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Václav Král 1891 - 1942 Bearbeiten

Geboren 2.5.1891 in Plzeň
Gestorben 24.10.1942 in Mauthausen

Biografie

Familienleben

Václav Král wurde am 2. Mai 1891 in Plzen (Pilsen) als Sohn des Ehepaares Václav und Amálie Král geboren. Sein ursprünglicher Beruf war Kellner. Ab April 1922 war in seiner Rubrik Anstellungen“ schon Sicherheitspolizist“ eingetragen. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere bekleidete er das Amt eines Inspektors bei der Staatspolizei. Im Jahre 1929 übte Václav Král das Amt eines Bezirksinspektors bei der Fremdenabteilung der Polizei in Bratislava (Pressburg) aus.

1923 heiratete Václav Král Pavla Pichlová, geb. am 3. März 1896 in Plzen (Pilsen). Der Vater von Pavla hieß Alois Pichl und war Polizist in Plzen (Pilsen). Die Mutter war Anna Pichlová, geborene Blažková. Damals schon gab Václav Král die Adresse Pod Záhorskem Nr. 1 an. Die Králs bewohnten die Wohnung Nr. 6 im zweiten Stock. Im Jahre 1925 wurde den Eheleuten die Tochter Helena geboren.

Operation Anthropoid

In der Nacht vom 27. zum 28. Dezember 1941 wurde in der Nähe des Ortes Nehvizdy die aus zwei Mitgliedern bestehende Besatzung der Operation Anthropoid mit dem Fallschirm abgesetzt. Nach ihrer Orientierung verfuhren die Fallschirmspringer nach ihrem konspirativen Plan, der schon in England erarbeitet wurde, d. h. sie brachen zu ihrer ersten konspirativen Adresse in Rokycany (Rokitzen) auf. Die Gruppe Anthropoid erhielt insgesamt drei Versteckadressen. Die erste Adresse war bei dem Polizeioberinspektor Václav Král in Plzen (Pilsen) IV, Pod Záhorskem Nr. 1/II. Stock. Die zweite Adresse sollte die Fallschirmspringer zu einem Werkmeister des Pilsener Depots führen und die letzte Adresse führte die Fallschirmspringer zu dem pensionierten Eisenbahnangestellten Václav Stehlík nach Rokycany (Rokitzen). Die Adresse von Václav Král übergab den Fallschirmspringern von Anthropoid erst im Flugzeug Stabshauptmann Jaroslav Šustr unter Hinweis darauf, dass dieser Adressat die Gruppe nach Praha führen sollte, wo ihre Hauptzufluchtsstätte sein sollte.

Bei Václav Stehlík verbrachten beide Fallschirmspringer eine Nacht. Am nächsten Tag, dem 30. Dezember 1941, brachen sie zu ihrer zweiten Versteckadresse in Plzen (Pilsen) bei Václav Král auf.

An der Versteckadresse in Plzen (Pilsen)

Adina grüßt Pilsen der 8. März ist gut.“ Mit dieser Parole wiesen sie sich an der Wohnung von Václav Král aus. Nach kurzem Zögern nahm Václav Král beide Fallschirmspringer sofort und bereitwillig“ auf.

Václav Král organisierte für die Fallschirmspringer die Ausstellung von gefälschten Legitimationen und Arbeitsbüchern und vermittelte den Kontakt nach Praha, wo ihr Aufenthaltsort im Protektorat sein sollte. Den Kontakt erhielt er von seinem früheren Kollegen vom Polizeikorps, Jan Bejbl. Dieser gab den Fallschirmspringern die Anschrift von Václav Růta in Praha. Nach der Abreise der Fallschirmspringer nach Praha blieb die Adresse von Václav Král für eine kurze Zeit nicht aktiviert.

Vernichtet die Škoda-Werke!

Am 15. April 1942 erhielt die Funkstation Libuše der Untergruppe Silver A folgendes Telegramm: […] Noch während des Monats April werden die Škoda-Werke bombardiert werden. Es ist erforderlich, dass Sie bestimmte Maßnahmen treffen, die für die Flieger das Auffinden und genaue Treffen des Ziels garantieren. Das wäre am besten durch das Anzünden von Feuern in der Nähe der Ziele zum Zeitpunkt des Anflugs der Flugzeuge möglich. Das würde vielleicht am besten mit Hilfe einer zweiten Gruppe [dabei war an die Gruppe Anthropoid gedacht - Anm. des Autors] oder einer zivilen Organisation durchführbar sein.

Teilen Sie uns unverzüglich die Möglichkeiten mit. [...] melden Sie, welchen Zeitraum Sie zur Vorbereitung benötigen. Am besten wäre es, die spezielle Kurzwellenstation (Rebecca) einzusetzen. Beschleunigen Sie daher ihre Überführung.“

London räumte für die oben erwähnten Vorbereitungsarbeiten einen Zeitraum bis zum 20. April 1942 ein. Leider war die Realität anders. Das wurde durch die Tatsache bedingt, dass es nicht gelang, an der Abwurfstelle bei Ořech (Worschech) die versteckte Funkbake Rebecca zu finden. Diese fiel nämlich, bei der intensiven Fahndung nach der Gruppe Out Distance, die die Funkbake ins Protektorat transportiert hatte, in die Hände der Gestapo. Das rief selbstverständlich die Notwendigkeit hervor, eine improvisierte Lösung zu akzeptieren, die darin bestand, den Zielraum mit angezündeten Feuern zu markieren.

