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Jean-Marie Driffort 1900 - 1943 Bearbeiten

Geboren 3.7.1900 in Toulon-sur-Allier
Gestorben 27.11.1943 in Redl-Zipf

Biografie

Jean-Marie Driffort wurde am 3. Juli 1900 am Wohnsitz seiner Eltern „Les Bernachets“ in Toulon-sur-Allier (Departement Allier) geboren. Sein Vater Louis war Angestellter im Telegrafenamt, seine Mutter Suzanne, geb. Bardin, war Hausfrau. Am 17. März 1920 wurde er zuerst dem 21. und in weiterer Folge dem 121. Escadron du Train (Eisenbahner-Regiment) zugeteilt. Vom 18. Mai 1920 bis 21. Februar 1922 war er Teil der Besatzungsarmee im Rheinland. Am 15. März 1922 wurde er aus dem Kriegsdienst entlassen. Am 21. Oktober 1922 heiratete er Françoise Pacaud in Thionne (Departement Allier).

Jean-Marie Driffort wohnte in der Rue du Jeu de Paume Nr. 79 in Moulins (Departement Allier) und arbeitete als Zugführer bei der französischen Eisenbahngesellschaft SNCF. Bereits vor 1939 war er Mitglied der Gewerkschaft CGT. Am 1. Jänner 1942 schloss er sich der Résistance-Organisation Front National de Lutte pour l'Indépendance et la Libération de la France (Nationale Front des Kampfes für die Unabhängigkeit und Befreiung Frankreichs) an. Laut Aussage von Emmanuel Mosnat, genannt „Le Chauffeur", eines Adjutanten und Befehlshabers des FTPF-Eisenbahnerkommandos von Moulins, war „Herr Driffort Jean-Marie, SNCF-Zugführer in Moulins, Mitglied meiner Widerstandsgruppe und beteiligte sich an der Verfassung, am Transport und an der Verbreitung antideutscher Flugblätter, in denen die Franzosen zum Widerstand aufgerufen wurden, sowie an nächtlichen Plakatieraktionen und an der Sabotage deutscher Militärkonvois, die Moulins durchquerten. Er verhalf zahlreichen, von den Deutschen verfolgten Kriegsgefangenen und Patrioten zur Flucht, indem er sie von Jänner 1942 bis zu seiner Verhaftung am 2. Dezember 1942 über die Demarkationslinie brachte.“ Am 2. Dezember 1942 wurde er am Bahnhof von Moulins verhaftet und vier Monate lang im deutschen Militärgefängnis La Mal-Coiffée in Moulins eingesperrt. Am 16. April 1943 war er einer der 994 Männer[1], die von Compiègne nach Mauthausen deportiert wurden, wo er am 18. April mit dem Konvoi N° I.93 eintraf. Dort wurde er unter der Matrikelnummer 26572 registriert; nach der Quarantäne war er einer von 38 Männern, die am 8. August nach Wiener Neustadt (Niederösterreich) überstellt wurden, wo sich eines der Außenlager des KZ Mauthausen befand.[2] Dieses Außenlager war in den Rax-Werken in Wiener Neustadt untergebracht, wo kriegswichtige Rüstungsgüter hergestellt wurden. Am 8. August 1943 trafen Gefangene dort ein, die für die Serienproduktion von V2-Raketenteilen eingesetzt wurden. Nach den Bombenangriffen der Alliierten wurde das Konzentrationslager im November 1943 evakuiert, die Häftlinge wurden in die Lager Mittelbau-Dora und Redl-Zipf überführt. Am 5. Juli 1944 wurden neu hinzugekommene Häftlinge von der Wiener Lokomotivfabrik für den Bau von Lokomotivtendern eingesetzt. Am 1. April 1945[3] wurde das Konzentrationslager evakuiert.

