Ilona Kaufmann 1896 - 1945 Bearbeiten
Geboren 1.6.1896 in Lengyeltóti
Gestorben 21.5.1945 in Mauthausen
Biografie
Ilona Kaufmann, geborene Friedmann, wurde am 1. Juni 1896 in Lengyeltóti geboren. Während des Krieges lebte sie mit ihrem Ehemann Leó und ihren Kindern in Budapest. Nach der Besetzung Ungarns wurde sie im Dezember 1944 mit ihren erwachsenen Töchtern Katalin und Zsuzsa und ihrer Schwester Erzsebet Schlesinger von Budapest in das KZ Ravensbrück deportiert. Von dort gelangten alle vier im Jänner 1945 als Zwangsarbeiterinnen für den Junkers-Konzern in das Außenlager Venusberg bei Chemnitz, das dem Konzentrationslager Flossenbürg zugeordnet war.[1] Dort wurde Ilona mit der Häftlingsnummer 61990 registriert. Um nicht aus Altersgründen einer Selektion zum Opfer zu fallen, gab sie wahrscheinlich als Geburtsjahr den Jahrgang 1906 an. Obwohl in das Lager mit einem Transport aus Bergen-Belsen eine Typhusepidemie eingeschleppt wurde, gelang es den vier Frauen, bis zur Auflösung des Standortes zu überleben. Am 14. April 1945 wurde Ilona Kaufmann mit ihren Angehörigen per Zug nach Süden deportiert. Frühestens Ende April erreichte der Transport das KZ Mauthausen, wo die ausgezehrten Häftlinge am 5. Mai befreit werden konnten. Doch die Strapazen der Haft forderten letztlich doch noch ihren tödlichen Tribut. Ilona Kaufmann starb am 21. oder 22. Mai 1945 im befreiten KZ Mauthausen. Ihre 1922 geborene Tochter Katalin Ester V., die nach dem Krieg nach Israel ausgewandert war, ließ 1967 bei einer polizeilichen Vernehmung im Rahmen juristischer Ermittlungen zu Tötungsdelikten der Venusberger Wachmannschaft protokollieren:
„Wir kamen nach Mauthausen am 4. Mai 1945 und am 5. Mai kamen schon die Amerikaner und befreiten uns. Jetzt kam die Reaktion auf Alles[,] was wir erlebt hatten. Die, welche die Evakuierung überlebten, erkrankten jetzt. Viele starben nach der Befreiung. Meine Mutter starb. Meine Tante starb. Sie erkrankte an Typhus. Meine Schwester und ich blieben am Leben, waren aber auch sehr krank. Mein Gewicht war 35 Kilogramm, ich war halbtot.“[2]
Ilonas jüngere Tochter Zsuzsanna Gombas (geb. 1928) war nach dem Krieg nach Schweden emigriert und reichte im Jahr 2000 bei der Gedenkstätte Yad Vashem ein Gedenkblatt[3] für ihre im KZ Mauthausen verstorbene Mutter ein, dem das vorliegende Porträtfoto und das angegebene Todesdatum entnommen wurde.
Pascal Cziborra
Pascal Cziborra ist Bielefelder Autor und Historiker mit den Forschungsschwerpunkten KZ Flossenbürg und Frauen im Holocaust. 1981 in Chemnitz geboren, 1987 Ausreise in die BRD, 2006 Magister Artium an der Universität Bielefeld. Diverse belletristische und wissenschaftliche Publikationen seit 2001.
[1] Vgl. Pascal Cziborra: KZ Venusberg. Der verschleppte Tod (Bielefeld 2008).
[2] Bundesarchiv (BArch), B 162 / 8375, Vernehmungsprotokoll der Ester (Katalin) V., S. 205.
[3] Page of Testimony, Item ID 3938603, Yad Vashem, Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer.