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Γεώργιος Γεωργιακάκης / Georgios Georgiakakis 1914 - 1944 Bearbeiten

Geboren 7.9.1914 in Sougia
Gestorben 28.8.1944 in Mauthausen

Biografie

Die folgenden Informationen über Georgios Ioannou Georgiakakis[1] und seine Familie stammen von den Erzählungen seines Cousins Stavros Georgiakakis (geb. 1932), dem autobiografischen Zeugnis seines Bruders Theodoros[2] Unser Leben im Konzentrationslager Mauthausen[3], dem Familienalbum der Großfamilie, Zitaten von Georgios Platsidakis in der Publikation Memory of the Ashes[4] und dem Dokument „Liste der Zugänge vom 2. Mai 1944“ aus dem Konzentrationslager Mauthausen.

Georgios Georgiakakis wurde als ältester von drei Söhnen im Jahre 1914 in eine wohlhabende und gebildete, kretische Familie geboren und wuchs in Koustogerako, im Süden des Bezirks Chania auf. Im Gymnasium kristallisierte sich sein mathematisches Talent heraus, außerdem lernte er Deutsch, Französisch und selbstverständlich Altgriechisch. Georgios absolvierte ein Universitätsstudium – zu dieser Zeit etwas Besonderes in Griechenland. Zu Beginn des Krieges arbeitete er in einer Bank in Chania. Während seiner Gymnasialzeit und nach seinem Studium wohnte er – wie viele andere der 52 Cousins aus dem entlegenen Dorf Koustogerako, in dem es kein Gymnasium gab – bei der Familie seines Cousins Stavros in Chania. Laut Stavros‘ Erzählungen nahm Georgios ihn unter seine Fittiche und unterstützte ihn, wo er nur konnte in einer infolge des Kriegs verworrenen Zeit, in der eine angemessene schulische Ausbildung kaum möglich war. Darüber hinaus war fast die gesamte Familie im Widerstand tätig und verwendete all ihre verbliebenen finanziellen Mittel dafür, die Partisanen zu unterstützen. Hierbei ist anzumerken, dass Stavros‘ Familie – dessen Vater in Amerika Geld gemacht hatte und später nach Chania zurückkam – durch den Krieg fast alles verlor, wohingegen Georgios‘ Familie zumindest Grundbesitz in Koustogerako blieb.

Ende 1943 wurde ihr Heimatdorf von den Nazis als sogenannte Vergeltungsmaßnahme dem Erdboden gleichgemacht, und abgesehen von der Kirche blieb kein Gebäude verschont. Im Frühjahr des darauffolgenden Jahres wurden Georgios und sein Bruder Theodoros mit vielen anderen für ihren Einsatz im Widerstand von den Deutschen zum Tode verurteilt. Nur aufgrund der Bittstellung des Bischofs Agathangelos Xirouchakis und zum Anlass von Adolf Hitlers Geburtstags wurden sie „begnadigt“ und nach Mauthausen und in Außenlager verschleppt, wo sie Sklavenarbeit leisten mussten. Dort wurde Georgios aufgrund seiner Deutschkenntnisse die Rolle eines Aufsehers zugewiesen. Er jedoch forderte seine Landsleute auf, nur zum Schein zu arbeiten, was die Deutschen bald herausfanden. Vor die Wahl gestellt, bestand er darauf, lieber selbst mit der Spitzhacke Schwerstarbeit zu leisten, als seine Mithäftlinge mit der Peitsche zu schlagen. Bei einem Bombardement der Amerikaner verlor Georgios Georgiakakis – der Häftling mit der Nummer 64858 – ein Bein, was unter den Bedingungen der KZ-Haft einem Todesurteil gleichkam.

Georgios Georgiakakis lebte vom 7. September 1914 bis zum 28. August 1944. Er war nicht verheiratet und hinterließ keine Nachfahren.

Nino Gamsjäger / Konstantin Fischer

 

Nino Gamsjäger, geb. 1997 in Wien, ist im gegenwärtigen Jahr 2015/2016 Gedenkdiener an der Etz-Hayyim Synagoge in Chania (Kreta, Griechenland).

Konstantin Fischer, geb. 1967 in Hamburg, lebt in Chania (Kreta, Griechenland) und ist Fotograf und Multimediakünstler. Er ist aktiv in der interkulturellen und politisch-historischen Bildungsarbeit im Verein „Νεοι Πολιτες του Κοσμου“.



[1] Georgios Georgiakakis, genannt ο λογηστις (Bankkaufmann) und sein Bruder Theodoros waren Söhne von Ioannis Georgiakakis, genannt ο μακρις, der Großgewachsene.

[2] Theodoros I. Georgiakakis wurde zusammen mit seinem Bruder nach Mauthausen verschleppt und verrichtete dort Sklavenarbeit. Er erlebte die Befreiung im Mai 1945 und kehrte nach Kreta zurück.

[3] Theodoros I. Georgiakakis: Η ζωή μας στο ναζιστικό στρατόπεδο Μαούτ-Ηάουζεν (o.O. o.J.).

[4] Penelope I. Doundoulaki (Hg.): Memory of the Ashes (Chania 2004).

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