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Fernand Héli Jaton 1901 - 1945 Bearbeiten

Geboren 8.5.1901 in Chapelle
Gestorben 30.1.1945 in Melk

Biografie

Fernand Jaton wurde am 8. Mai 1901 in Chapelle-sur-Moudon in der Schweiz geboren.

Er lebte mit seiner Frau und ihren beiden Kindern in Annecy in Frankreich, wo Fernand als Gärtner beschäftigt war.

Ab 1940 besetzten die Nationalsozialisten große Teile Frankreichs und begannen insbesondere politische Gegner zu verfolgen. Annecy lag zunächst noch in der unbesetzten Zone, von November 1942 bis September 1943 war die Stadt von der italienischen Armee besetzt, danach folgte die deutsche Wehrmacht.

Sowohl die italienischen als auch die deutschen Besatzer verfolgten politische Gegner und Widerstandskämpfer in Kooperation mit der französischen Milice (Miliz). Damit war auch Fernand in großer Gefahr, der sich im Widerstand engagierte.

Am 13. März 1944 führte die französische Milice in Annecy eine Razzia durch, bei der über hundert Personen verhaftet wurden, darunter auch Fernand. Wegen der Überfüllung der Gefängnisse wurden diese einige Tage auf dem Ausflugsschiff „France“ gefangen gehalten.

Fernand verbrachte dann etwa eine Woche in der Intendance de Police, dem Sitz der Spezialpolizei SPAC (Antikommunistische Sektion), deren Personal die internierten Widerstandskämpfer mit Mitteln der brutalen Gewalt und Folter verhörte.

Danach verbrachte Fernand einige Zeit in den Internierungslagern Camp du Vernet d’Ariège und Saint-Sulpice-la-Pointe.

Am 28. August 1944 wurde Fernand dann in das KZ Dachau in Deutschland eingewiesen. Er wurde als „Schutzhäftling“ Schweizer Nationalität registriert. „Schutzhäftlinge“ oder „politische“ Häftlinge waren prinzipiell Personen, die aufgrund ihrer politischen Einstellung von den Nationalsozialisten verfolgt wurden. Jedoch waren die Haftkategorien reine Zuschreibungen der SS und signalisieren nicht zwangsläufig den wahren Grund der Inhaftierung in einem Konzentrationslager.

Am 14. September 1944 wurde er in das KZ Mauthausen überstellt. Fernand wurde am 21. September 1944 weiter in das KZ Melk transportiert, wo er als „Hilfsarbeiter“ beim Projekt „Quarz“ eingesetzt war. Er musste daher unter unmenschlichen Bedingungen schwerste körperliche Arbeit beim Bau der unterirdischen Stollenanlage in den Wachberg bei Roggendorf in der Nähe von Melk leisten.

Wie tausende weitere Häftlinge überlebte Fernand die Lebensbedingungen im KZ Melk und die miserablen Konditionen bei der Arbeit nicht. Fernand Jaton starb am 30. Januar 1945 im Alter von 43 Jahren. Seine offizielle Todesursache lautete „akute Herzschwäche“. Die offiziellen Todesursachen verschleierten aber die wahren Hintergründe: prinzipiell kamen die meisten Häftlinge im KZ Melk wegen der katastrophalen Lebens- und Arbeitsbedingungen ums Leben.

 

Christina Kandler, Verein MERKwürdig – Zeithistorisches Zentrum Melk

 

Quellen:

Internationaler Suchdienst, Arolsen Archives, Einträge für Fernand Jaton, online unter: https://collections.arolsen-archives.org/de/search (10.11.2022).

United States Holocaust Memorial Museum, Holocaust Survivors and Victims Database, Einträge für Fernand Jaton, online unter: https://www.ushmm.org/online/hsv/person_advance_search.php (10.11.2022).

Ministère des armées, Chemins de mémoire, Internierungslager Vernet-d’Ariège, online unter: https://www.cheminsdememoire.gouv.fr/de/internierungslager-vernet-dariege (8.10.2022).

Gedenkorte Europa 1939–1945, Saint-Sulpice (Tarn), online unter: https://www.gedenkorte-europa.eu/content/list/371/ (11.11.2022).

Gedenkorte Europa 1939–1945, Annecy, online unter: https://www.gedenkorte-europa.eu/de_de/annecy.html (11.11.2022).

Michel Germain: Mémorial de la Déportation. Haute-Savoie 1940–1945. Chambéry 1999.

Bertrand Perz: Das Projekt „Quarz“. Der Bau einer unterirdischen Fabrik durch Häftlinge des KZ Melk für die Steyr-Daimler-Puch AG 1944–1945. Innsbruck/Wien 2014.

KZ-Gedenkstätte Mauthausen | Mauthausen Memorial.

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