Richard Teichgräber 1884 - 1945 Bearbeiten
Geboren 5.8.1884 in Dachau
Gestorben 25.2.1945 in Melk
Biografie
Richard Teichgräber wurde am 5. August 1884 in Dahlen, Deutschland geboren. Er wurde Bauschlosser und heiratete Johanna Rothgangel. Die beiden lebten gemeinsam in Dresden mit ihrem Sohn Richard.
Dort wurde Richard (senior) im September 1938 verhaftet und ins KZ Buchenwald deportiert, wo er fünf Jahre blieb. Im Januar 1944 wurde er in das KZ Lublin-Majdanek überstellt und gelangte von dort in das KZ Auschwitz-Birkenau.
Richard war als deutscher „Schutzhäftling“ kategorisiert. „Schutzhäftlinge“ waren prinzipiell Personen, die aufgrund ihrer politischen Einstellung von den Nationalsozialisten verfolgt wurden. Jedoch waren die Haftkategorien reine Zuschreibungen der SS und signalisieren nicht zwangsläufig den wahren Grund der Inhaftierung in einem Konzentrationslager.
Mit der Evakuierung des KZ Auschwitz aufgrund der immer näher rückenden Roten Armee wurde Richard gezwungen an dem Todesmarsch der Häftlinge nach Mauthausen teilzunehmen. In eisiger Kälte und trotz ihrer Schwäche durch die Lebensbedingungen in Auschwitz mussten die Häftlinge einen kilometerweiten und tagelangen Fußmarsch über sich ergehen lassen. Verpflegung gab es kaum und wer nicht mehr weiterkonnte, wurde erschossen.
Am 29. Januar 1945 kam er mit einem Transport von 2.000 aus Auschwitz evakuierten Häftlingen von Mauthausen nach Melk, wo er im Stollenbau tätig war. Er war der Nachtschicht zugeteilt und musste schwerste körperliche Arbeit verrichten.
Sein Freund, der ehemalige Häftling Walter Sammet, erinnert sich an Richard:
„Ich war schon einmal während der Arbeit vor Hunger und Müdigkeit hingefallen, ohne daß ich es gemerkt hatte, daß ich am Boden lag. Nur meinem Kameraden habe ich es zu verdanken, daß ich diese Nacht überlebte – dadurch, daß er mich mit dem Fuße kräftig anstieß und mich anschrie: 'Du bist wohl verrückt geworden? Bist soviele Jahre im Lager, und jetzt willst du dich die letzten paar Tage noch von diesen Mördern erschlagen lassen!' Wir waren gute Kameraden, Richard Teichgräber und ich. Er lebt heute nicht mehr, war Sozialdemokrat und über 60 Jahre alt. Ist mit mir in Buchenwald, Lublin, Auschwitz und Mauthausen gewesen, hat alles überstanden – der Moloch Melk hat ihn gefressen.“
Richard Teichgräber kam am 25. Februar 1945 im Alter von 60 Jahren im KZ Melk ums Leben. Die offizielle Todesursache lautete „akute Herzschwäche“. Er hatte die physisch komplett auszehrende Schwerstarbeit im Stollen kaum einen Monat lang überlebt.
Christina Kandler (2025), Verein MERKwürdig – Zeithistorisches Zentrum Melk
Quellen:
Internationaler Suchdienst, Arolsen Archives, Einträge für Richard Teichgräber, online unter: <https://collections.arolsen-archives.org/de/search> [Zugriff: 14.4.2022].
United States Holocaust Memorial Museum, Holocaust Survivors and Victims Database, Einträge für Richard Teichgräber, online unter: <https://www.ushmm.org/online/hsv/person_advance_search.php> [Zugriff: 14.4.2022].
Rat der Stadt Dresden (Hg.), Tatsachen klagen an! Berichte der Überlebenden (Dresden 1945), online unter: <https://library.fes.de/pdf-files/netzquelle/a80-11727.pdf> [Zugriff: 14.4.2022].
Anette Eberle, Häftlingskategorien und Kennzeichnungen. In: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hg.), Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 1: Die Organisation des Terrors. München 2005.
Bertrand Perz, Das Projekt „Quarz“. Der Bau einer unterirdischen Fabrik durch Häftlinge des KZ Melk für die Steyr-Daimler-Puch AG 1944-1945. Innsbruck/Wien 2014.
Archiv der KZ-Gedenkstätte Mauthausen.
