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Cesare Lorenzi 1903 - 1945 Bearbeiten

Geboren 14.12.1903 in Guardistallo
Gestorben 22.5.1945 in Mauthausen

Biografie

Cesare Lorenzi wird in eine bescheidene Familie als letztes von acht Kindern geboren, die der Vater als Sozialist und Arbeiterführer nach den Idealen von Gerechtigkeit, Freiheit und Demokratie erzieht.

1922 wird er mit 19 Jahren verhaftet und ins Gefängnis von Volterra gesteckt, wo er aufgrund der Beschuldigung, einen jungen Faschisten getötet zu haben, gefoltert wird. Nach sechs Monaten Haft wird er für unschuldig erklärt und freigelassen. Nach dieser dramatischen Erfahrung zieht er nach Sesto San Giovanni (Mailand), wo er bei dem Unternehmen Falck Concordia, bei dem schon zwei seiner Brüder arbeiten, als Mechanik-Facharbeiter Beschäftigung findet.

In der Fabrik solidarisiert er sich mit zahlreichen, aus verschiedenen italienischen Regionen stammenden Antifaschisten, die ihm die Aufgabe des Kassiers des Soccorso Rosso (Rote Hilfe) anvertrauen. Er nimmt an allen Untergrundaktionen teil, die dann zu den für den Widerstandskampf wichtigen Streiks der Jahre 1943 und 1944 führen. In einer Vergeltungsaktion werden tausende Arbeiter in Norditalien verhaftet.

Am 4. März 1944 halten ihn zwei Faschisten in Zivilkleidung auf der Straße an und bringen ihn zur Kaserne S. Fedele nach Mailand, wo er einen Monat lang festgehalten wird. Während dieser Zeit wird er einer Scheinerschießung ausgesetzt, die zum Ziel hat, ihn zu brechen und Informationen über den Aufenthalt seiner beiden untergetauchten Brüder zu erpressen. Seine Antwort ist Schweigen. Er kommt ins Gefängnis San Vittore, und von dort wird er mit dem am 8. April 1944 von Novi Ligure kommenden Transport nach Bergamo überstellt. Aber hier bleibt der Zug einen Tag lang stehen und fährt dann, wie man damals so sagte, nach Deutschland weiter.

Während eines Aufenthalts in Brescia trifft er zu seiner Freude Ehefrau und Tochter, die ihn auf abenteuerlichem Wege erreicht haben. Sie sind nämlich auf seine Abfahrt durch einen Zettel aufmerksam geworden, den er aus dem Zug geworfen hat und der von einem Passanten aufgehoben worden ist.

Während der Zug anfährt, schaut er mit einem Glas Wein in der Hand aus dem Fenster – den Wein hatten den Gefangenen mutige, am Bahnhof festsitzende Menschen überreicht –, und mit erhobenem Glas grüßt er tränenüberströmt seine Familie und sagt „Viva l’Italia“.

Ende Mai 1945 gibt das Radio die Namen der Überlebenden des Lagers Mauthausen bekannt. Cesare Lorenzi lebt.

Aber nach jahrelangem Warten teilt das italienische Verteidigungsministerium seinen Tod mit, der am 22. Mai 1945 eingetreten ist.

Aus den Dokumenten, die die Familie 2010 erhält, erfährt sie das ganze Ausmaß seines Leidensweges:

Interniert in Mauthausen am 16. April 1944 mit der Häftlingsnummer 63754 in der Kategorie Schutzhäftling; ins Außenlager Steyr überstellt; am 1. oder 2. Dezember 1944 nach Auschwitz gebracht; am 29. Jänner 1945 nach Mauthausen zurückgekehrt (Häftlingsnummer 124060); am 24. Februar 1945 in das Außenlager Wien-Saurerwerke überstellt; nach einem dreiwöchigen Evakuierungsmarsch kommt er am 23. April 1945 im Außenlager Steyr-Münichholz an.

Am 22. Mai 1945 stirbt er im 130th Evacuation Hospital der U.S. Army in Mauthausen an Tuberkulose.

Raffaella Lorenzi

ANED, Sektion Sesto San Giovanni – Monza  / Fondazione memoria della Deportazione

 

Raffaella Lorenzi ist die Tochter von Cesare Lorenzi und bei der Sektion der Associazione nazionale ex deportati (ANED) in Sesto San Giovanni-Monza engagiert.

 

Aus dem Italienischen von Camilla Brunelli

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