(Quelle: „Livre Mémorial des Déportés de France“ (Gedenkbuch der Deportierten Frankreichs) der Stiftung F.M.D. (Fondation pour la Mémoire de la Déportation)

Anschließend wurde Jean Driffort am 30. Oktober 1943 in das KZ Schlier-Redl-Zipf überstellt, das ebenfalls eine Außenstelle des KZ Mauthausen war. Redl-Zipf ist eine kleine ländliche Gemeinde, die zu Neukirchen-an-der-Vöckla in Oberösterreich gehört. Die Keller der bekannten Zipfer Brauerei erwiesen sich als geeignet für die Errichtung einer geheimen Fabrik zur Herstellung von Treibstoff für die V2-Raketen, aber auch für den Bau eines Prüfstandes, wo die Leistung der Triebwerke getestet werden konnte, bevor sie per Zug an die Nordwestküste Europas transportiert wurden. „Schlier“ war der Deckname der im September 1943 eröffneten und am 3. Mai 1945 evakuierten Produktionsstätte.

Quelle:Livre Mémorial des Déportés de France“ (Gedenkbuch der Deportierten Frankreichs) der Stiftung F.M.D. (Fondation pour la Mémoire de la Déportation)

Die Sterblichkeit war dort sehr hoch: Von den 38 Männern des Konvois, die in Schlier eingesetzt wurden, kamen 32 ums Leben, einer davon war Jean-Marie Driffort. Laut dem Gedenkbuch der Deportierten Frankreichs starb er am 27. November 1943 in Mauthausen, gemäß dem Archiv von Mauthausen (Ancestry.com et JewishGen.org) verschied er am 27. November 1943 in Schlier, während die Standesämter von Toulon-sur-Allier und Moulins sowie das Amtsblatt Nr. 71 vom 24. März 1989 den 30. November als Todestag angeben.

Er erhielt den Titel „Mort pour la France“ (Gestorben für Frankreich).

Am 24. Juni 1953 wurde Jean-Marie Driffort posthum die Karte für Deportierte Widerstandskämpfer verliehen.

Auf dem Bahnsteig 1 am Bahnhof von Moulins befindet sich eine Gedenktafel mit seinem Namen.

Posthume Ehrungen: Infolge des Erlasses vom 5. Oktober 1955 wurden ihm

- am 5. 11. 2014 die Militärmedaille (Dienstgrad Sergeant),

- das Kriegskreuz mit Palme und

- die Medaille der französischen Résistance

verliehen.

Quellen:

- Archiv des Departements Allier 1864 W 1, 1 R 1920. 936.1559

- Familienarchiv

- Archiv der lokalen Union der Gewerkschaft CGT (vor 1939)

- Archiv des Konzentrationslagers Mauthausen auf Ancestry.com und JewishGen.org

- Städtisches Archiv Moulins 5 H 80

- Interdepartementale Direktion der Kriegsveteranen in Clermont-Ferrand

- Standesämter Toulon-sur-Allier (Departement Allier) und Moulins (Departement Allier)

Livre Mémorial des Déportés de France (Gedenkbuch der Deportierten Frankreichs) der Stiftung F.M.D. (Fondation pour la Mémoire de la Déportation), Verlag Tirésias 2004

- Mauthausen – Das dritte Denkmal  – Verein der Freunde von Mauthausen

- Website MemorialGenWeb

 

© AFMD (Amis de la Fondation pour la Mémoire de la Déportation) des Departements Allier

 

[1] Anm. d. Red. MM: Laut einer Transportliste, die in den Sammlungen der KZ-Gedenkstätte Mauthausen erhalten ist, befanden sich in diesem Konvoi 991 Männer. Siehe Sign. MM/Y50/1/8/150-169.

[2] Anm. d. Red. MM: Insgesamt befanden sich in diesem Transport 722 Häftlinge. Siehe Florian Freund/Bertrand Perz: Das KZ in der Serbenhalle. Zur Kriegsindustrie in Wiener Neustadt, Wien 1987, S. 73.

[3] Anm. d. Red. MM: Laut aktuellem Wissensstand 30. März 1945. Siehe https://www.mauthausen-memorial.org/de/Wissen/Die-Aussenlager#map||49 (Zugriff am 2.6.2022)

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