zu seinen Mitarbeitern aus dem Sokol-Widerstand gehörte auch Ladislav Vaněk. In Anknüpfung an die Festnahme von Vaněk und offensichtlich auf Grundlage seiner Aussage gelang es der Gestapo, Hauptmann Karel Pavlík zu verhaften. Dies erfolgte am 4. September in Záběhlice, wo Pavlík auf ihn wartete. Anstelle von Vaněk traten jedoch zwei Männer auf ihn zu und wollten ihn verhaften. Pavlík griff nach seiner Pistole in der Aktentasche und flüchtete. An einem nahe gelegenen Bahndamm wurde er jedoch von einem Polizeihund gestellt. Es gelang ihm zwar, diesen zu erschießen, er wurde jedoch erneut von den Gestapo-Angehörigen eingeholt und im folgenden Kampf überwältigt und gefesselt. Das Wissen um sein Schicksal und um bei den brutalen Verhören niemanden zu verraten, führte Hauptmann Pavlík dazu, dass er mit Hilfe eines angeschliffenen Löffels einen Selbstmordversuch unternahm und sich damit die Pulsadern am Arm aufschnitt. Leider ohne Erfolg. Im Herbst 1942 wurde er in das Haftgefängnis der Gestapo in der Kleinen Festung Terezín verlegt. Von dort wurde er Mitte Januar zusammen mit 31 Mithäftlingen mit einem Transport in das KZ Mauthausen verschleppt. Nach einer Woche Gefangenschaft im sog. Bunker mit den anderen Männern des genannten Transports wurde er am 26. Januar 1943 um 16:31 durch einen Schuss in den Hinterkopf erschossen.

Bei den Feierlichkeiten am 28. Oktober 1999 wurde der Oberst in memoriam Karel Pavlík durch den damaligen Präsidenten Václav Havel mit der Medaille für Heldentum ausgezeichnet.

Vlastislav Janík, Forscher, Delegierter des Mauthausen-Komitees in Tschechien

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