Francis Méry 1913 - 1944 Bearbeiten
Geboren 2.7.1913 in Paris
Gestorben 5.12.1944 in Melk
Biografie
Francis Hippolyte Méry wurde am 2. Juli 1913 in Paris im 12. Bezirk geboren. Er war der älteste Sohn von Hippolyte Méry, der bei der staatlichen französischen Eisenbahngesellschaft (SNCF) Oberinspektor war, und von Jeanne Méry, geb. Pourcherol.
Er studierte an der geisteswissenschaftlichen Fakultät in Clermont-Ferrand, wo seine Familie lebte, und schloss sein Studium mit einer „Licence ès Lettres“ ab. Auf der Universität lernte er Germaine ROUDIL kennen, die an derselben Fakultät Rechtswissenschaften studierte. Sie verliebten sich ineinander, verlobten sich und heirateten am 27. Dezember 1937 in Montpellier.
Am 1. September 1937 wurde er in TEIL (Departement Ardèche) zum stellvertretenden Bahnhofsvorstand ernannt. Am 1. Februar 1939 stieg er zum stellvertretenden Bahnhofsvorstand 2. Klasse in Nîmes (Departement Gard) auf. Am 18. März 1939 wurde Michel, das älteste Kind der Familie Méry geboren, gefolgt von Françoise am 27. April 1940. Am 7. Oktober 1940 übersiedelte die Familie, da Francis zum Bahnhofsvorstand 3. Klasse in Rives ernannt worden war. Mit der Geburt von Bernard am 3. Oktober 1941 vergrößerte sich die Familie abermals, gefolgt von Geneviève, die am 4. März 1944 zur Welt kam.
Frankreich war zu dieser Zeit in die Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs verstrickt; die Kämpfe waren heftig und aufgrund ihrer Lage in der Nähe des Vercors war die Region von Rives ein aktives Widerstandsgebiet. Francis Méry empfand eine tiefe Abneigung gegenüber der Besatzungsmacht: Er nutzte seine berufliche Stellung, um zahlreiche Sabotageakte in seinem Arbeitssektor zu begehen. Zwischen dem 7. Juni und dem 2. Juli 1944 wurden insgesamt 16 Sabotageakte – Entgleisungen, Diebstahl von Material und Plünderung von Zügen – in seinem Sektor gezählt.
Alain Fagot, der Leiter der „Groupes francs“ der aktiven Résistance, erklärte, dass „die Sabotageakte im Eisenbahnbereich ohne die von Méry gelieferten Auskünfte nicht so einfach und effizient gewesen wären.“
Am 3. Juli 1944, also einen Tag nach seinem 31. Geburtstag, wurde Francis von Milizsoldaten verhaftet, als er gegen 15 Uhr von einem Spaziergang mit Germaine nach Hause zurückkehrte. Er hatte seinen freien Tag. Er wurde mit einem Auto zur Gestapo nach Grenoble gebracht. Dort blieb Francis 30 Tage.
Am 3. August 1944 wurde er mit einem Bus mit weiteren verhafteten Résistance-Kämpfern ins Gefängnis Montluc in Lyon gebracht. Francis wurde als politischer Gefangener interniert. Er blieb bis 11. August in Montluc; an diesem Tag wurde er mit dem letzten Konvoi von Lyon ins Konzentrationslager Struthof deportiert.
Francis erreichte Struthof am 18. August 1944 nach sieben sehr beschwerlichen Tagen in überfüllten Viehwaggons, wo es an Hygiene, Lebensmitteln und Wasser mangelte. Als politischer Gefangener wurde er unter der Nummer 22618 geführt.
Seinem Status entsprechend wies seine Häftlingskleidung ein rotes Dreieck mit der Spitze nach unten und ein großes „F“ auf. Angesichts des Vorstoßes der Alliierten wurde das Lager zwischen 1. und 4. September 1944 evakuiert. Francis hatte sich somit zwei Wochen im einzigen Konzentrationslager auf französischem Boden aufgehalten.
Am 4. September 1944 erreichte Francis das Konzentrationslager Dachau in Deutschland. Zehn Tage später wurde er mit 50 weiteren deportierten Häftlingen, mit denen er seit der Abfahrt von Lyon in Viehwaggons sein Schicksal teilte, ins Konzentrationslager Mauthausen deportiert. Somit hatte er insgesamt zehn Tage im zweiten Lager verbracht.
Aufgrund des Vorstoßes der alliierten Truppen wurden die Häftlinge in Richtung Osten verlagert. Am 16. September 1944 erreichte Francis Mauthausen. Er wurde unter der Häftlingsnummer 98669 registriert. Dort hielt er sich nur fünf Tage auf, bevor er nach Melk überstellt wurde.
Am 21. September 1944 wurde Francis dem Stollenbau-Kommando in Melk zugewiesen. Er starb am 5. Dezember 1944, nachdem er 75 Tage in diesem Außenlager von Mauthausen verbracht hatte. Am 25. Juni 1946 wurde ihm posthum ein Diplom als Anerkennung für sein beispielhaftes Verhalten während der Besatzungszeit verliehen. Seine Witwe Germaine nahm die Ehrung entgegen. Am 24. März 1948 erhielt seine Familie eine Bescheinigung, dass er den Forces Françaises Combattantes (FFC) (Streitkräfte für ein freies Frankreich) angehört hatte. Am 17. September 1947 erhielt er die Titel Sous-Lieutenant au titre des Forces Françaises Combattantes (Unterleutnant der Streitkräfte für ein freies Frankreich) und Adjudant au titre de la Résistance Intérieure Française (RFI) (Feldwebel der französischen Résistance).
Laurence Lagarrigue
Laurence Lagarrigue ist die Enkelin von Francis Hippolyte Méry.