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Marian Borzęcki 1889 - 1940 Bearbeiten

Geboren 8.9.1889 in Suwałki
Gestorben 3.6.1940 in Gusen

Biografie

Marian Gorgoniusz Borzęcki – Anwalt, Hauptkommandant der Staatspolizei, Politiker. Er wurde am 8. September 1889 in Suwałki (1941-44: Sudauen) geboren. Sein aus Sandomierz (Sandomir) stammender Vater, Bolesław Borzęcki, war Richter beim Bezirksgericht; seine Mutter war Maria Irena, geborene Rakowska. Er entschied sich für eine juristische Kariere. Sein Studium an der juristischen Fakultät der Universität von [Sankt] Petersburg beendete er noch vor dem 1. Weltkrieg. Seine Tätigkeit als Rechtsanwalt begann in [Sankt] Petersburg, und wurde 1915 in Warszawa (Warschau) fortgesetzt.

Während des Krieges trat er 1915 der Straż Obywatelska (Bürgerwehr) als gewöhnlicher[1] Funktionär bei. Danach war er bei der städtischen Miliz von Warszawa Kommissar des 23. Bezirks im Kommissariat mit Sitz in der Ulica Grójecka; er war Leiter und Vortragender an der Milizschule, Oberkommissar und Leiter der Sektion 3 der Miliz für Handels-, sanitäre und technische Angelegenheiten. Anfang Februar 1918, als er sich als ein Einwohner aus Suwałki (1941-44: Sudauen) ausgab, gehörte er zu den Unterzeichnern des Manifests, das an die Rada Regencyjna (Regenschaftsrat) gerichtet war und die Forderung zum Anschluss der Gebiete von Ziemia Suwalska an das Königreich Polen enthielt. Seit dem 1. Juni 1918 leitete er das Referat für Polizeiangelegenheiten in der Verwaltungssektion des Innenministeriums, dann die Polizeiabteilung innerhalb dieser Sektion, anschließend wurde er zum selbständigen Vorsteher der Polizeiabteilung des Innenministeriums. Im November 1918 nahm er an der Entwaffnung der deutschen Polizei in Warszawa (Warschau) teil. Am 1. Dezember 1918 erhielt er die Nominierung zum Ministerialrat im Innenministerium.

Am 20. Januar 1919 übernahm er als leitender Inspektor der städtischen Polizei deren Leitung. Er war federführend bei der Gestaltung und Schaffung einer einheitlichen Polizeistruktur, einschließlich des Gesetzes über die staatliche Polizei, das am 24. Juli 1919 vom Sejm Ustawodawczy (gesetzgebendes Parlament) verabschiedet wurde. Am 17. Juni 1919 erhielt er die Nominierung und mit 1. Juli übernahm er im Rang eines Oberinspektors den Posten des stellvertretenden Hauptkommandanten der staatlichen Polizei, zu jener Zeit, als die Regierung von Premierminister Jan Paderewski angeführt wurde. Er verließ die Polizei am 9. November 1921, da er zuvor am 22. Oktober 1921 von Józef Piłsudski, dem Naczelnik Państwa (Anführer des Staates), auf den Posten des Regierungskommissars für die Stadt Warszawa (Warschau) mit den Kompetenzen eines Woiwoden und Landrats berufen wurde. Am 17. Dezember 1922 wurde er nach der Ermordung des Präsidenten Gabriel Narutowicz in seiner Funktion suspendiert. In der ersten Hälfte des Jahres 1923 bekleidete er die Position des Direktors des Departements für Öffentliche Sicherheit und Presse im Innenministerium. Am 1. Juli 1923 übernahm er kraft des Dekrets des Präsidenten Stanisław Wojciechowski im Rang eines Inspektors die Agenden des Hauptkommandanten der staatlichen Polizei, in der Zeit, als Wincety Witos als Premierminister die Mitte-Rechts-Regierung anführte. Während des Maiputsches von Marszałek (Marschall) Piłsudski ergriff er Partei für die Regierung und den Präsidenten Wojciechowski und wurde am 14. Mai 1926 interniert. Mit der Entlassung aus seinem Posten als Hauptkommandant durch den Präsidenten Ignacy Mościcki beendete er am 5. November 1926 seinen Dienst bei der Polizei.

Zwischen 1927 und dem Ausbruch des 2. Weltkriegs führte er eine Rechtsanwaltskanzlei. Zwischen 1. August 1927 und 2. März 1934 war er stellvertretender Präsident der Stadt Warszawa (Warschau). Zwischen 1926 und 1939 war er in nationaldemokratischen Gruppierungen der Oppositionsbewegung gegen das Sanacja-Regime[2] aktiv wie Związek Ludowo-Narodowy (Nationaler Volksverband), Obóz Wielkiej Polski (Großpolnisches Lager), Stronnictwo Narodowe (Nationale Partei) (er war Vorsitzender des hauptstädtischen Vorstandes und Mitglied des Generalrats in dieser Partei). 1935 verließ er die Stronnictwo Narodowe (Nationale Partei) und trat der Stronnictwo Pracy (Partei der Arbeit) bei und gehörte zu den Politikern rund um die Generäle Władysław Sikorski und Ignacy Jan Paderewski bei der Front von Morges. Im September 1939 wurde er in das Komitet Obywatelski (Bürgerkomitee) beim Armeekommando „Warszawa“ berufen und als Verwaltungsdelegierter für das Gebiet von Starostwo Grodzkie Warszawa-Śródmieście (in etwa: Amtslandrat von Warschau-Innenstadt) nominiert. Er war ebenfalls im Stołeczny Komitet Samopomocy Społecznej (Soziales Selbsthilfe-Komitee der Hauptstadt) tätig. Im Herbst 1939 begann seine Untergrundtätigkeit im sogenannten Biuro Polityczne (Politbüro) und Centralny Komitet Organizacji Niepodległościowych (Zentralkomitee der Unabhängigkeitsorganisationen), welches die politische Haupt-Untergrundvertretung der Exil-Regierung von General Sikorski sein sollte.

Am 30. März 1940 wurde er von den Deutschen festgenommen und im Pawiak[3] inhaftiert. Am 3. Mai 1940 wurde er in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert, von dort wurde er am 27. Mai ins Konzentrationslager Gusen verlegt, welches ein Unterlager des Konzentrationslagers Mauthausen-Gusen war. Er starb am 3. Juni 1940 und gehörte zu den ersten registrierten Opfern des KZ Gusen. Sein symbolisches Grab befindet sich auf dem Friedhof Cmentarz Powązkowski in Warszawa. Er wurde mit folgenden Medaillen ausgezeichnet: dem Krzyż Walecznych (Tapferkeitskreuz), dem Orden Polonia Restituta 3. Klasse, dem französischen L’Ordre national de la Légion d’honneur[4] 4. Klasse und dem Orden der Rumänischen Krone 2. Klasse.

 

Tadeusz Radziwonowicz, Direktor des Staatlichen Archivs in Suwałki

 

[1] Anm. d. Übers.: im Original: durchschnittlicher

[2] Anm. d. Übers.: Sanacja: Eigenbezeichnung des autoritären Regimes in der 2. Polnischen Republik unter  Józef Piłsudski und Edwar Rydz-Śmigły zwischen 1926 und 1939.

[3] Anm. d. Übers.: während des 2. Weltkriegs ein berüchtigtes Gefängnis für politische Häftlinge in Warschau

[4] Anm. d. Übers.: die Ehrenlegion, französischer Verdienstorden

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