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Christoph Lederer 1901 - 1940 Bearbeiten

Geboren 16.9.1901 in Arzberg
Gestorben 12.2.1940 in Mauthausen

Biografie

Christoph Rudolf Lederer wurde 1901 in der oberfränkischen Porzellanstadt Arzberg geboren. Er war verheiratet und hatte ein Kind. Wie viele in der Region arbeitete auch er in der Porzellanindustrie, zunächst als Lagerist, später als Brennhausarbeiter. In den frühen 1930er-Jahren war er erwerbslos. Im oberfränkischen Raum waren bereits sehr früh Kolporteure der Bibelforscher aktiv, die auch Christoph Lederer mit ihrer biblischen Botschaft erreichten. 1924 trat er aus der evangelischen Kirche aus und schloss sich den Bibelforschern (Zeugen Jehovas) an. Der Erwachsenentaufe unterzog er sich allerdings erst 1932 in Marktredwitz.

Schon früh geriet Lederer in das Visier der Staatspolizei. 1933 fand bei ihm eine erste Hausdurchsuchung statt, bei der die Polizei zahlreiche religiöse Schriften beschlagnahmte und auf dem Dachboden des Arzberger Rathauses deponierte. Die Bayerische Politische Polizei in München wurde zusätzlich informiert. Diese teilte jedoch den örtlichen Behörden mit, dass nur die Verbreitung der Schriften der inzwischen verbotenen Bibelforscher-Vereinigung verboten sei, nicht jedoch der Besitz. Verhaftet wurde Christoph Lederer das erste Mal im März 1936. Kurze Zeit später kam er wieder frei.

Im Mai 1936 und den folgenden Monaten erhielt er mehrere Aufforderungen der Wehrersatzbehörde, sich zu verschiedenen Wehrversammlungen der Grenzschutzkompanie einzufinden. Der 35-jährige überzeugte Kriegsgegner lehnte das jeweils ab. Als er am 22. November 1936 einer Einberufung auf den Truppenübungsplatz Grafenwöhr nicht nachkam, wurde er am 27. Januar 1937 verhaftet und in das Gerichtsgefängnis Hof a. d. Saale eingeliefert. Gleichzeitig lief ein Ermittlungsverfahren gegen ihn und 14 weitere Zeugen Jehovas vor dem Sondergericht Bamberg wegen Betätigung für die verbotene Bibelforscher-Vereinigung. Am 11. März 1937 kam es zunächst zu einer Verhandlung vor dem Militär-Gericht der 17. Division Nürnberg, das in Hof tagte. Zur Begründung seiner Verweigerung führte Christoph Lederer aus: „Ich bin ein Zeuge für den Namen des allmächtigen Schöpfers Jehova und bin daher in eine Armee schon eingetreten. Ich habe Jehova Gott einen Eid abgelegt und bin verpflichtet, diesen treu zu halten.“ Das Kriegsgericht verurteilte ihn deshalb wegen „erschwerter Gehorsamsverweigerung“ zu einer Gefängnisstrafe von neun Monaten. Lederer blieb weiterhin in Untersuchungshaft und wartete auf die Hauptverhandlung vor dem Sondergericht Bamberg. Gegen ihn und seine 14 Glaubensgeschwister wurde dort am 24. Mai 1937 verhandelt. Neben drei Freisprüchen fällte das Sondergericht Haftstrafen in unterschiedlicher Länge. Christoph Lederer wurde unter Einrechnung der kriegsgerichtlichen Verurteilung zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Wo er diese Strafe verbüßte ist bislang nicht belegt, ebenso wie sein weiterer Verfolgungsweg lückenhaft ist.

Wahrscheinlich wurde er nur kurze Zeit nach seiner Haft von der Gestapo festgenommen, die ihn am 4. März 1939 in das Konzentrationslager Dachau unter der Nr. 32641 einliefern ließ. Zu dieser Zeit waren in Dachau zahlreiche Zeugen Jehovas eingekerkert. Im September 1939 evakuierte die SS das gesamte Lager, um dort Wachmannschaften für mehrere Monate auszubilden. 144 Zeugen Jehovas wurden deshalb in das Lager Mauthausen verlegt. Unter diesen befand sich auch Christoph Lederer. Die besonders brutale Behandlung der in Mauthausen ankommenden Häftlinge und die schlechte medizinische Versorgung führten zu Krankheiten wie Ruhr und Typhus. Auch Unterernährung schwächte zusätzlich viele Häftlinge. Im harten Winter 1939/40 starben deshalb in Mauthausen tausende Gefangene. Nach aktuellen Forschungen überlebten von den 144 aus Dachau kommenden Zeugen Jehovas nur etwa 50 Männer das NS-Regime. Zu den Opfern, die bereits wenige Monate nach Ankunft in Mauthausen starben, gehörte auch Christoph Lederer. Laut Totenbuch verstarb er am 17. Februar 1940 angeblich an „Grippe“ und einer damit verbundenen „Herz- und Kreislaufschwäche“.


Marcus Herrberger

 

Quellen:

1) Sterbeurkunde Christoph Lederer, Arolsen Archives, Bestand Konzentrationslager Mauthausen, 1.1.26 / Sig. 8113700.

2) Totenbuch 1940, Nr. 652, Christoph Lederer, Arolsen Archives, Bestand Konzentrationslager Mauthausen, 1.1.26.1 / Sig. 1289209.

3) Schreibstubenkarte, Dachau, Christoph Lederer, Arolsen Archives, Bestand Konzentrationslager Dachau 1.1.6.7 / Sig. 10693423.

4) Staatsarchiv Bamberg, K 105, Sondergericht 751.

5) Frankenpost – Sechsämter Neueste Nachrichten, 12./13. Februar 2000: „Verfolgt, verraten, eingesperrt, ermordet“.

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