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Giorgio Devalle 1905 - 1945 Bearbeiten

Geboren 3.11.1905 in Torino
Gestorben 27.5.1945 in Mauthausen

Biografie

Giorgio Celeste Basilio Devalle entstammte einer großbürgerlichen Familie aus Turin. Er hatte einen Abschluss in Rechtswissenschaften (1929), war Unternehmer und Verwalter des Familienvermögens. (Die Familie war mit der Herstellung von Textilien im Raum Biella und in der Wohngegend entlang des Flusses Po in Turin reich geworden). Er verband die Liebe zu den Sprachen und die Leidenschaft für lange Auslandsreisen (1932 reiste er sogar nach Indien) mit der Liebe für Kunst und Design in seiner Rolle als Mäzen von Künstlern. (Er förderte vor allem den berühmten Architekten Carlo Mollino, der für ihn ein avantgardistisches Einrichtungsprojekt entwarf, das als Casa Devalle bekannt wurde.) Er war seit dem Aufstieg des Regimes ein überzeugter Antifaschist, der mit den Waffen der Ironie und Sanftmut kämpfte. Zahlreiche Episoden belegen seine Abneigung gegenüber der Mussolini- und Hitlerdiktatkur. Obwohl er das Regime nie mit Waffen bekämpfte, unterstützte er nach dem 8. September 1943 aktiv die „zivile“ Resistenza und finanzierte die ersten Partisanenverbände, die ihren Widerstand in der von den Nazifaschisten besetzten Stadt Turin aufnahmen. Aus zahlreichen Bezeugungen geht auch hervor, dass er die ersten Widerstandstruppen in seinem Haus in den Hügeln rund um die Stadt Moncalieri sehr unterstützt hatte.

Nachdem man ihn denunziert hatte, wurde er im November 1943 verhaftet und in das Gefängnis „Le Nuove“ in Turin gebracht, wo er im „deutschen Trakt“ festgehalten wurde. Die Haftbedingungen schädigten seine Gesundheit. Zwischen dem 13. und 14. Jänner 1944 wurde er mit dem von Italo Tibaldi als „Transport 18“ aufgelisteten Konvoi in das KZ Mauthausen deportiert, wo man ihn mit der Häftlingsnummer 42283 registrierte. Die Gefangenschaft war gezeichnet von der sehr schweren Zwangsarbeit im Granitsteinbruch von Mauthausen und von Aufenthalten im Krankenrevier, das von allen Deportierten als „Vorzimmer des Krematoriums“ empfunden wurde. Nach einem zweiten Aufenthalt im Revier wurde er im November 1944 in das Außenlager Melk überstellt, wie sich Gino Valenzano erinnert. Dort arbeitete er in der Kriegsindustrieproduktion von Roggendorf. In Roggendorf traf er auch auf die Brüder Luciano und Renato Treves, die mit ihm gemeinsam von Turin deportiert worden waren. Die extremen Arbeitsbedingungen im Stollen führten zu einer drastischen körperlichen Schwächung, weswegen er wieder nach Mauthausen zurückkam und im Revier aufgenommen wurde, wo ihn Francesco Negri, ein italienischer Arzt, pflegte. Im Revier lernte er auch zahlreiche italienische politische Deportierte kennen wie Nino Bonelli, Luigi Scala, Ferruccio Maruffi und auch Gino Valenzano (die beiden zuletzt Genannten berichteten nach ihrer Rückkehr nach Italien in berührendem Ton von seiner Großzügigkeit und seinem ungebrochenen Altruismus anderen Häftlingen gegenüber).

Bei der Befreiung von Mauthausen brachte man ihn in das amerikanische Lazarett, das man außerhalb der Festung eingerichtet hatte. Dort verstarb er überraschend am 27. Mai 1945. Ein paar Tage vor seinem Tod schrieb er zwei Briefe: einen an seine Verwandten und einen in französischer Sprache an seinen Onkel väterlicherseits, Fernand Cordier, in dem er eindringlich die rasche Zusendung von Medizin jeder Art für die Behandlung der italienischen Mithäftlinge forderte, die von den Behörden verlassen worden waren und sich in einem sehr schlechten Gesundheitszustand befanden. Kurz bevor er starb, übergab er seinem Freund Ferruccio Maruffi die Blechmarke am Handgelenk, die ihn als Deportierten auswies. Er bat ihn, es seinen Cousins in Italien zu bringen. Devalle sagte ihm wörtlich: „Dieser Gegenstand hat mir die Sicherheit gegeben, auf der richtigen Seite zu sein. Für mich war er ein Schmuckstück von unschätzbarem Wert: Das Symbol einer Existenz, die sich sehr unterscheidet von jener der Jugend und der späteren Jahre.“

Lucio Monaco

ANED [M1] Turin / Fondazione memoria della Deportazione

Bibliografie:

Der Widerstandskämpfer und Deportierte Giorgio Devalle wird bereits in einer der ersten Memoiren von Überlebenden aus Turin (Gino Valenzano, L’inferno di Mauthausen, Turin, S.A.N., 1945, S. 33, 54, 57, 68, 109-110) erwähnt und später auch noch in anderen: F. Maruffi, Codice Sirio, ed. f.c., Turin, 1992, S. 240-1 und S. 256 (neue Hrsg. Piemme, Casale Monferrato, 1986); Il Revier di Mauthausen. Conversazioni con Giuseppe Calore di Ada Buffulini e Bruno Vasari, Alessandria, Hrsg. dell’Orso, 1992, S. 24, 113; F. Maruffi, Fermo posta Paradiso, Ramolfo (CN), 2002, S. 57-59.

Eine vollständigere Biografie findet man in „Le monde est bon“. Storia di un antifascista, herausgegeben von G. Pernechele und den Studenten von „Progetto Memoria“, Turin, Edition SEB 27, 2011.


 [M1]Die ital. Abkürzung steht für: Nationale Vereinigung der ehemaligen Deportierten in nazideutsche Vernichtungslager

 

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