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Jožef Kokot 1923 - 1944 Bearbeiten

Geboren 18.9.1923 in Horní Ves
Gestorben 25.9.1944 in Mauthausen

Biografie

Jožek Kokot wurde 1923 in Oberdorf/Gornja vas als ältester Sohn des aus Sv. Vid bei Grobelno (im heutigen Slowenien) stammenden Jožef Kokot und seiner Frau Magdalena Buksbaum geboren. Die Familie lebte im Elternhaus der Mutter, in der Kärntner Gemeinde Köstenberg/Kostanje. Die Sprache innerhalb der Familie und auch in der Nachbarschaft war das Slowenische. Nach Absolvierung der Pflichtschule arbeitete der junge Jožek auf dem elterlichen Hof.

Am 15. April 1942 wurde die mittlerweile elfköpfige Familie Kokot mit über 220 anderen Kärntner-slowenischen Familien verhaftet und ihre Mitglieder in der Folge als „Volks- und Staatsfeinde“ entschädigungslos enteignet und in speziellen Lagern interniert. Im Falle der Familie Kokot waren dies das Lager Rehnitz nahe Szczecin im heutigen Polen, sowie ab dem Spätsommer 1942 das Lager Rastatt nahe Karlsruhe. Die meisten dieser bewachten Lager befanden sich in der Nähe von Nürnberg. Alle arbeitsfähigen Internierten wurden zu Arbeitsleistungen verpflichtet. Jožek Kokot und sein Vater wurden mit anderen Männern zu einem Arbeitseinsatz in der Maschinenfabrik Lorenz in Ettlingen verpflichtet. Auch dort standen die Männer unter polizeilicher Aufsicht. Im Herbst 1943 wurde der junge Kokot mit anderen in das Ziegelwerk Deutsche Hurdis Fabrik nach Baden-Oos überstellt. Am 22. Mai 1944 erfolgte seine Verhaftung. Über den Grund der Verhaftung wurden weder seine Familie noch seine Kollegen informiert. Vermutlich wurde er von einem Beschäftigten des Werkes angezeigt: Jožek Kokot hatte Kontakt zu den ebenfalls im Ziegelwerk arbeitenden sowjetischen Kriegsgefangenen gesucht und mit ihnen seine kleinen Lebensmittel- und Tabakrationen geteilt.

Nach längerer Gestapo-Haft wurde Kokot in das KZ Mauthausen eingewiesen. Dort wurde sein Zugang am 3. September 1944 vermerkt. Am 12. September erfolgte seine Überstellung in das Außenlager am Loiblpass. Doch schon eine Woche später wurde er mit einem Einzeltransport in das Stammlager zurückgeschickt. Er war der einzige Kärntner Slowene, der in dem Kärntner KZ interniert gewesen war. Sein rascher Rücktransport lässt vermuten, dass er der Lagerverwaltung am Loibl auf Grund seiner Herkunft als problematisch erschien. Denn die in der Gegend aktiven Partisaninnen und Partisanen hatten bereits einige Häftlinge bei ihrer (erfolgreichen) Flucht unterstützt. Schon am 21. September war Kokot wieder im Stammlager gemeldet. Vier Tage später wurde er im Zuge einer Massenhinrichtung auf Befehl des Reichsführers SS ermordet. Laut Eintrag im Totenbuch wurden am 25. September 1944 von 7 Uhr morgens bis um 18 Uhr 25 insgesamt 137 Männer erhängt. Mit Ausnahme eines Polen und Jožef Kokot galten alle anderen Opfer als „Russen“. Kokot war zum Zeitpunkt seiner Hinrichtung gerade 21 Jahre alt.

Über den Tod des jungen Mannes wurde die Familie von den lokalen Behörden sehr lange im Ungewissen gelassen. Sein jüngster Bruder Andrej, der zum Zeitpunkt der zwangsweisen Aussiedlung der Familie fünf Jahre alt gewesen war, verarbeitete die traumatischen Erlebnisse der Familie Kokot in seinen Erinnerungen Das Kind, das ich war.

Brigitte Entner

Slowenisches Wissenschaftliches Institut – Slovenski znanstveni institut Klagenfurt/Celovec

 

Brigitte Entner, Historikerin am Slowenischen wissenschaftlichen Institut/Slovenski znanstveni inštitut und Lektorin an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt/Celovec. Forschungsschwerpunkte: Geschichte der Kärntner Sloweninnen und Slowenen, Geschichtspolitik und Erinnerungskultur(en), Britische Besatzungspolitik in Kärnten, Tourismusgeschichte.

 

Quellen:

Archiv der Diözese Gurk in Klagenfurt, Pfarre Köstenberg/Kostanje, Geburtsbuch.

Archiv des Slowenischen wissenschaftlichen Instituts in Klagenfurt.

International Tracing Service, Bad Arolsen.

Kärntner Landesarchiv, AKL, Abt. 14 OF 28, Zl. 195.

Literatur:

Brigitte Entner: Wer war Klara aus Šentlipš/St. Philippen? Kärntner Slowenen und Sloweninnen als Opfer der NS-Verfolgung. Ein Gedenkbuch (Klagenfurt/Wien / Celovec/Dunaj 2014), S. 47 und S. 111f.

Andrej Kokot: Das Kind, das ich war. Erinnerungen an die Vertreibung der Slowenen aus Kärnten (Klagenfurt/Celovec 1999). [Slow.: Ko zori spomin. Otroška doživetja v pregnanstvu (Celovec 1996)].

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