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Henri Martin 1903 - 1945 Bearbeiten

Geboren 15.2.1903 in Hautvillers
Gestorben 9.5.1945 in Mauthausen

Biografie

Henri Martin, Schüler der „École Pratique“ und Abgeordneter der sozialistischen Partei S.F.I.O.

Henri Jean Eugène Martin wurde am 15. Februar 1903 in Hautvillers geboren. In diesem kleinen Dorf des Departements Marne (1906 zählte es 1 004 Einwohner) war sein Vater Weinbauer mit eigenen Weingärten. Das Ehepaar lebte in der "Rue de la porte d'en bas" und hatte zwei weitere Kinder: Roger (1897-1983) und Jeanne, die 1904 geboren wurde.

Henri Martin besuchte nach der Grundschule eine weiterführende Schule in Vertus (Departement 51), wo er 1916 mit dem „Prüfzeugnis“ abschloss. Am 14. Oktober 1918 trat er in die École pratique („La Prat’s“) ein. Danach kehrte er in die Champagne zurück. 1921 wurde er, wie sein Vater, als Winzer registriert. 1926 heiratete er Berthe Poitevin; aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor. Sein Schwiegervater, Gaston Poitevin (F.F.C. Streitkräfte für ein freies Frankreich, SAMSON-Netzwerk) starb 1944 in Buchenwald.

Eintritt in die Politik

Ab 1924 engagierte sich Henri Martin in der Politik. Als Aktivist in den Reihen der sozialistischen Partei S.F.I.O. wurde er zum Bürgermeister von Hautvillers gewählt, um an die Stelle seines verstorbenen Vaters zu treten, 1937 wurde er Abgeordneter auf Departement-Ebene. 1936 kandidierte er bei den Parlamentswahlen im Bezirk Épernay. Er wurde im zweiten Wahlgang gewählt und blieb bis 1942 Abgeordneter im Departement Marne.

In Jean Jollys „Dictionnaire des parlementaires français de 1940 à 1958“ (Lexikon der französischen Parlamentarier von 1940 bis 1958) heißt es: „Er konzentrierte sich im Wesentlichen auf die Verteidigung der Interessen der Winzer der Champagne, indem er sich verstärkt für den Trauben- und Weinverkauf sowie für die Regulierung der kontrollierten Herkunftsbezeichnungen einsetzte.“

Am 10. Juli 1940 stimmte er für die uneingeschränkte Vollmacht von Marschall Pétain. Doch als er nach seiner Demobilisierung nach Hautvillers zurückkehrte, fand er ein geplündertes Haus vor. 1943 wurde er wegen seiner Mitgliedschaft in der illegalen Sozialistischen Partei und wegen Freimaurerei seines Bürgermeisteramtes enthoben[1]. Laut dem Online-Wörterbuch der Arbeiterbewegung „Maitron“ gehörte er der Freimaurerloge „La Bienfaisance chalonnaise“ an, die dem Grand Orient von Reims angegliedert war; 1939 wurde er dort als „Ehrwürdiger“ geführt[2].

Résistance und Besatzung

Dann trat er der Résistance bei. 1943 wurde er von den Deutschen verhaftet. Am 22.  Jänner 1944 wurde er vom Lager Compiègne nach Mauthausen deportiert. Er wurde unter der Matrikelnummer 53908 geführt und dem Arbeitskommando Gusen II zugewiesen, das am Bau einer unterirdischen Waffenfabrik arbeitete.

Am 10. Mai 1945 starb er im Alter von 42 Jahren, fünf Tage nach der Befreiung des Lagers durch die Amerikaner. Henri Martin erhielt die Auszeichnung „Mort pour la France (gestorben für Frankreich)“[3]. Das Andenken an Henri Martin wird in Épernay (Kriegerdenkmal), in Reims (Gedenkstele der Sozialistischen Partei), in Paris (Nationalversammlung und Grand Orient de France), in Chalons-en-Champagne (Conseil général) und in Hautvillers (Gedenkstätte) geehrt.

Chantal Clergue

Chantal Clergue ist Historikerin. Sie widmete ihre Doktorarbeit dem Thema der Berufsschule im 19. Jahrhundert und lehrt in einer Schule. Sie beschäftigt sich auch mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs mit Schwerpunkt auf Ostfrankreich (Cluny, Mâcon, Lyon). Hauptforschungsthemen: Résistance, Doppelagenten, jüdische Familien, die versteckt wurden. Sie hat diesen Text auf ihrem Blog "Cluny-histoiresdhistoire" veröffentlicht.

[1] http://www2.assemblee-nationale.fr/sycomore/fiche/(num_dept)/5039

[2] https://maitron.fr/spip.php?article120566

[3] Service historique de la Défense (zentrales Archiv des französischen Verteidigungsministeriums und der französischen Armee), Vincennes GR 16 P 397798.

 

 

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