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Angelo Giuseppe Biffi 1909 - 1945 Bearbeiten

Geboren 11.6.1909 in Villa d'Adda
Gestorben 2.5.1945 in Gusen

Biografie

Angelo Giuseppe Biffi wird als ältestes von vier Kindern in eine Bauernfamilie geboren. Wegen des plötzlichen Todes des Vaters muss Angelo die Mutter und die drei Geschwister mit seinem Einkommen unterstützen. Mit Hilfe eines Onkels mütterlicherseits, Amedeo Riva, der den Heimatort Villa D’Adda zwecks Arbeitssuche verlassen hatte, findet Angelo eine Beschäftigung in der lombardischen Stahl- und Eisenfabrik Falck in Sesto San Giovanni. Er wird in der Abteilung Unione OMAN eingestellt, wo er sich im Laufe der folgenden Jahre bemüht, den Arbeitsanforderungen gerecht zu werden, und er wird zu einem guten Dreher. Er holt seine Familie nach Sesto San Giovanni nach, wo auch die drei Brüder Arbeit finden. Er lernt Klarinette zu spielen, und mit einigen Freunden spielt er in einer kleinen Band. Später heiratet er und wird Vater von zwei Töchtern, von denen die Ältere mit drei Monaten stirbt.

Der Onkel Amedeo, ein überzeugter Sozialist, hilft ihm in jungen Jahren, seine Ideen zu entwickeln, die sich gegen den damals vorherrschenden Faschismus richten. Angelo entwickelt sich zu einem aufrichtigen Anitifaschisten und wird nie Mitglied im Partito Nazionale Fascista (Nationale Faschistische Partei). Vor allem in den Kriegsjahren handelt er nie auf eigene Faust, sondern tut sich immer mit anderen zusammen, um den Faschismus zu bekämpfen. Er nimmt an allen Streiks der Jahre 1942 und 1943 bei Falck teil. Regelmäßig trifft er in einer nahe gelegenen Bar mit den drei Freunden und Arbeitskollegen Raffaele Cardellini, Pietro Marcante, Guglielmo Sistieri[1] zusammen, wo er die Regeln für das Verhalten in der Fabrik aufstellt und die Aktionen organisiert, um seine Ideen gegen den Krieg und die Unterdrückung zu verbreiten. Er verteilt Untergrundpresse und tritt der nach Luciano Migliorini benannten 184. Brigata Garibaldi Sap bei, die bei Falck aktiv ist. Nach dem Waffenstillstand vom 8. September 1943 wird der antifaschistische Kampf zum Partisanenkampf gegen den Nazifaschismus, und Angelo wirbt weiterhin für seine Ideale. Er nimmt auch am Generalstreik vom März 1944 teil, der acht Tage lang die Wirtschaft in Norditalien lahm legt, und wird deshalb in der Nacht vom 27. März 1944 in seiner Wohnung festgenommen. Man hält ihn zunächst in der Kaserne von San Fedele und dann im Gefängnis San Vittore in Mailand fest. Schließlich wird er nach Bergamo in die Kaserne Umberto I. überstellt, wo es ihm zum letzten Mal gelingt, seine Frau Irma Beretta und sein Töchterchen zu sehen. Bei dieser Gelegenheit steckt er ihnen einen Zettel zu, worauf geschrieben steht: „Ich bin fest entschlossen, meinem Schicksal entgegenzugehen. Wenn wir Glück haben, sehen wir uns wieder. Kopf hoch! Auch ich halte durch.“ Am 6. April 1944 wird er von Bergamo aus nach Mauthausen deportiert, wo er am 8. April eintrifft. Er erhält die Häftlingsnummer 61566. Einem offiziellen Dokument des Internationalen Suchdienstes in Bad Arolsen zufolge starb er dort am 15. April 1945, im Totenbuch des Krankenreviers im KZ Gusen ist sein Tod unter dem Datum 2. Mai 1945 eingetragen.

Ionne Biffi

ANED, Sektion Sesto San Giovanni-Monza

Ionne Biffi ist die Tochter von Angelo Giuseppe Biffi, Mitglied der Associazione nazionale ex deportati (ANED), Sektion Sesto San Giovanni-Monza und für die Fondazione Memoria della Deportazione in Mailand tätig.

 

Aus dem Italienischen von Camilla Brunelli


[1] Aus: Giovanna D’Amico/Giovanni Villari/Francesco Cassata (Hg.): Il libro dei deportati. I deportati politici 1943–1945, Band I. Forschungsarbeit unter der Leitung von Brunello Mantelli, Nicola Tranfaglia, gefördert von der ANED (Mailand 2009); siehe auch Giuseppe Valota: Streikertransport. La deportazione politica nell’area industriale di Sesto San Giovanni 1943–1945, hrsg. von Giuseppe Vignati (Mailand 2007).

- Raffaele Cardellini, geboren am 30. April 1898 in Offagna (Ancona), Mechaniker bei Falck Unione OMAN. Verhaftet am 4. März 1944 vor einem Geschäft in Sesto San Giovanni. Festgehalten in Mailand in der Kaserne San Fedele und im Gefängnis San Vittore. Am 16. April 1944 gelangt er nach Mauthausen, Häftlingsnummer 63705, kategorisiert als Schutzhäftling. Er wird nach Gusen überstellt, wo er am 15. November 1944 stirbt.

- Pietro Marcante, geboren am 13. Oktober 1903 in Zané (Viterbo), Mechaniker bei Falck Unione Fonderia. Verhaftet am 28. März 1944 in Sesto San Giovanni. Festgehalten in Mailand in der Kaserne San Fedele und im Gefängnis San Vittore, in Bergamo in der Kaserne Umberto I. Am 8. April 1944 erreicht er Mauthausen, Häftlingsnummer 61681, registriert als Schutzhäftling. Er wird zwischen dem 26. und 28. April 1944 nach Gusen überstellt, am 11. Juli nach Mauthausen und am 20. Juli nach Linz III. Am 29. Juni 1945 stirbt er in Italien in Thiene bei Viterbo.

- Guglielmo Sistieri, geboren in Vescovana (Padua), Kranführer bei Falck Unione Sturi Cerco. Verhaftet am 28. März 1944 in Sesto San Giovanni. Festgehalten im Mailänder Gefängnis San Vittore. Am 8. April 1944 erreicht er Mauthausen, Häftlingsnummer 61755, Kategorie Schutzhäftling. Er wird am 26. April 1944 nach Gusen überstellt und am 6. März nach Mauthausen, wo er am 29. März 1945 stirbt.

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