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Rudolf Prasse 1897 - 1945 Bearbeiten

Geboren 21.11.1897 in Varnsdorf
Gestorben 11.1.1945 in Melk

Biografie

Rudolf Prasse wurde am 21. November 1897 in Varnsdorf in Tschechien geboren. Er war als Kaufmann beschäftigt. Weitere Details zu seinem Leben sind nicht bekannt.

Rudolf war im KZ Sachsenhausen in Deutschland inhaftiert. Die genauen Hintergründe und das Inhaftierungsdatum sind nicht bekannt. Von dort wurde er am 24. November 1944 in das KZ Mauthausen deportiert. Rudolf wurde als „§175“-Häftling deutscher Nationalität registriert.

Die „§175“-Häftlinge waren schwule Männer oder als solche denunzierte Personen, die nach dem Paragraphen 175 im Strafgesetzbuch inhaftiert wurden, welcher homosexuelle Handlungen strafbar machte. Dieser Paragraph blieb im deutschen Strafgesetzbuch im Wesentlichen bis in die 1970er-Jahre bestehen, weshalb Personen, die als „§175“-Häftlinge verfolgt worden waren, auch nach der Befreiung mit massiven Vorurteilen zu kämpfen hatten und lange nicht als NS-Opfer anerkannt worden waren.

Die „§175“-Häftlinge erhielten im Lager einen rosa Winkel als Kennzeichnung ihrer Kategorie und gehörten zu den untersten Rängen der Häftlingshierarchie. Sie blieben meist innerhalb der Häftlingsgesellschaft von ihren Mithäftlingen isoliert und wurden von der SS brutal verfolgt. Damit hatten sie schlechte Haftbedingungen und geringe Überlebenschancen.

Rudolf wurde am 5. Dezember 1944 weiter in das Außenlager Melk transportiert, wo er als „Hilfsarbeiter“ beim Projekt „Quarz“ eingesetzt war. Er musste daher unter unmenschlichen Bedingungen schwerste körperliche Arbeit beim Bau der unterirdischen Stollenanlage in den Wachberg bei Roggendorf in der Nähe von Melk leisten.

Wie tausende weitere Häftlinge überlebte Rudolf die Lebensbedingungen im KZ Melk und die miserablen Konditionen bei der Arbeit nicht. Rudolf Prasse kam im KZ Melk am 11. Januar 1945 ums Leben. Die offizielle Todesursache lautete „Lungenentzündung“.

Viele Häftlinge des KZ Melk waren lungenkrank wegen des Gesteinsstaubes, den sie beim Arbeiten, beim Ausgraben und Sprengen der Stollen, einatmen mussten, oder auch wegen der klimatischen Bedingungen, besonders im Herbst und Winter 1944/1945. Außerdem kam dazu, dass es in diesen Stollenanlagen dauerhaft, unabhängig vom eigentlichen Wetter, kalt war und Wasser von der Decke tropfte und, dass die Häftlingskleidung viel zu wenig Schutz vor Kälte und Nässe bot.

Andererseits sind aber die im Totenbuch festgehaltenen Todesursachen großteils mit hoher Wahrscheinlichkeit frei erfunden und sollten die eigentlichen Gründe verschleiern. Die meisten Häftlinge im KZ Melk kamen wegen der katastrophalen Lebens- und Arbeitsbedingungen ums Leben.

 

Christina Kandler, 2022, Verein MERKwürdig – Zeithistorisches Zentrum Melk

 

Quellen:

Internationaler Suchdienst, Arolsen Archives, Einträge für Rudolf Prasse, online unter: https://collections.arolsen-archives.org/de/search, Signatur 01012603 169.363 (abgerufen am 25.5.2022).

United States Holocaust Memorial Museum, Holocaust Survivors and Victims Database, Einträge für Rudolf Prasse, online unter: https://www.ushmm.org/online/hsv/person_advance_search.php (abgerufen am 25.5.2022).

Mauthausen / Gusen Death Book, online über United States Holocaust Memorial Museum: https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=4361059 (abgerufen am 25.5.2022).

Anette Eberle: Häftlingskategorien und Kennzeichnungen. In: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 1: Die Organisation des Terrors. München 2005.

Andreas Kranebitter: Zahlen als Zeugen. Soziologische Analysen der Häftlingsgesellschaft des KZ Mauthausen. Wien 2014.

Bertrand Perz: Das Projekt „Quarz“. Der Bau einer unterirdischen Fabrik durch Häftlinge des KZ Melk für die Steyr-Daimler-Puch AG 1944-1945. Innsbruck/Wien 2014.

Archiv der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Konzentrationslager Mauthausen Schutzhaftlager, Veränderungsmeldung für den 5. Dezember 1944, 2.2.7.2.04.2203-2224. 

U.S. National Archives and Records Adminstration Washington DC, RG 338 (jetzt RG 549), Box 425, Case 000-50-009 (Buchenwald trial 1947), „Verzeichnis der im Arbeitslager – Quarz verstorbenen Häftlinge“.

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Rudolf Prasse wurde am 21. November 1897 in Warnsdorf geboren. Er war als Kaufmann tätig.

Aus dem KZ Sachsenhausen kommend transportierte man ihn am 24. November 1944 in das KZ Mauthausen, wo er in die Kategorie §175-Häftling eingestuft wurde und die Nr. 110.690 erhielt. Zu ihm wurde auch das Kommando Gusen vermerkt. Rudolf Prasse verstarb am 11. Januar 1945 im KZ Mauthausen, Außenlager Melk, im Alter von 47 Jahren angeblich an einer Erkrankung der Atemwege.

Rainer Hoffschildt, 2016, Hannover.

Rainer Hoffschildt wurde 1948 in Mecklenburg geboren, studierte Wirtschaftswissenschaften und arbeitete bis zur Pensionierung als Berater in einer Sozialbehörde in Hannover. 1980 begann er mit der Errichtung des Schwullesbischen Archivs Hannover. Publikationen, u. a.: Olivia. Die bisher geheime Geschichte des Tabus Homosexualität und der Verfolgung der Homosexuellen in Hannover (1992).

Quellen:

Nummernverzeichnis KZ Mauthausen im Zentralen Staatsarchiv Prag. Ich danke Prof. Rüdiger Lautmann, Berlin, der im ITS in Bad Arolsen forschte, für zusätzliche Informationen. Archiv der KZ-Gedenkstätte Mauthausen.

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