Das Quartett der Fallschirmspringer, Jan Kubiš, Josef Gabčík, Adolf Opálka und J. Valčík hielten sich ab dem 17. April in Plzen (Pilsen) auf. Am 23. April wurden ihre Reihen durch Karel Čurda ergänzt. Alle berieten sich an diesem Abend bei den Králs und planten die Details der gesamten Aktion. Während ihres Aufenthalts in Plzen (Pilsen) wurden sie außer in der Wohnung der Králs abwechselnd bei den Kučeras, Bejbls und Hrdličkas untergebracht.

In der Nacht vom 25. zum 26. April des Jahres 1942 starteten 128 Flugzeuge zur Bombardierung über Deutschland. Ans Ziel gelangte jedoch letztendlich nur ein einziges Flugzeug. Nicht eine der abgeworfenen Bomben traf jedoch die Werkhallen der Škoda-Werke und auch nicht den Rangierbahnhof, der ein weiteres Ziel des Luftangriffs war.

Operation Steel

In der Nacht vom 27. zum 28. April 1942 werden bei einem einzigen Operationsflug über den Wäldern bei Křivoklát (Pürglitz) insgesamt drei Operationsgruppen abgesetzt: Bivouac, Bioscop und Steel, die durch ein einziges Mitglied, den Gefreiten Oldřich Dvořák gebildet wurde. Die Aufgabe dieser Gruppe war es, dem Widerstand Kristalle für die Sendestationen zu übergeben. Leider wurde schon am 30. April beim Pflügen des Feldes in der Nähe der Siedlung Požáry (Philippshof) die Sendeausrüstung, die Dvořák dort gelassen hatte, entdeckt. Ohne Sender war der Funker Oldřich Dvořák für diese Widerstandsorganisation nicht einsetzbar. Daher wurde er in die Betreuung der Widerstandsorganisation ÚVOD übergeben, wo er damit begann, dem Telegrafisten František Peltán zu helfen. Beide wurden Mitte Mai des Jahres 1942 nach Plzen (Pilsen) geschickt. Hier beschaffte Václav Král für Oldřich Dvořák neue Dokumente des Protektorats. Nach Auslösung der großen Razzien nach dem Attentat auf den Vertreter des Reichsprotektors Reinhard Heydrich wurden Jan Bejbl und Václav Král in eine Zelle der Pilsener Polizei aufgeräumt.           

Das Ende aller Hoffnungen 

Am 16. Juni meldete sich Rottmeister Karel Čurda bei der leitenden Dienststelle der Gestapo in Praha. Nach und nach verriet er alle Unterstützer, die ihm in der Zeit seiner illegalen Tätigkeit geholfen hatten. Er vergaß auch die Familie Král nicht, bei der er sich aufgehalten hatte, als er mit der Erfüllung des Befehls beauftragt war, die Bombardierung der Pilsener Škoda-Werke sicherzustellen. Daher wurde die Familie Král schon am Mittwoch dem 17. Juni 1942, am Tag nach dem Verrat von Karel Čurda, in ihrer Wohnung festgenommen.

Nach Abschluss der Untersuchung in Plzen (Pilsen) wurde die Familie Král nach Praha und anschließend in das Haftgefängnis der Prager Gestapo in die Kleine Festung nach Terezin (Theresienstadt) gefahren. 

Mauthausen

Am 22. Oktober 1942 fuhr in Bohušovice nad Ohří (Bauschowitz an der Eger) ein Transport ab, der um die 460 Namen zählte. Der größte Teil des Transports, insgesamt 264 Personen, stand in Verbindung mit der sog. Fallschirmspringeraktion. Am 23. Oktober traf der Transport in Mauthausen ein. In der Nacht vom 23. zum 24. Oktober warteten diese Menschen halbnackt auf dem Hof vor einem Bunker. Morgens kurz vor halb neun begann der erste Aufruf von Namen. Um 8.56 Uhr kam Helena Králová an die Reihe. Genau um 10.04 Uhr traf eine auf den Hinterkopf gerichtete Kugel an dem „Genickschussecke“ genannten Ort Pavla Králova. Václav Král wurde um 16.58 Uhr vor ein vorgebliches Messgerät der Körperhöhe gestellt. 

Das alles wurde von einer speziell zusammengestellten Kommission von Gestapo-Mitarbeitern aus Praha, die einen Tag davor in Mauthausen angekommen war, überwacht.

Schluss           

Auf Basis dessen, dass in Plzen (Pilsen) nur die Ehepaare Kučera, Král, Bejbl und Frau Hrdličková mit ihrem Sohn festgenommen wurden, und nur infolge des Verrats durch Karel Čurda, kann mit Sicherheit behauptet werden, dass Václav Král und seine Mitkämpfer aus dem Widerstand keine weiteren Mitkämpfer verrieten.

Vlastislav Janik

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