Margit Gross 1922 - 1945 Bearbeiten
Geboren 1.11.1922 in Jászfényszaru
Gestorben 20.5.1945 in Mauthausen
Biografie
Margit Gross wurde am ersten November 1923 in Jászfenyszaru geboren. Ihre Eltern waren Jeanette Feldman (1888–1944) und Mihaly Gross (1883–1944) aus Aszod, die beide in Auschwitz ermordet wurden. Während des Krieges wohnte Margit mit Teilen ihrer Großfamilie in Budapest. Dazu gehörten ihre Brüder Geza (1912–1944), Ephraim und Paul Gross. Der jüngere Bruder Miklos lebte bei den Eltern in Aszod, Margits ältere Schwester Aranka war mit Lajos Lilienthal (1916–1945) verheiratet, der 1945 in Bergen-Belsen ermordet wurde. Nach der deutschen Besetzung Ungarns wurde Margit möglicherweise in Begleitung weiterer Familienangehöriger mit dem Sondertransport 123 aus der ungarischen Hauptstadt in das KZ Ravensbrück deportiert. Dort erhielt sie die Häftlingsnummer 85934, nachdem sie das Lager am 22. November 1944 erreicht hatte. Nur wenige Wochen später wurde sie im Jänner 1945 als Zwangsarbeiterin für den Junkers-Konzern ausgewählt und in das Außenlager Venusberg bei Chemnitz, das dem Konzentrationslager Flossenbürg angehörte, überstellt.[1] Dort wurde Margit mit der Häftlingsnummer 61915 registriert. Nach der Transportankunft weiterer 500 Jüdinnen aus Bergen-Belsen im Februar 1945, die eine Typhusepidemie ins Lager brachten, schwanden die Überlebenschancen mehr und mehr. Die zahlreichen Toten des Lagers wurden, nachdem Kirchenvertreter Bestattungen auf Friedhöfen verweigert hatten, in der Nähe der Fabrik in Splitterschutzgräben notdürftig verscharrt. Trotz der harten Bedingungen im Winter 1945 gelang es Margit, bis zur Auflösung des Lagers zu überleben. Am 14. April 1945 wurden die Verbliebenen in Güterwaggons nach Süden evakuiert. Frühestens am 28. April erreichte der „Evakuierungstransport“ das KZ Mauthausen, wo die ausgezehrten und kranken Häftlinge, die die Strapazen der Fahrt und des Marsches ins Lager überlebt hatten, am 5. Mai befreit werden konnten. Doch auch nach der Befreiung des Lagers hielt das Sterben an. Am 20. Mai 1945 soll laut ungarischen Nachkriegsdokumenten[2] schließlich auch die 21-jährige Margit Gross (Grosz) den Entbehrungen der KZ-Haft erlegen sein. Ihre wohl nach Israel ausgewanderte Schwester Zahava Teper, verwitwete Aranka Lilienthal, reichte im Jahr 1980 ein Gedenkblatt[3] für sie ein, dem der Todesort Mauthausen 1945 zu entnehmen ist. Zudem liegen Gedenkblätter für die Eltern und den Bruder Pál, sowie Lajos Lilienthal vor. 1998 folgte dann ein zweites Gedenkblatt[4] für Margit durch ihren Bruder Ephraim Golan. Das dort eingetragene Todesdatum „Auschwitz 1944“ ist allerdings nicht korrekt. Beiden Gedenkblättern wurde ein Portraitfoto der Verstorbenen beigefügt. Ephraim reichte auch Gedenkblätter für seine Eltern und seine Brüder Geza, Paul und Miklos ein.
Pascal Cziborra
Pascal Cziborra ist Bielefelder Autor und Historiker mit den Forschungsschwerpunkten KZ Flossenbürg und Frauen im Holocaust. 1981 in Chemnitz geboren, 1987 Ausreise in die BRD, 2006 Magister Artium an der Universität Bielefeld. Diverse belletristische und wissenschaftliche Publikationen seit 2001.
[1] Vgl. Pascal Cziborra: KZ Venusberg: Der verschleppte Tod (Bielefeld 2008).
[2] Item ID 6629516 , Original Record No.: M-I/12 – M.34.1., Yad Vashem.
[3] Page of Testimony, Item ID 1451009, Yad Vashem, Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer.
[4] Page of Testimony, Item ID 1799160, Yad Vashem, Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer.