Johannes Obernüfemann 1887 - 1944 Bearbeiten

Johannes Obernüfemann wurde 1887 im Stadtteil Wellingholzhausen in Melle geboren und nach dem Studium der katholischen Theologie 1911 in Osnabrück zum Priester geweiht. Als Priester war er in der Nähe von Osnabrück und 1939 bis 1942 in Neustadtgödens in Ostfriesland tätig, wo er offenbar wegen homosexueller Handlungen verhaftet wurde. Vom Sondergericht Oldenburg wurde er im Februar 1943 wegen „Unzucht“ zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt.

Der Grund der Verhaftung wurde dem Autor lediglich deshalb bekannt, weil ihm ein Mitglied der Gemeinde berichtete, dass man sich dort aus Anlass der Errichtung einer Pietà für die kirchlichen Opfer in der NS-Zeit stritt, ob man Obernüfemann überhaupt in diesem Zusammenhang nennen dürfe, da er doch wegen Homosexualität in ein KZ gekommen sei. Die Gemeinde war sichtlich hin- und hergerissen zwischen dem Gebot der Menschlichkeit und der traditionellen katholischen Ablehnung von Homosexuellen.

Johannes Obernüfemann kam nie mehr frei. 57-jährig starb er am 10. August 1944 im KZ Mauthausen in Österreich.

Rainer Hoffschildt, Hannover.

Rainer Hoffschildt wurde 1948 in Mecklenburg geboren, studierte Wirtschaftswissenschaften und arbeitete bis zur Pensionierung als Berater in einer Sozialbehörde in Hannover. 1980 begann er mit der Errichtung des Schwullesbischen Archivs Hannover. Publikationen, u. a.: Olivia. Die bisher geheime Geschichte des Tabus Homosexualität und der Verfolgung der Homosexuellen in Hannover (1992).

Quellen:

Der überarbeitete und erweiterte Text stammt aus: Rainer Hoffschildt: Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit, Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland (Berlin 1999), S. 139. Die Lebensdaten wurden entnommen aus: Bischöfliches Generalvikariat Osnabrück (Hg.): 1200 Jahre Lob Gottes im Bistum Osnabrück, Kalender 1980, Blatt 9.-15.11.1980. Dort ohne Nennung des Haftgrundes.

Bundesarchiv Berlin, R 5101/24244, Liste der Strafsachen gegen katholische Geistliche.